Engelsfeuer
war zu einem lockeren Knoten hochgesteckt, so dass ihr Tattoo gut zu sehen war, das am Hals und der Brust begann und unter ihrem Mieder verschwand. Zuletzt hatte es eine Reihe grimmig dreinblickender Elfen gezeigt, die in die Schlacht zogen, doch jetzt hatte es sich in das Drachentattoo zurückverwandelt.
»Veränderst du dein Tattoo oder macht es das von selbst?«, fragte Riley neugierig.
»Sobald ich die Magie freisetze, verwandelt sie es in etwas Passendes. Normalerweise nimmt es das auf, was gerade um mich herum geschieht.« Sie blickte an sich herunter. »Hmmm … ich frage mich, was das bedeutet.«
»Nichts Gutes.« Riley blickte sich rasch um. »Ich muss mit dir reden. Kannst du dir vielleicht kurz freinehmen?«
»Sicher. Ich brauche ohnehin eine Pause. Ich hole nur rasch meinen Mantel.«
Als sie zu dem Zelt gingen, in dem heißer Apfelsaft ausgeschenkt wurde, brachte Ayden sie kurz auf den neuesten Stand über die Zwietracht zwischen Hexen und Nekromanten und das, was Riley verpasst hatte, als sie in Sadlersville gewesen war.
»Wir haben einen Waffenstillstand ausgehandelt. Ozymandias hat ein paar hitzköpfigen Nekros die Leviten gelesen, und seitdem halten sie sich zurück.«
»Ozy? Der Dunkle Lord höchstselbst? Was hat der damit zu tun?«
»Mort glaubt, dass der Kerl versucht, Wiedergutmachung zu leisten für die Katastrophe, die er über uns gebracht hat. Ozymandias hat verlauten lassen, dass er persönlich jeden Beschwörer auf glühenden Kohlen rösten wird, der es wagt, Dämonen zu beschwören.«
»Das ist krass.«
»Es wirkt«, gab die Hexe zu. »Bei meinen Leuten hat es etwas länger gedauert, bis sie sich wieder beruhigt haben, aber im Moment sind alle brav. Ich hoffe, dieser Zustand hält eine Weile an.«
Ihre Freundin führte sie in dasselbe Zelt, das sie vor einer Weile schon einmal besucht hatten, und kaufte zwei Becher mit dampfendem Apfelsaft. Sie ließen sich im hinteren Bereich auf den riesigen Kissen nieder.
»Ich habe die Fernsehberichte über das gesehen, was im Sumpf passiert ist«, sagte Ayden. »Das muss eine ziemliche Schinderei gewesen sein.«
»Allerdings. Aber es ist nicht nur schlecht. Beck und ich waren gestern zusammen beim Abschlussball, und das war klasse.«
»Mit diesen Neuigkeiten kann ich leben«, lächelte die Hexe.
Riley drehte den Becher in ihren Händen. »Bei Ori habe ich einen Fehler gemacht, du weißt schon … als ich mit ihm geschlafen habe. Wenn Den und ich … Was, wenn es völlig falsch ist?«
»Fühlt sich die Liebe, die du für Beck empfindest, genauso an wie die, die du dem Engel entgegengebracht hast?«
Riley schüttelte den Kopf, noch ehe Ayden ihre Frage ganz ausgesprochen hatte. »Das hier fühlt sich … richtig an, verstehst du? Wir haben so viel durchgemacht, und trotzdem fühle ich mich ganz, wenn ich mit ihm zusammen bin. Es ist, als würde er alle Teile von mir festhalten, die ich unterwegs verloren habe. Ori war cool, aber was zwischen uns war, war zu surreal. Zu perfekt.«
»Klingst so, als wärst du dieses Mal vernünftiger. Und was ist dein Problem?«
»Ich will es nicht vermasseln.«
»Liebe ohne Risiko?«, sagte Ayden. »Das gibt es nicht. Du kannst nie sicher sein, wie es ausgeht. Tu dein Bestes, hoffe, dass du nicht zu sehr verletzt wirst, und wenn du unbeschadet überlebst, hast du deine Sache gut gemacht.«
»Sprichst du aus Erfahrung?«, fragte Riley und musterte ihre Freundin aufs Neue.
»Könnte man so sagen.«
Es war Zeit, Farbe zu bekennen. »Ich habe noch ein anderes Problem.« Riley ließ ihren Blick zur roten Seide des Zelts wandern, während sie haarklein von sich und Ori erzählte. Dass der Engel am Leben war und dass Beck keine Ahnung von ihrem neuesten Job hatte: Dämonenmörderlehrling.
Ayden runzelte die Stirn. »Du musst Beck alles erzählen. Du kannst das nicht vor ihm geheim halten. Er muss es wissen.«
»Aber was, wenn er nicht damit umgehen kann? Er ist eifersüchtig auf Ori, und wenn er herausfindet, dass ich fast jede Nacht mit dem Engel verbringe …«
»Er muss es jetzt wissen, ehe du mehr als dein Herz in eure Beziehung einbringst.«
Es war ein vernünftiger Rat, obwohl es nicht das war, was Riley hören wollte. Sie hat recht . Riley hatte von Beck erwartet, dass er all seine Geheimnisse mit ihr teilte. Sie musste es genauso halten, oder ihre Beziehung würde niemals überleben.
»Erzähl es auch den Meistern, vor allem Stewart«, riet Ayden. »Du kannst das nicht allein
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