Engelsfeuer
Hause«, sagte sie schwach. »Ich will nicht mehr töten.«
Der Engel schüttelte den Kopf. »Es gibt noch mehr Ausgeburten der Hölle auf dieser Welt, die deines Schwertes bedürfen.«
Riley drehte sich zu ihm um. Sie fürchtete seinen Zorn nicht länger. »Ich bin kein herzloser Henker so wie du. Ich kann das nicht länger machen.«
»In diesem Punkt irrst du dich«, sagte er geduldig. »Seit dem Moment, in dem du mir deine Seele gabst, hast du in diesem Punkt keine Wahl mehr.«
Der Nachtschlaf wurde ihr durch wiederkehrende Albträume von mörderischen Dämonen geraubt, und Riley wusste, dass sie mit jemandem darüber reden musste, oder sie würde vollkommen den Verstand verlieren. Sie wagte nicht, Beck zu erzählen, was sie und der Engel nachts trieben, zumindest noch nicht, und sich den Meistern anzuvertrauen würde nur dazu führen, dass sowohl Stewart als auch sie die Auswirkungen aus Rom zu spüren bekämen.
Blieb also nur ihre Freundin Ayden: Die Hexe hatte ihr stets vernünftige Ratschläge gegeben, und das konnte Riley gerade dringend gebrauchen.
Es dauerte eine Weile, bis sie einen Parkplatz in der Nähe des Centennial-Parks gefunden hatte, da ihr Peters Talent dafür fehlte. Sie stellte ihren Wagen gegenüber der Ruine des Tabernakels ab und suchte die Umgebung ab. Seit sie das letzte Mal hier gewesen war, hatte sich einiges verändert. Riesige Monolithen ragten in unregelmäßigen Abständen empor und zeugten vom eifrigen Treiben der Bulldozer. Es kam ihr wie ein Sakrileg vor, das Gebäude komplett abzureißen, aber das Grundstück würde irgendjemandem vermutlich eine ganze Menge Kohle einbringen.
Hoffentlich bauen sie nicht irgendeinen Schwachsinn hierhin.
Sobald sie das Auto abgeschlossen und den Rucksack aufgesetzt hatte, wurde sie von der Ruine auf der anderen Straßenseite regelrecht angezogen. Der Boden war uneben, so dass sie sich vorsichtig bewegte. Irgendwelche Orientierungspunkte in den Trümmern zu entdecken war unmöglich, also wanderte sie einfach ziellos umher, rief sich jene entsetzliche Nacht in Erinnerung und dachte an die Dämonen und die Männer, die gestorben waren. Am Fuße eines Steinhaufens hatte jemand Blumen niedergelegt und so eine Art Gedenkstätte geschaffen. Sie ging in die Knie und berührte den Blumenstrauß. Eine Karte steckte darin, die verriet, dass er für Ethan war, einen der Lehrlinge, die dem Feuer zum Opfer gefallen waren. Die Karte war unterschrieben mit In Liebe, Janine . Wahrscheinlich seine Verlobte.
Fast überwältigt von der Ungeheuerlichkeit des Verlusts, stand Riley auf. Plötzlich hatte sie es eilig, von diesem Ort wegzukommen. Als sie sich umdrehte, stieß sie mit dem Turnschuh gegen ein Stück Holz, das aus den Trümmern hervorlugte. Riley starrte auf das Lederband, das unter den Trümmern verschwand, und wusste, was es war, noch ehe sie es ausgegraben hatte. Obwohl es angekokelt war, waren Simons Initialen auf der Rückseite des Kreuzes noch gut zu erkennen. Irgendwie hatte das Symbol seines Glaubens die Katastrophe überlebt.
Riley wischte den Dreck ab, bis ihre Hände schwarz vom Ruß waren. Wenn sie es ihm jetzt wiedergäbe, würde er es vielleicht nicht annehmen, da er immer noch zu durcheinander war von dem, was er erlebt hatte. Trotzdem stopfte sie es in ihren Rucksack, um es sicher zu verwahren, in der Hoffnung, dass Simon Adler eines Tages wieder Trost in seinem Glauben fand und er sich freuen würde, das Kreuz wiederzusehen.
Im Zelt von Beifuß, Buch und Besenstiel drängten sich die Kunden und begutachteten die üppige Auswahl an Düften, Kristallen und diversen Zaubertränken. Ayden beriet gerade eine Frau, die darauf bestand, einen Liebeszauber zu erstehen. Geduldig warnte die Hexe sie, dass solche Magie häufig unbeabsichtigte Konsequenzen hatte, aber die Kundin hörte nicht zu.
»Ich verstehe nicht, wo das Problem liegt«, sagte die Frau. »Ich will doch nur, dass er sich in mich verliebt.«
»Und dann?«, fragte Ayden und hob verärgert eine Braue. »Was passiert, wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass Sie ihn nicht mehr lieben? Sie haben ihn an sich gebunden.«
»Dann sage ich ihm, dass es vorbei ist. Das ist doch kein Drama.«
Glücklicherweise verschwand die Frau kurz darauf, ohne irgendetwas in der Hand, das einem Liebeszauber ähnelte. Sie behauptete, sie kenne einen anderen Laden, wo sie das Gewünschte bekäme.
»Der steht noch eine ungemütliche Lektion bevor«, stellte die Hexe fest. Ihr lockiges, rostrotes Haar
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