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Engelsfeuer

Engelsfeuer

Titel: Engelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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schwarzweiß geschecktem Linoleum war ziemlich in die Jahre gekommen. Ein langer Tisch nahm die Wand zur Linken ein, bedeckt mit einer blauen Vinyltischdecke und besetzt mit alten Männern mit Zeitungen und halbleeren Kaffeetassen. Ihr Durchschnittsalter schien bei etwa siebzig Jahren zu liegen.
    Die Bänke der Sitznischen an den Wänden hatten hohe Rückenlehnen, und fünf Tische standen ordentlich aufgereiht in der Mitte des Raumes, an dessen Decke Ventilatoren träge die Luft umwälzten. An der schwarzen Wand standen Regale mit aufgereihten Bechern. Einige davon trugen Namen.
    Kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen, wandten sich die Köpfe zu ihnen um, und die Gespräche erstarben. Jeder Blick war auf sie gerichtet. Während einer der alten Männer einen anderen mit dem Ellenbogen anstieß und ihm etwas zuflüsterte, ignorierte Beck die Aufmerksamkeit und wählte die Nische aus, die am nächsten zum Fenster und zur Tür lag. Riley ließ sich auf die Bank ihm gegenüber gleiten.
    Eine Kellnerin kam zu ihnen geschlendert. Sie war schon älter, vielleicht vierzig Jahre, hatte riesige Brüste, die eindeutig einen besseren BH brauchten. Sie war viel zu stark geschminkt, und ihr schwarzer Rock endete knapp über den Knien, so dass die langen, gebräunten Beine, die pinkfarbenen Socken und roten Tennisschuhe voll zur Geltung kamen.
    »Ich hab gehört, dass du zurück bist«, sagte die Frau, den Blick auf Beck gerichtet. Dann wanderte der Blick zu Riley. »Ich hab gehört, dass du nicht allein bist.«
    »Karen. Wie geht es dir?«, fragte er höflich.
    »Nicht schlecht. Und dir?«
    Ein Achselzucken. Er machte sich nicht die Mühe, die Speisekarte aufzuklappen, wahrscheinlich, weil er sie ohnehin nicht lesen konnte. »Ich hätte gerne einen Burger und eine doppelte Portion Pommes. Ach ja, und schwarzen Kaffee, bitte.«
    Riley musste sich beeilen, um die Angebote zu lesen. Wer weiß, was für ein Essen man in so einem Laden bekam? Sie beschloss, auf Nummer Sicher zu gehen.
    »Einen Burger, etwas Käse und ein Glas ungesüßten Eistee.«
    Die Frau sah sie an, als hätte sie einen Teller voll Würmer bestellt. »Ungesüßt? Hm. Woher kommst du?«
    »Atlanta.«
    »Hab ich mir doch gedacht. Alles Yankees da oben.« Die Kellnerin verschwand im hinteren Bereich des Diners und durch die Schwingtür, die in die Küche führte.
    Riley beugte sich über den Tisch und senkte die Stimme.
    »Wir sind, wie lange, zwanzig Minuten hier, und jeder weiß bereits Bescheid? Was ist mit den Leuten hier los?«
    »Sobald irgendetwas Interessantes passiert, spricht es sich herum wie ein Lauffeuer.«
    »Wir sind nicht interessant, Beck.«
    »Da irrst du dich, Mädel, vor allem, da du mit mir gekommen bist.«
    Er sprach bereits anders, war zurückgekehrt zu seinen Wurzeln und zog die Vokale noch deutlicher in die Länge.
    »Hat dieses Interesse irgendetwas mit deiner Vergangenheit hier unten zu tun?«
    Er nickte. Mit einer Handbewegung ermunterte sie ihn, damit herauszurücken. Er schüttelte den Kopf.
    »Also gut, dann werde ich die fehlenden Teile einfügen.« Sie senkte erneut die Stimme, damit niemand sie hörte. »Du warst ein total geiler Bock, stimmt’s? Nichts, was einen Rock trug, war vor dir sicher.«
    Zu ihrer Überraschung tauchte ein schiefes Grinsen auf Becks Gesicht auf. »Man könnte auch sagen, ich war sehr … gesellig.«
    »Mit wie vielen warst du zusammen?«
    »Nur mit zweien. Mit den anderen habe ich nur ein bisschen rumgemacht.«
    Ohhhkay  … Dieser Typ gehörte eindeutig in die »Bloß-keine-Verpflichtungen«-Kategorie.
    Die Kellnerin kam zurück, setzte Beck einen Becher Kaffee vor und Riley ein hohes Glas mit Eistee.
    »Ungesüßt«, sagte die Frau kopfschüttelnd. Ihre Tennisschuhe quietschten auf dem Linoleum, als sie zur nächsten Nische ging.
    »Mit der Kellnerin warst du also auch … gesellig?« Beck schüttelte den Kopf. »Gut. Dann wird sie uns also nicht ins Essen spucken.«
    Ehe er darauf antworten konnte, schwang die Tür zum Diner auf. Er schaute zum Neuankömmling hoch und spannte umgehend sämtliche Muskeln an, als er ihn erkannte. Erst jetzt begriff Riley, warum er diesen Platz gewählt hatte: Wenn es Ärger geben sollte, wären sie schnell draußen.
    Der Neuankömmling steuerte direkt auf ihre Nische zu. Er war über einsachtzig groß und trug Jeans und ein Lederhemd. Seine Haare waren grau, und der Schnurrbart hätte mal wieder gestutzt werden müssen. Er kniff die wässrigen braunen Augen

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