Engelsfeuer
Kopf auf, der absolut verräterisch war. »Ich hasse es wirklich, das zu sagen, aber möglicherweise tut Justine dir einen Gefallen.«
»Was? Wie kannst du so etwas denken?«, fragte er zornig.
»Sie hat die Leute dazu gebracht, über die vermissten Jungen zu reden. Ich weiß, das ist nicht das, was du wolltest, aber jetzt solltest du dich dahinterklemmen und darauf bestehen, dass der Sheriff den Fall noch einmal aufrollt und herausfindet, was wirklich passiert ist.«
»O Mann, du bist verrückt«, antwortete Beck, schüttelte heftig den Kopf und sprang erneut vom Truck, um ein paar Schritte zu gehen. »Sie könnten mich wegen Mordes anklagen.«
»Sieben Jahre später?«
»Das spielt keine Rolle. Ich könnte für den Rest meines Lebens ins Gefängnis kommen … oder hingerichtet werden«, erwiderte er, wobei er ihr den Rücken zukehrte. Es war, als versuchte er, sich selbst vor der Wahrheit zu schützen.
»Auf der Grundlage welchen Beweises sollte man dich verurteilen?«, sagte sie. »Sie haben keinen, oder du säßest schon längst im Knast.«
»Das ist mir egal. Lass die Leute denken, ich sei ein Mörder. Es ist völlig egal.«
Nein, es ist nicht egal. Das ist es, was dich all die Jahre zurückgehalten hat .
Dies war der Augenblick in Becks Leben, in dem sich alles zum Besseren wenden konnte. Wenn er weiterhin vor seiner Vergangenheit davonrannte, würde er niemals eine Zukunft haben.
Riley wappnete sich für das, was jetzt kam. Es würde ihnen beiden weh tun.
»Eines Tages wirst du genau so sein wie deine Mutter, weißt du das? Ich sehe es schon vor mir.«
Außer sich vor Zorn wirbelte Beck herum. »Wage nicht, so etwas zu sagen.«
»Nicht? Du hast mir gesagt, dass sie alles Gute nimmt und es verdreht, bis es böse ist. Du machst es genauso. Es gibt Menschen, denen du etwas bedeutest, aber du stößt sie fort, weil du nicht willst, dass dir irgendjemand zu nahe kommt. Du hast Angst, um Hilfe zu bitten, weil du überzeugt bist, dass jeder dein Feind ist.«
Seine Augen funkelten. »Vorsicht, Mädel. Du gehst zu weit, selbst für Pauls Tochter.«
Er musste alles hören. »Du tust alles, damit du ja scheiterst. Wenn du wegen Justines Artikel kein Meister werden kannst, dann wirst du behaupten, dass sich die Welt gegen dich verschworen hat. Du wirst alles und jeden hassen.« Riley zitterte so heftig, dass es ihr schwerfiel, die Worte auszusprechen. »Dann wird es ganz leicht sein, den ganzen Ärger zu ersäufen, es hat ja ohnehin niemand jemals geglaubt, Sadies unehelicher Sohn sei auch nur einen Penny wert. Und du wirst allen beweisen, dass sie recht hatte.«
Sie holte zum letzten Schlag aus. »Du wirst genauso sterben wie sie – alt und verbittert und einsam.«
Beck zitterte ebenfalls, aber, wie sie glaubte, vor Wut. Langsam näherte Riley sich ihm, unsicher, ob das, was sie vorhatte, klug war. Es wurde Zeit, Worte nicht länger als Waffen einzusetzen.
Behutsam legte sie eine Hand auf seine sich hektisch hebende Brust. »Hier drinnen schlägt das Herz eines guten Mannes, eines ehrlichen Mannes. Eines Helden«, sagte sie mit gedämpfter Stimme. »Er stürzt sich in die Flammen und riskiert sein Leben, um andere zu retten.« Sie blickte auf zu den gequälten Augen. »Wird es nicht langsam Zeit, dass er sich selbst rettet?«
Beck schnappte nach Luft, als hätte sie ihn in den Magen geschlagen.
»O Mann, du gehst einem ja echt an die Gurgel, was?« Er schaute über ihren Kopf hinweg in die Ferne. »Und du meinst, dieser sogenannte Held sei es wert, gerettet zu werden?«
»Natürlich«, sagte sie und lächelte ihm zaghaft zu. »Aber er muss derjenige sein, der die Wahrheit einfordert, egal, was für ein Risiko das birgt. Er muss daran glauben, dass er es wert ist, gerettet zu werden.«
»Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll«, gab er zu.
Widerstrebend nahm Riley ihre Hand fort. Sie mochte das Gefühl, seinen Herzschlag unter ihr zu spüren, doch jetzt kam ihre praktische Seite wieder durch. »Irgendjemand weiß, was geschehen ist. Komm schon, die Leute hier können dir erzählen, wie viele Scheiben Toast der Nachbar zum Frühstück gegessen hat. Irgendjemand hat bestimmt irgendetwas gesehen. Wir müssen nur ein paar Steine umdrehen und abwarten, was darunter hervorgekrochen kommt.«
»Wenn jemand die beiden umgebracht hat, könnte es böse enden«, sagte Beck.
»Ich weiß, aber jetzt hast du die Chance, es richtigzustellen. Du hast die Chance, dafür zu sorgen, dass die Eltern der Jungen die
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