Engelsfeuer
Vielleicht erzählt er dir, wo sie sind.«
»Wo wer ist?« Krachend fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
7.
Kapitel
Riley schob die heißen Pizzaschachteln auf ihrem Schoß hin und her. Der Duft machte sie wahnsinnig. Vielleicht konnte sie Beck nach dem Essen fragen, was der Typ aus der Pizzeria gemeint hatte.
»Wo fahren wir hin?«, wollte sie wissen.
»In die Nähe vom Sumpf.«
Genau dahin, wohin sie laut Cole nicht mit dem Dorftrottel fahren sollte.
Leichte Paranoia, oder was?
Er suchte keinen Picknickplatz aus, sondern eine Straße, die mitten in die Pampa führte. Wenn er nicht Beck wäre, würde sie jetzt ziemlich nervös werden.
»Wo sind wir?«
»Südlich der Stadt auf einer der Straßen, die am dichtesten am Nationalpark vorbei führen. Okefenokee liegt etwa da drüben«, sagte er und deutete Richtung Westen auf die untergehende Sonne.
»Warum sind wir hierher gefahren?«, fragte sie und öffnete den Sicherheitsgurt.
»Weil es nicht in der Stadt ist«, sagte er. »Für heute habe ich genug davon, von den Leuten angestarrt zu werden.«
Riley wusste genau, was er meinte. Sie öffnete die Tür und spähte hinaus auf weißen Sand. Das war anders. Sie vertraute darauf, dass er wusste, was er tat, wartete, bis er eine Decke hinter der Sitzbank hervorgeholt hatte, und folgte ihm zur Rückseite des Trucks. Dort schuf er etwas Platz für sie, damit sie sich zum Essen auf die Heckklappe setzen konnten.
»So was Ähnliches wie ein Picknick«, sagte sie und versuchte, das Beste daraus zu machen.
»Ja«, erwiderte er, aber sie merkte, dass er nicht bei der Sache war.
Riley kletterte auf die Klappe und öffnete hungrig die Pizzaschachtel. Auf der Stelle lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Sie nahm eine Serviette und ein dickes Stück Pizza. Beck tat es ihr gleich.
Während sie kaute, betrachtete Riley die Landschaft um sie herum. In einiger Entfernung standen hohe Pinien, und überall entdeckte sie diese seltsamen Pflanzen mit den stacheligen Blättern. Sie waren etwa einen Meter zwanzig hoch und hatten seltsamerweise alle dieselbe Höhe.
»Was ist das?«, fragte sie und deutete mit der freien Hand darauf. »Sie sehen aus wie Babypalmen oder so etwas.«
»Das sind Sägepalmen. Sie wachsen überall in diesem Teil des Landes.«
»Warum sind sie alle gleich hoch?«
»Es muss ein Feuer gegeben haben, bei dem alles niedergebrannt ist. Jetzt wachsen sie wieder nach.« Ein schiefes Lächeln tauchte in seinem Gesicht auf. »Als ich elf war, hat Donovan mich mit in den Sumpf genommen. Er sagte, es sei höchste Zeit, dass ich lerne, allein zu überleben, denn selbst ein Blinder konnte sehen, dass Sadie sich nicht um mich kümmerte.«
»Was habt ihr im Sumpf gemacht?«
»Wir waren für ein Wochenende draußen und haben gezeltet, nur wir beide. Er brachte mir bei, wie man es anstellt, sich nicht von den Alligatoren fressen zu lassen, wie man Schlangen fängt, häutet und kocht. Er hat mir alles Mögliche beigebracht. Ich fand’s echt klasse, mit ihm zusammen zu sein. Er hat mich nicht verurteilt, so wie alle anderen.«
»Das ist cool.«
»Ach ja, und einmal habe ich einen Angelwettbewerb gewonnen. Ich habe einen Schlammfisch gefangen, einen richtig fetten. Donovan hat ein Bild davon gemacht. Ich habe dreißig Dollar Preisgeld bekommen.«
»Was hast du dir davon gekauft?«
»Stiefel. Ein richtig geiles Paar Stiefel. Davor hatte ich noch nie vernünftige Schuhe.«
»Es gab also doch ein paar gute Dinge in deinem Leben.« Die meisten davon schienen irgendwie mit dem Sheriff zusammenzuhängen. Und wieso würdet ihr euch jetzt am liebsten prügeln?
»Aber sie haben die schlechten nicht wettgemacht.«
In den Büschen rechts von ihnen hörte Riley etwas davonhuschen. »Gibt es hier … Alligatoren?«
»Könnte sein, aber sie halten sich lieber näher beim Wasser auf.« Beck grinste. »Du bist echt eine Stadttussi.«
»Natürlich«, erwiderte sie trotzig. »Ich mag Gebäude und Bürgersteige. Ich mag Sachen, die ich verstehe. Das hier …«, sie machte eine ausschweifende Handbewegung, »… ist hübsch, aber ich fühle mich hier fehl am Platze.«
»Ich mag das Land«, sagte er mit weicher Stimme. »Es ist ruhig, und ich kann nachdenken. Die Stadt verstopft mir manchmal das Hirn.«
Sie öffnete eine Dose Limo und nahm einen tiefen Schluck. »Jetzt, wo dein Hirn unverstopft ist, kannst du mir ja von Cole erzählen.«
Prompt runzelte er die Stirn. »Warum willst du etwas über ihn wissen?«
Riley
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