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Engelsfeuer

Engelsfeuer

Titel: Engelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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wohin wir fuhren. Als ich sie fragte, sagte sie, es sei ein Test, ob sie mir vertrauen könne.«
    Nur mit Mühe konnte Riley verbergen, dass sie am ganzen Leib erschauderte.
    »Sadie fuhr rüber bis zum westlichen Rand von Okefenokee, in den Nationalpark und dann in den Sumpf. Sie schien genau zu wissen, wohin sie fuhr, also sagte ich nichts. Ich dachte, es könnte zur Abwechslung mal Spaß machen, immerhin war es Freitagnachmittag und so.«
    Riley konnte sich gut vorstellen, wie es für ihn gewesen sein musste, mit seiner Mom zusammen einen Ausflug zu machen. Er musste ganz aus dem Häuschen gewesen sein, vor allem nach so einem heftigen Streit. Vermutlich hatte er gedacht, die Dinge zwischen ihnen würden sich zum Guten wenden.
    »Sadie parkte den Wagen, und dann wanderten wir los. Ich wusste nicht, wie weit wir liefen, aber es war echt anstrengend. Wir gingen immer tiefer in den Sumpf hinein. Nach einer Weile bekam ich Angst, aber sie scheuchte mich weiter. Schließlich blieb sie stehen.«
    Er nestelte an seinem Bettzeug herum.
    »Ich kann mich noch an ihren Gesichtsausdruck erinnern. Er war so … grausam.« Er räusperte sich. »›Bleib hier, Denver‹«, sagte sie. »›Wenn du genau hier bleibst und nicht weinst, verrate ich dir den Namen von deinem Dad.‹«
    Riley starrte ihn mit offenem Mund auf. »Und du hast ihr geglaubt?«
    »Zum Teufel, ja«, schnauzte Beck. »Ich war ein Kind. Ich wollte nur, dass sie mich liebt, und wenn das bedeutete, dass ich dort draußen bleiben musste, dann würde ich das tun.«
    »O mein Gott«, sagte Riley und begann zu frösteln. Sadie hatte den einzigen Köder benutzt, dem ihr Sohn niemals widerstehen könnte. Diese Frau war bösartig.
    Becks zu Fäusten geballte Hände lagen neben ihm. Als er es merkte, zwang er sich, sie zu lockern und schlaff auf die Decke fallen zu lassen.
    »Sadie sagte, sie würde mir beibringen, mich um mich selbst zu kümmern, weil kein anderer das tun würde.«
    »Wie lange warst du …« Riley brachte die Frage kaum heraus.
    »Zwei Tage und drei Nächte. Am zweiten Morgen wusste ich, dass sie nicht zurückkommen würde, um mich zu holen, also bin ich selbst losgezogen. Kurz vor Sonnenuntergang fand mich der Park-Ranger.«
    »Woher wusste er, wo er nach dir suchen soll?«
    »Das wusste er nicht, aber zu dem Zeitpunkt wusste Donovan bereits, dass ich verschwunden war, also war er in Alarmbereitschaft.« Beck strich erneut mit der Hand über die Decke und glättete die Falten.
    »Warum zum Teufel sitzt sie nicht im Gefängnis?«, wollte Riley wissen. Als er nicht antwortete, wusste sie Bescheid. »Du hast ihnen nicht erzählt, was wirklich passiert ist, oder?«
    Beck schüttelte den Kopf. »Ich hab gesagt, ich wäre weggelaufen. Donovan wusste es besser, aber er hatte keinen Beweis. Sie hatten nichts gegen Sadie in der Hand.«
    »Aber sie hat dich zurückgelassen, damit du stirbst!«, protestierte sie, außer sich vor Zorn, dass so etwas Entsetzliches ungestraft blieb.
    »Ich weiß«, sagte er mit bebender Stimme. »Aber wenn du willst, dass jemand dich liebt, würdest du alles dafür tun. Sogar für denjenigen lügen.«
    Dann hat sie dir nie von deinem Vater erzählt. Was für ein kaltherziges Miststück.
    Jetzt verstand Riley, wo diese abgrundtiefe Traurigkeit in seinem Blick herrührte. Er war von dem Menschen verraten worden, der immer für ihn hätte da sein sollen.
    Als hätte die Beichte ihn erschöpft, knipste Beck die Leselampe aus und rollte sich mit dem Rücken zu ihr zusammen. So würde sie es machen, wenn sie nicht wollte, dass er ihre Tränen sah. Er mochte zwar fast dreiundzwanzig Jahre alt sein, er war im Krieg gewesen und zurückgekehrt, aber tief im Innersten war er immer noch der kleine Junge im Sumpf. Er würde immer danach lechzen, von der einen Frau angenommen zu werden, die sich keinen Deut um ihn scherte.
    »Beck?«
    »Ja?« Seine Stimme klang dumpf.
    »Sadie hasst dich, weil du vom Moment deiner Geburt besser warst als sie.«
    Er drehte sich um, in seinen Augen schimmerte es. »Meinst du das wirklich ernst?«
    »Ja. Und ich werde jedem das Maul stopfen, der etwas anderes behauptet«, sagte sie trotzig. Sie hatte die Fäuste geballt.
    »Möglicherweise wirst du diese Worte belegen müssen, wenn wir sehr viel länger in dieser Stadt bleiben.«
    »Dann lass uns tun, was wir tun müssen, und nach Hause fahren«, sagte sie.
    Mit einem gemurmelten »Yeah« drehte er sich wieder um und verkroch sich wieder in seinem

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