Engelsfeuer
sich ein neues Leben aufzubauen?
Der Sheriff würde ihm helfen. Donovan konnte nicht mehr ruhig schlafen, seit die beiden Jungs verschwunden waren. Und Riley war gut darin, Geheimnisse aufzudecken, die Menschen lieber geheim halten wollten. Er hatte das erlebt, als sie den Betrug mit dem Weihwasser enttarnt hatte. Damit hatte er zwei starke Mitstreiter auf seiner Seite, Menschen, die an ihn glaubten. Vielleicht war es an der Zeit, herauszufinden, was Brad und Nate tatsächlich zugestoßen war. Dann würde er nachts wahrscheinlich auch besser schlafen.
Was, wenn wir es nicht herausfinden? Was, wenn die Wahrheit verborgen blieb und der Bundesverband ihm deswegen die Zulassung zum Meister verweigerte?
Er spürte heftigen Trotz in sich aufsteigen. Falls die Zunft ihm blöd kam, würde er eben als Freiberufler arbeiten. Es war nicht so ehrenhaft wie für die Zunft zu arbeiten, aber von irgendetwas musste er schließlich leben. Vielleicht würde Riley sich ihm anschließen, und sie könnten zusammen auf Dämonenfang gehen.
Er warf Riley einen raschen Blick zu und schaute dann wieder auf die Straße. Er war sich nicht ganz sicher, wie er mit dem Mädel – er berichtigte sich, der jungen Frau – umgehen sollte, die so bedingungslos an ihn glaubte. Aber zuerst war da noch Sadie, mit der er fertig werden musste, und dann musste er versuchen, ein altes Unrecht wiedergutzumachen – sowohl um seinetwillen als auch für die vermissten Jungs.
8.
Kapitel
Nachdem Riley sich ihr Schlafzeug angezogen hatte – sie hatte sich für T-Shirt und Shorts entschieden, da sie nicht wollte, dass Beck sie in ihrem Panda-Schlafanzug sah –, fand sie ihren Kerl in seinem eigenen Bett unter der Decke, ein Buch im Schoß. Es war dasselbe Buch, das sie an dem Abend in seinem Haus entdeckt hatte, als er in der Dämonenhochburg verletzt worden war. Dem Lesezeichen nach zu urteilen, war er noch nicht sehr viel weitergekommen.
Zu beschäftigt damit, die Bösewichter zu bekämpfen.
Gewissenhaft formte Beck beim Lesen jedes Wort mit den Lippen nach, und mit dem Finger folgte er dem, was er las. Hin und wieder hielt er inne und zog ein Blatt Papier zu Rate, das ihr Vater ihm gegeben hatte, das mit den Wortbeschreibungen. Dann las er weiter. Als er merkte, dass sie ihm zusah, klappte er das Buch verlegen zu.
»Mach weiter«, sagte sie. »Das Buch ist gut.«
»Woher weißt du das?«, fragte er und war sofort wieder auf der Hut.
»Ich sah es in deinem Schlafzimmer, in der Nacht, als ich bei dir war. Dad hat dir dabei geholfen, oder?«
Becks Skepsis verschwand, als sie ihren Vater erwähnte.
»Ja. Er hat mir die Wörter erklärt, die ich nicht verstand, und hat sie für mich rausgeschrieben. Dann musste ich sie immer wieder abschreiben, bis ich sie richtig buchstabieren konnte.«
»So habe ich es auch gelernt«, sagte sie und setzte sich auf die Bettkante.
»Du bist klüger als ich.«
»Das glaube ich kaum.« Sie deutete auf das Buch. »Kann ich dir dabei helfen?«
»Ich glaube, ich habe alles«, sagte er. »Dieses Buch ist viel schwieriger als die, die ich normalerweise lese. Es dauert ewig.«
»Aber du schaffst es schon«, sagte sie.
»Ich nehme es an. Ich glaube nicht, dass ich jemals so lesen werde wie die meisten Leute.«
»Zumindest versuchst du es. Das ist es, was zählt.«
Er widmete sich nicht wieder der Geschichte, sondern starrte ins Nichts. Das Buch lag vergessen in seinen Händen.
»Beck?«
»Hmmm?«
»Hat deine Mutter dich echt im Sumpf ausgesetzt? Ich muss die Wahrheit wissen.«
Damit ich weiß, ob sie nur eine Lügnerin oder wirklich bösartig ist.
Er sank gegen das Kopfbrett und rieb sich die Augen. »Sobald ich einmal damit anfange, gibt es kein Halten mehr, Riley. Da ist so vieles.«
»Damit komme ich klar«, drängte sie. »Sprich mit mir, Beck. Das alles frisst dich auf, wie der Krebs deine Mutter auffrisst.«
Er blickte zu ihr auf. »So habe ich es noch nie gesehen.« Beck legte das Buch auf den Nachttisch, sein Kinn war angespannt. »Ich war acht. Sie hatte getrunken, und wir haben uns tierisch gestritten. Es war das erste Mal, dass ich mich gegen sie gewehrt habe.« Er seufzte.
Riley biss sich auf die Lippen.
»Ich dachte immer, mein Dad würde eines Tages nach Hause kommen, und wenn er sie dann so sehen würde …«
Dann würde er gleich wieder abhauen.
»Am nächsten Nachmittag steckte sie mich direkt nach der Schule ins Auto. Wir waren ziemlich lange unterwegs, und ich hatte keine Ahnung,
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