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Engelsfeuer

Engelsfeuer

Titel: Engelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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saß im Büro des Sheriffs, und die Leute wuselten um sie herum. Riley hatte das Gefühl, von einem Truck plattgewalzt worden zu sein. Ihre Gelenke und Muskeln schmerzten bis in jede einzelne Zelle hinein, ihr Kopf hämmerte, und an zwei Stellen an ihrem Rücken hatte sie das Gefühl, jemand hätte spitze Nadeln hineingerammt. Sie weigerte sich, sich zur Notaufnahme bringen zu lassen. Sie konnte sich ausmalen, was der Bundesverband mit dem Bericht der Versicherung anfangen würde: Dämonenfängerin in Ausbildung beinahe von einem verrückten Bestatter elektrisch hingerichtet. Ihr Ruf war ohnehin schon schlecht genug.
    Simon saß neben ihr, eine Eispackung auf der Wange, die sich bereits dunkel verfärbte – der Beginn eines eindrucksvollen Veilchens. Sein Hemdkragen war eingerissen, und die Lippen waren aufgeplatzt und bluteten. Die rechte Hand war verbunden, und die Knöchel waren aufgeschürft.
    Während sie versuchte, sich von dem Überfall zu erholen, versorgte er sie mit den fehlenden Puzzleteilchen: Je länger er in dem Truck gesessen hatte, desto größer war seine Sorge geworden, also hatte er beschlossen, nachzusehen, was da los war. Als er McGovern über Rileys Körper hatte stehen sehen, hatte er die Beherrschung verloren. Zum Glück waren der Sheriff und die anderen gerade rechtzeitig aufgetaucht.
    »Wann fahren wir in den Sumpf?«, drängte sie.
    »Vor dem Morgen können wir nicht aufbrechen«, erwiderte Martin. »Wir haben keine Ahnung, wo Beck steckt, und wir brauchen Tageslicht, um ihn aufzuspüren. Ich weiß, dass du frustriert bist. Mir geht es genauso, dabei mag ich ihn nicht einmal.«
    Nicht vor dem Morgen . Das würde Becks zweite Nacht allein sein. Er muss denken, dass ich nicht komme  … Wenn er noch am Leben war.
    Simon berührte sie am Arm. »Alles in Ordnung?«
    Riley schüttelte den Kopf, in den Augen brannten Tränen. Sie wischte sie fort, wütend, weil sie sich nicht zurückhalten ließen.
    »Wir werden ihn finden. Wir bringen ihn nach Hause«, sagte er.
    Sie nickte und kramte in ihrer Tasche nach einem Taschentuch, als Donovan das Büro betrat. Er legte unzählige Beweisstückbeutel auf seinen Tisch.
    »McGovern hatte Becks Telefon und seine Waffe. Er verlangt einen Anwalt, wir werden also nichts mehr aus ihm herausbekommen.« Der Sheriff ließ sich auf seinen Stuhl sinken. »Aber warum?«, fragte er und hob frustriert die Stimme. »Was hat ihn zu Kidnapping und versuchtem Mord getrieben? Was verheimlicht McGovern?«
    »Vielleicht kann ich etwas Licht ins Dunkel bringen«, sagte jemand von der Bürotür aus.
    Justine .
    »Sie ist wieder da …«, murmelte Riley. Ihre Eifersucht war prompt auch wieder da.
    Die Reporterin sah wie immer perfekt aus. Smaragdgrüne Augen ohne die geringsten dunklen Ringe darunter, der Hosenanzug ohne eine einzige Falte und rotes Haar, das sich in wogenden Wellen über ihre Schultern ergoss. Justine wählte den Stuhl neben Riley, wahrscheinlich, damit jeder im Raum den Vergleich hatte zwischen passt alles und totales Chaos . »Haben Sie Beck schon gefunden?«, fragte die Reporterin.
    »Nein. Er ist irgendwo im Sumpf«, erwiderte Donovan.
    Die Reporterin runzelte die Stirn. »Ich kenne das Geheimnis des Bestatters und weiß, warum er seit neuestem zur Gewalt neigt. Im Gegenzug will ich die Exklusivrechte an der Story.«
    Riley biss die Zähne zusammen. Sie mochte Justine Armando hassen, aber die Reporterin war sehr gut in ihrem Job. Wenn irgendjemand Geheimnisse und Lügen ausgraben konnte, dann diese Schreibertussi.
    Donovan zögerte keine Sekunde. »Abgemacht. Reden Sie.«
    Justine zog ein Notizheft aus ihrer teuren Ledertasche und schlug es auf. Mit polierten Fingernägeln blätterte sie durch die Seiten.
    »Vor zehn Jahren begann ein Nekromant aus Jacksonville, ein paar Bestatter aus Florida dafür zu bezahlen, dass sie ihm die Leichen überließen, die sich für eine Reanimation eigneten. Also Leichen, die eingeäschert werden sollten, weil die Familie keine Totenwache am Grab halten wollte.« Sie blätterte ein paar Seiten weiter. »Seit Ende 2009 beteiligten sich zwei Bestatter aus Georgia an diesem Betrug. Bert McGovern war einer von ihnen. Sein Laden diente als Sammelstelle für die Leichen aus dem südlichen Teil des Staates.«
    »Weiter«, drängte der Sheriff. Er saß aufrecht auf seinem Stuhl und hörte aufmerksam zu.
    »Anstatt eingeäschert zu werden, wurden die Leichen, die sich in einem guten Zustand befanden, zum Beschwörer nach

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