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Engelsfeuer

Engelsfeuer

Titel: Engelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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keinerlei Hysterie mit, denn es war die Wahrheit. Er war schon einmal an diesem Punkt gewesen, nach einer Straßensprengfalle in Afghanistan. Irgendwie hatte er es überlebt.
    Aber dieses Mal  …
    Die Kette würde nicht wie durch Zauberhand abfallen, und es würde auch kein Büfett vor seinen Augen erscheinen. Also blieben nur zwei Möglichkeiten: den Weg ins Grab weiterzugehen oder den Köder der Hölle zu schlucken.
    Ein weiterer Schauder lief durch seinen Körper und vernebelte seinen Blick. Beck rollte sich zu einer Kugel zusammen. Er zitterte so heftig, dass seine Muskeln schmerzten und ihm die Zähne klapperten. In seinem Fieberwahn sah er Riley im Café in Atlanta, wie sie mit Ori lachte. Sie suchte nicht nach ihm. Sie hatte ihn zurückgelassen.
    »Du wirst … nach … mir suchen«, flüsterte er. »Du wirst mich nicht hier liegenlassen.«
    »Du bist ihr egal, Fänger«, flüsterte der Dämon in seinem Kopf. »Stirb nicht aus Stolz. Akzeptiere das Mal der Hölle, und lebe. Du kannst dich an all jenen rächen, die dich im Stich gelassen haben.«
    »Nein.«
    »Paul Blackthorne hat uns seine Seele gegeben. Das kannst du auch tun. Das ist keine Schande. Dein Leben ist kostbar«, sagte der Dämon.
    »Paul … ist nicht in der Hölle. Er ist draußen … hat euch alle reingelegt.« Bei diesem Gedanken stieß Beck ein heiseres Lachen aus.
    »Du gehörst mir, Fänger. Du wirst meinen Status in der Hölle verbessern, und der Höllenfürst wird mir wieder gnädig sein. Du wirst mir deine Seele geben.«
    »Fick dich selber, Dämon.«
    Der Höllendiener lachte, ein scharfer, beißender Ton. »Das sagt ihr Sterblichen immer, bis es wirklich zu Ende geht.«

    Es war fast acht Uhr morgens, als Riley am Kingfisher Landing ankam. Vom Abend zuvor taten ihr immer noch sämtliche Knochen weh. Ihr Begleiter, ein Typ namens Ray, beeilte sich, so gut es ging, aber es dauerte eine Weile, bis alles ordentlich eingerichtet war. Das bisschen Geduld, das Riley gehabt hatte, war längst Geschichte; sie wollte aktiv nach Beck suchen, anstatt sich am Anleger die Beine in den Bauch zu stehen.
    Ray war Anfang fünfzig und führte seit mehr als zehn Jahren Bootsfahrten durch den Sumpf durch. Das war beruhigend. Donovan hatte sie gewarnt, dass sie mindestens fünf Stunden unterwegs sein würden, dann würde es noch einmal genauso lange dauern, um sie zurück zur Zivilisation zu bringen. Wenn Beck in einer schlechten Verfassung war, brauchte er Wasser, etwas zu essen und Erste-Hilfe-Material, nicht mitgezählt das Weihwasser für den Fall, dass er mit einem Dämon aneinandergeraten war. Bei einem frühmorgendlichen Besuch beim Gemischtwarenhändler hatten sie alles Notwendige besorgt und in Becks und ihrem Rucksack verstaut. Alles war bereit, aber es fehlte noch jemand, ein Mann namens Erik. Bisher hatte er sich noch nicht blicken lassen.
    »Was ist mit den anderen Teams?«, fragte sie.
    »Die sind vor einer halben Stunde aufgebrochen.«
    So wie wir es auch hätten tun sollen.
    Simon gehörte zu einem der Teams, und, zu Rileys Überraschung, Justine zum anderen. Die Reporterin hatte sich geweigert, in der Stadt zu bleiben, und gesagt, sie wollte schon immer mal wissen, wie es in einem echten Sumpf war.
    Vielleicht wird sie ja von einem Alligator dahingerafft.
    Ray wählte eine Nummer und sprach mit jemandem. Er hob frustriert die Brauen, dann legte er auf. »Erik hat abgesagt. Bleiben also nur wir beide übrig, es sei denn, ich treibe noch jemand anders auf.«
    Überraschung . »Nein, lassen Sie uns aufbrechen«, antwortete Riley. »Beck läuft die Zeit davon. Wir müssen los.«
    Ray widersprach nicht, sondern half ihr ins Boot und zeigte dann auf die Decken unter ihrem Sitz. »Es wird kalt werden, wenn wir erst einmal unterwegs sind.«
    Riley zerrte eine der schweren Decken hervor und legte sie sich über die Knie. Zum Glück hatte sie vorausschauend ein paar Schichten mehr unter ihrer Jacke angezogen und sich eine Mütze gekauft. Während Ray mit dem Motor beschäftigt war, musterte sie die Umgebung. Das Wasser bildete eine perfekt glatte Fläche, in der sich die hohen Bäume und braunen Gräser an den Rändern spiegelten. Sie hörte Vogelgesang, und hier und da huschte etwas von Wipfel zu Wipfel. In der Luft lag ein einzigartiger Geruch nach teils vermoderter, teils frischer Erde, überlagert von reichlich Feuchtigkeit.
    »Ich werde erst den Außenborder nehmen und dann auf den Elektromotor umstellen«, erklärte ihr Begleiter. »Dann

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