Engelsflammen: Band 3 (German Edition)
sie nie entmutigt, ihm ihre Zuneigung zu zeigen. Sie pflegte die Hände in seine gleiten zu lassen, wenn sie unter den Orangenbäumen auf der Piazza della Repubblica einherschlenderten, aber wenn er ihre Hand drückte, errötete sie. Es brachte ihn immer zum Lachen, wie sie so kühn sein und dann plötzlich scheu werden konnte. Sie hatte ihm oft gesagt, dass sie ihn später heiraten wolle.
»Sie sind zurück!«
Daniel fuhr herum. Er hatte nicht gehört, dass die Tür hinter ihm sich öffnete. Lucia zuckte zusammen, als sie ihn sah. Sie strahlte und zeigte eine perfekte Reihe winziger weißer Zähne. Ihre Schönheit raubte ihm den Atem.
Was meinte sie damit, dass er zurück sei? Ah, das war der Tag, an dem er sich vor Luce versteckt hatte, voller Angst davor, sie versehentlich zu töten. Es war ihm nicht gestattet, ihr irgendetwas zu offenbaren; sie musste die Einzelheiten selbst entdecken. Würde er ihr auch nur einen Hinweis geben, würde sie einfach in Flammen aufgehen. Wäre er geblieben, hätte sie ihn ausgefragt und vielleicht gezwungen, ihr die Wahrheit zu sagen … Er wagte es nicht.
Also war sein früheres Ich davongelaufen. Es musste inzwischen in Bologna sein.
»Fühlen Sie sich gut?«, fragte Lucia und kam auf ihn zu. »Sie sollten sich wirklich wieder hinlegen. Ihr Hals« – sie streckte eine Hand aus, um die Stelle zu berühren, wo er vor über neunzig Jahren angeschossen worden war. Dann weiteten ihre Augen sich, und sie zog die Hand zurück. Sie schüttelte den Kopf. »Ich dachte – ich hätte schwören können …« Sie begann sich mit einem Stapel Akten, die sie in der Hand hielt, Luft zuzufächeln. Daniel ergriff ihre Hand und setzte sich auf die Bettkante, wobei er sie mit sich herunterzog. »Bitte«, begann er, »können Sie mir sagen, war hier ein Mädchen …«
Ein Mädchen genau wie du.
»Doria?«, fragte Lucia. »Ihre … Freundin? Mit hübschem kurzem Haar und diesen komischen Schuhen?«
»Ja.« Daniel stieß die Luft aus. »Können Sie mir zeigen, wo sie ist? Es ist sehr wichtig.«
Lucia schüttelte den Kopf. Sie konnte ihren Blick nicht von seinem Hals lösen.
»Wie lange bin ich schon hier?«, fragte er.
»Sie sind erst gestern Nacht angekommen«, antwortete sie. »Sie erinnern sich nicht?«
»Die Dinge sind verschwommen«, log Daniel. »Ich muss einen Schlag auf den Kopf bekommen haben.«
»Sie waren sehr schwer verletzt.« Sie nickte. »Schwester Fiero dachte bis heute Morgen nicht, dass Sie es schaffen würden …«
»Nein.« Er erinnerte sich. »Sie dachte es nicht.«
»Aber dann haben sie es doch geschafft und wir waren alle so froh. Ich glaube, Doria ist die ganze Nacht bei Ihnen geblieben. Erinnern Sie sich daran?«
»Warum sollte sie das tun?«, fragte Daniel scharf und erschreckte damit Lucia.
Aber natürlich war Luce bei ihm geblieben. Daniel hätte das Gleiche getan.
Lucia, die neben ihm saß, schniefte. Er hatte sie aufgeregt, obwohl es eigentlich er selbst war, auf den er wütend sein sollte. Er legte ihr einen Arm um die Schulter und ihm wurde beinah schwindlig. Wie leicht es war, sich in jeden Augenblick ihrer Existenz zu verlieben! Er zwang sich, sich zurückzulehnen, um sich zu konzentrieren.
»Wissen Sie, wo sie jetzt ist?«
»Sie ist weggegangen.« Lucia kaute nervös auf ihrer Unterlippe. »Als Sie fort waren, war sie sehr erregt und ist dann sofort verschwunden. Aber ich weiß nicht, wo sie jetzt ist.«
Also war sie bereits weitergezogen. Was für ein Narr er war, durch die Zeit zu waten, während Luce rannte. Er musste sie einholen; vielleicht konnte er helfen, sie zu dem Augenblick zu leiten, in dem ihr Tun alles verändern würde. Dann würde er niemals mehr von ihrer Seite weichen, niemals mehr zulassen, dass ihr etwas zustieß, er würde nur noch bei ihr sein und sie immer lieben.
Er sprang vom Bett auf. Er war bereits an der Tür, als das junge Mädchen ihn zurückzog.
»Wohin gehen Sie?«
»Ich muss fort.«
»Sie suchen sie?«
»Ja.«
»Aber Sie hätten ein Weilchen länger bleiben sollen.« Ihre Hand war feucht in seiner. »Die Ärzte, sie haben alle gesagt, dass Sie etwas Ruhe brauchen«, fügte sie leise hinzu. »Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Ich kann es einfach nicht ertragen, wenn Sie gehen.«
Daniel fühlte sich schrecklich. Er drückte ihre kleine Hand an sein Herz. »Wir werden uns wiedersehen.«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Mein Vater hat das gesagt und mein Bruder und dann sind sie in den Krieg
Weitere Kostenlose Bücher