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Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Titel: Engelsflammen: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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er voraus und schlug so schnell mit den Flügeln, dass sie zu zwei steinfarbenen Wirbeln zu beiden Seiten seines Körpers wurden.
    Mittlerweile hatten sie die Silberbirken hinter sich gelassen und überquerten den gepflegten Rasen. Luce wollte gerade den Kiesweg zum Haus hinaufgehen, hielt jedoch inne, als sie jemanden aus dem Pavillon kommen sah. Einen Mann und eine Frau, die auf das Haus zugingen. Auf Luce zu.
    »Geh in Deckung«, flüsterte sie. Sie wollte nicht von irgendjemandem in Helston gesehen werden, vor allem nicht, solange Bill wie ein übergroßes Insekt um sie herumschwirrte.
    »Geh selbst in Deckung«, erwiderte er. »Nur weil ich mich für dich sichtbar gemacht habe, bedeutet das noch lange nicht, dass jeder Sterbliche mich sehen kann. Tatsächlich sind die einzigen Augen, vor denen ich auf der Hut bin … he, he.« Bills steinerne Augenbrauen schossen plötzlich in die Höhe und machten dabei ein schweres, schleifendes Geräusch. »Bin schon weg«, sagte er und duckte sich hinter die Tomatenpflanzen.
    Die von Engeln, ergänzte Luce im Geiste. Sie mussten die einzigen anderen Seelen sein, die Bill in dieser Gestalt sehen konnten. Sie vermutete das, weil sie den Mann und die Frau endlich erkennen konnte, die beiden, die Bill veranlasst hatten, in Deckung zu gehen. Als Luce durch die dicken, stacheligen Blätter der Tomatenpflanze spähte, konnte sie den Blick nicht von ihnen losreißen.
    Genauer gesagt konnte sie den Blick nicht von Daniel losreißen.
    Im Rest des Gartens wurde es sehr still. Die Abendlieder der Vögel verstummten, und sie konnte nur noch die Schritte von zwei Paar Füßen hören, die langsam über den Kiesweg näher kamen. Die letzten Sonnenstrahlen schienen alle auf Daniel zu fallen und hüllten ihn in eine goldene Aura. Den Kopf hatte er der Frau zugeneigt, und er nickte, während er ging. Und die Frau war nicht Luce.
    Sie war älter, als Lucinda es hätte sein dürfen – in den Zwanzigern höchstwahrscheinlich und sehr schön, mit dunklen, seidigen Locken unter einem breiten Strohhut. Ihr langes Musselinkleid hatte die Farbe von Löwenzahn und sah aus, als müsse es sehr teuer gewesen sein.
    »Haben Sie denn inzwischen ein wenig Gefallen gefunden an unserem kleinen Dorf, Mr Grigori?«, fragte die Frau. Ihre Stimme war hoch und hell und voller natürlichem Selbstbewusstsein.
    »Vielleicht zu sehr, Margaret.« Luce’ Magen verkrampfte sich zu einem eifersüchtigen Knoten, als sie beobachtete, wie Daniel die Frau anlächelte. »Es ist schwer zu glauben, dass ich schon eine Woche hier in Helston bin. Vielleicht bleibe ich sogar länger, als ich geplant hatte.« Er hielt inne. »Alle hier sind sehr freundlich.«
    Margaret errötete und Luce schäumte vor Wut. Selbst Margarets Erröten war entzückend. »Wir hoffen nur, dass das in Ihrer Arbeit durchschimmern wird«, bemerkte sie. »Mutter ist natürlich begeistert, einen Künstler im Haus zu haben. Alle sind das.«
    Luce schlich hinter ihnen her. Als sie am Gemüsegarten vorbei war, hockte sie sich hinter die wuchernden Rosensträucher, um in Hörweite des Paares zu bleiben.
    Plötzlich spürte sie einen scharfen Schmerz, der sie nach Luft schnappen ließ. Sie hatte sich den Daumen an einem Dorn gestochen. Er blutete.
    Sie saugte an der Wunde und schüttelte den Kopf, während sie versuchte, kein Blut auf ihre Schürze zu bekommen, aber als es zu bluten aufgehört hatte, wurde ihr bewusst, dass sie einen Teil des Gesprächs verpasst hatte. Margaret schaute erwartungsvoll zu Daniel auf.
    »Ich habe Sie gefragt, ob Sie zum Sonnenwendfest hier sein werden.« Ihr Tonfall war ein wenig flehend. »Das ist für Mutter immer ein wichtiges Ereignis.«
    Daniel murmelte etwas wie ein Ja, er würde es nicht verpassen, aber er war offensichtlich abgelenkt. Er wandte immer wieder den Blick von der Frau ab und schaute sich auf dem Rasen um, als spüre er Luce hinter den Rosen.
    Als sein Blick über die Büsche glitt, wo sie hockte, blitzten seine Augen in einem tiefen Violettton auf.

Sechs
    Die Frau in Weiß
    H ELSTON , E NGLAND , 18. J UNI 1854
    Daniel wusste sofort, wo er sich befand, als der Verkünder ihn am kiesbedeckten Strand des Loe absetzte. Der See war still und spiegelte die großen rosafarbenen Wolken des Abendhimmels wider. Aufgeschreckt von seinem plötzlichen Erscheinen huschte ein Paar Eisvögel über das Kleefeld davon und landete in einem verkrüppelten Baum im Moor neben der Hauptstraße. Die Straße führte, wie Daniel wusste,

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