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Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Titel: Engelsflammen: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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bekrönt, schwangen sich an seinen Außenmauern mehr Treppen empor, als sie zählen konnte. Der Palast sah aus, als stamme er aus einem uralten Märchen.
    »Was ist das für ein Ort? Sind wir in China?«, fragte sie.
    »Wenn wir lange genug hierblieben, wären wir es«, antwortete Bill. »Aber im Moment ist es Tibet, dem Dalai Lama sei Dank. Das da drüben ist seine Hütte.« Er zeigte auf den Monsterpalast. »Protzig, was?«
    Aber Luce folgte seinem Finger nicht. Sie hatte irgendwo in der Nähe ein Lachen gehört und sich umgedreht, um nach seiner Quelle Ausschau zu halten.
    Ihr Lachen. Das leise, glückliche Lachen, von dem sie gar nicht gewusst hatte, dass es ihres war, bis sie Daniel kennengelernt hatte.
    Schließlich entdeckte sie einige hundert Meter weiter auf dem Felsen zwei Gestalten. Sie würde über ein paar Steinbrocken klettern müssen, um näher heranzukommen, aber allzu schwierig würde es nicht sein. Sie duckte sich und begann, sich vorsichtig einen Weg durch den Schnee zu bahnen, auf das Geräusch zu.
    »He, Sekunde mal.« Bill packte sie am Mantelkragen. »Siehst du irgendeine Stelle, wo wir uns verstecken können?«
    Luce betrachtete die kahle Landschaft. Nichts als blanker Fels und freie Flächen. Nichts, das ihnen auch nur als Schutz vor dem Wind dienen konnte.
    »Wir befinden uns oberhalb der Baumgrenze, Mädel. Und du bist zwar klein, aber nicht unsichtbar. Du wirst hier warten müssen.«
    »Aber ich kann nicht sehen, was …«
    »Manteltasche«, sagte Bill. »Gern geschehen.«
    Sie tastete die Tasche des Mantels ab – desselben Mantels, den sie bei der Beerdigung in Preußen getragen hatte – und zog ein kleines, sehr teuer aussehendes Fernglas heraus. Sie machte sich nicht die Mühe, Bill zu fragen, wo oder wann er daran gekommen war, sie hielt es sich nur an die Augen und stellte es scharf.
    Da.
    Die beiden standen sich einige Schritte voneinander entfernt gegenüber. Das schwarze Haar ihres früheren Ichs war zu einem mädchenhaften Knoten frisiert und ihr gewebtes Leinenkleid war von dem Rosaton einer Orchidee. Sie sah jung und unschuldig aus. Sie lächelte Daniel an und wippte dabei auf den Füßen, als sei sie nervös, während sie jede seiner Bewegungen mit einer grenzenlosen Eindringlichkeit beobachtete. In Daniels Augen stand ein neckender Ausdruck. Er hielt einen Strauß runder weißer Pfingstrosen im Arm und reichte ihr eine nach der anderen, und mit jeder Blume musste sie noch mehr lachen.
    Während Luce die beiden durch das Fernglas beobachtete, bemerkte sie, dass ihre Finger sich nie berührten. Sie hielten einen gewissen Abstand voneinander. Warum? Es war fast schon erschreckend.
    In den anderen Leben, die sie heimlich beobachtet hatte, hatte Luce so viel Hunger und Leidenschaft gesehen. Aber hier war es anders. Luce’ Körper begann zu summen, sie wartete auf nur einen einzigen Augenblick einer körperlichen Verbindung zwischen ihnen. Wenn sie Daniel schon nicht berühren konnte, so konnte es zumindest ihr altes Ich tun.
    Doch sie standen nur da und gingen jetzt im Kreis herum, wobei sie sich weder näher kamen, noch voneinander entfernten.
    Ab und zu wehte ihr Gelächter wieder zu Luce herüber.
    »Nun?« Bill versuchte immer wieder, sein kleines Gesicht neben das von Luce zu quetschen, damit er durch eines der Okulare des Opernglases spähen konnte. »Was geht ab?«
    »Sie reden nur. Sie flirten wie Fremde, aber gleichzeitig scheinen sie einander wirklich gut zu kennen. Ich verstehe es nicht.«
    »Also lassen sie es langsam angehen. Was gibt es daran auszusetzen?«, fragte Bill. »Bei der Jugend von heute muss alles immer schnell gehen – Bumm Bumm BUMM .«
    »Es langsam angehen zu lassen ist völlig in Ordnung, ich dachte nur …« Luce brach ab.
    Ihr früheres Ich fiel auf die Knie. Sie begann sich hin und her zu wiegen, legte die Hände um den Kopf und dann aufs Herz. Ein entsetzter Ausdruck glitt über Daniels Gesicht. Er wirkte so steif in seinen weißen Hosen und der Tunika, als sei er eine Statue seiner selbst. Er schüttelte den Kopf, sah zum Himmel hinauf und formte mit den Lippen die Worte: Nein. Nein. Nein.
    Die haselnussbraunen Augen des Mädchens waren wild und feurig geworden, als sei sie von etwas besessen. Ein gellender Schrei hallte über die Berge. Daniel fiel zu Boden und vergrub das Gesicht in den Händen. Er streckte den Arm nach ihr aus, aber seine Hand hing in der Luft, ohne ihre Haut zu berühren. Sein Körper sackte zusammen und er zitterte und im

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