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Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Titel: Engelsflammen: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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anderen Seite hinüber, zu Roland, Molly und Cam, die sich eine raue Felldecke teilten. Sie war über ihre Flügel drapiert. Im Gegensatz zu den Engeln auf der anderen Seite des Feuers zitterten die Dämonen vor Kälte.
    »Wir haben nicht damit gerechnet, eure Seite heute Nacht zu sehen«, erklärte Gabbe ihnen, »noch sind wir glücklich darüber.«
    »Diese Angelegenheit betrifft uns auch«, erwiderte Molly grob.
    »Nicht so wie uns«, konterte Arriane. »Daniel wird sich euch niemals anschließen.«
    Wenn Daniel sich nicht daran erinnert hätte, wo er bei diesem Treffen vor über tausend Jahren gesessen hatte, hätte er sein früheres Ich vielleicht völlig übersehen. Dieses frühere Ich saß alleine da, in der Mitte der Gruppe, direkt auf der anderen Seite des Felsbrockens. Daniel veränderte seine Position, um besser sehen zu können.
    Die Flügel seines früheren Ichs blähten sich hinter ihm auf, große weiße Segel, die so still waren wie die Nacht. Während die anderen über ihn sprachen, als sei er gar nicht da, benahm Daniel sich, als sei er allein auf der Welt. Er warf Schneebälle ins Feuer und sah zu, wie die gefrorenen Klumpen zischten und sich in Dampf auflösten.
    »Ach, tatsächlich?«, fragte Molly. »Magst du uns nicht erklären, warum er unserer Seite mit jedem Leben näher rückt? Diese kleine gotteslästerliche Nummer, die er jedes Mal abzieht, wenn Luce explodiert? Ich glaube nicht, dass das oben allzu gut ankommt.«
    »Er leidet !«, rief Annabelle Molly zu. »Du kannst das nicht verstehen, weil du nicht weißt, wie man liebt.« Sie rutschte näher an Daniel heran, wobei die Spitzen ihrer Flügel durch den Schnee schleiften, und sprach ihn direkt an. »Das sind nur vorübergehende Phänomene. Wir wissen alle, dass deine Seele rein ist. Wenn du dich nun doch für eine Seite entscheiden möchtest, dich für uns entscheiden möchtest, Daniel, wenn du dich jetzt …«
    »Nein.«
    Die klare Endgültigkeit des Wortes ließ Annabelle so schnell vor ihm zurückweichen, als hätte Daniel eine Waffe gezogen. Daniels früheres Ich wollte keinen von ihnen ansehen. Und hinter dem Steinbrocken erinnerte sich Daniel daran, was während dieser Ratssitzung geschehen war, und er schauderte angesichts des Grauens der Erinnerung.
    »Wenn du dich ihnen nicht anschließen willst«, sagte Roland zu Daniel, »warum schließt du dich dann nicht uns an? Soweit ich das sehe, gibt es keine schlimmere Hölle als die, durch die du jedes Mal gehst, wenn du sie verlierst.«
    »Oh, das ist unfair, Roland!«, bemerkte Arriane. »Das meinst du nicht so. Du glaubst doch nicht etwa …« Sie rang die Hände. »Das sagst du nur, um mich zu provozieren.«
    Gabbe legte Arriane von hinten eine Hand auf die Schulter. Ihre Flügelspitzen berührten sich und ließen helle silberne Funken aufblitzen. »Arriane meint, dass die Hölle keine bessere Alternative ist, wie schrecklich Daniels Schmerz auch sein mag. Es gibt nur einen Platz für Daniel. Es gibt nur einen Platz für uns alle. Ihr seht ja, wie reuig die Outcasts sind.«
    »Verschone uns mit deiner Predigt, ja?«, sagte Molly. »Es gibt da oben einen Chor, der vielleicht an deiner Gehirnwäsche interessiert wäre, aber ich bin es nicht, und ich glaube auch nicht, dass Daniel es ist.«
    Alle Engel und Dämonen schauten zu Daniel, als gehörten sie nach wie vor zu den Heerscharen. Sieben Flügelpaare warfen eine leuchtende Aura silbriggoldenen Lichtes. Sieben Seelen, die er so gut kannte wie seine eigene.
    Und selbst Daniel hinter seinem Felsblock fühlte sich bedrückt. Er erinnerte sich an diesen Moment: Sie hatten so viel von ihm verlangt, als er von seinem gebrochenen Herzen so geschwächt war. Er spürte sich wieder von Gabbes Bitte bedrängt, dass er sich dem Himmel anschließen solle. Und auch Rolands Flehen, sich der Hölle anzuschließen. Daniel spürte wieder die Macht dieses einen Wortes, das er bei dem Treffen ausgesprochen hatte, wie einen fremden Geist in seinem Mund: Nein.
    Langsam erinnerte Daniel sich noch an etwas anderes, und dabei beschlich ihn ein Gefühl der Übelkeit: Dieses Nein. Er hatte es nicht so gemeint. In jenem Moment war Daniel kurz davor gewesen, Ja zu sagen.
    Das war die Nacht, in der er beinahe aufgegeben hätte.
    Jetzt brannten seine Schultern. Der plötzliche Drang, seine Flügel herauszulassen, ließ ihn beinahe in die Knie gehen. Ein schamerfülltes Grauen wühlte ihn auf. Allmählich drohte er der Versuchung, gegen die er so lange angekämpft

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