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Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Titel: Engelsflammen: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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umringt, sie hätte beinahe darüber gelacht, wie komisch ihre »Damen« aussahen. Die Adamsäpfel dieser halbwüchsigen Jungen hüpften deutlich sichtbar unter dem grellen Licht der Bühnenbeleuchtung. Schweißringe bildeten sich unter den Achseln ihrer ausgepolsterten Kleider. Von der anderen Seite der Bühne her sahen Daniel und sein Hofstaat sie unverhohlen an, und seine Liebe stand ihm ins Gesicht geschrieben. Sie spielte ihre Rolle mühelos und war f Daniel nur verstohlen bewundernde Blicke zu, um sowohl sein Interesse als auch das des Publikums zu erregen. Sie improvisierte sogar eine Bewegung – sie strich ihr Haar zurück und legte ihren langen, blassen Hals bloß –, eine unheilvolle Andeutung dessen, was die echte Anne Boleyn bekanntermaßen erwartete.
    Zwei Schauspieler stellten sich rechts und links neben Luce. Sie waren die Edelmänner des Stückes, Lord Sands und Lord Wolsey.
    » Die Damen sind nicht munter; sagt an, ihr Herren, wes ist die Schuld ?«, dröhnte Lord Wolseys Stimme. Er war der Gastgeber des Festes – und der Schurke. Der Schauspieler, der ihn spielte, hatte eine unglaubliche Bühnenpräsenz.
    Dann drehte er sich um und heftete den Blick auf Luce. Sie erstarrte.
    Kardinal Wolsey wurde von Cam gespielt.
    Luce hätte schreien, fluchen oder fliehen mögen. Doch sie war jetzt ein professioneller Schauspieler, daher blieb sie gefasst und wandte sich Wolseys Begleiter zu, Lord Sands, der seinen Text mit einem Lachen vorbrachte.
    » Erst muss des Weines Purpur die schönen Wangen röten, Herr. «
    Als Lucinda an der Reihe war, ihre Zeile zu sprechen, zitterte sie am ganzen Körper, und sie warf einen verstohlenen Blick auf Daniel. Seine violetten Augen vertrieben das Unbehagen, das sie empfand. Er glaubte an sie.
    » Ihr seid ein lust’ger Spielmann, Mylord Sands «, hörte Luce sich laut und mit dem genau rechten Maß an Neckerei sagen.
    Dann trat Daniel vor, und eine Trompete erklang, gefolgt von einer Trommel. Der Tanz begann. Daniel nahm ihre Hand. Als er sprach, sprach er zu ihr und nicht wie die anderen Schauspieler zum Publikum.
    » Die schönste Hand, die ich berührt! «, sagte Daniel. » O Schönheit, dich ahnet’ ich bis heut’ noch nie! « Als seien die Zeilen eigens für sie beide geschrieben worden.
    Dann begann der Tanz und Daniel schaute sie die ganze Zeit über an. Seine Augen waren klar und violett, und die Art, wie er sie unverwandt ansah, schnitt ihr ins Herz. Sie wusste, dass er sie immer geliebt hatte, aber bis zu diesem Moment, da sie vor all diesen Menschen mit ihm auf der Bühne tanzte, hatte sie nie richtig darüber nachgedacht, was es bedeutete.
    Es bedeutete, dass Daniel bereits in sie verliebt war, wenn sie ihn in jedem Leben zum ersten Mal sah. Jedes Mal. Und er war es immer gewesen. Und jedes Mal musste sie sich wieder von Neuem in ihn verlieben. Er konnte sie niemals bedrängen oder dazu zwingen, ihn zu lieben. Er musste sie jedes Mal von Neuem gewinnen.
    Daniels Liebe zu ihr war ein langer, ununterbrochener Strom. Es war die reinste Form der Liebe, die es gab, reiner noch als die Liebe, die Luce ihm zurückgab. Seine Liebe zu ihr zerbrach nicht und hörte nie auf. Während Luce’ Liebe mit jedem Tod verflogen war, wuchs Daniels Liebe im Laufe der Zeit, im Laufe der Ewigkeit. Wie ungeheuer stark mus ste diese Liebe inzwischen sein? Die Liebe aus Hunderten von Leben zusammengenommen? Es war für Luce kaum zu begreifen.
    Er liebte sie so sehr, und doch musste er in jedem Leben immer wieder von Neuem darauf warten, dass sie ihn einholte.
    Die ganze Zeit über hatten sie mit den anderen Schauspielern getanzt und waren, wenn die Musik aussetzte, hinter der Bühne verschwunden, waren für weitere Galanterien, für längere Stücke mit kunstvolleren Schritten wieder nach vorne gekommen, bis die ganze Truppe tanzte.
    Am Schluss der Szene – obwohl es nicht im Textbuch stand und obwohl Cam sie genau beobachtete – hielt Luce Daniels Hand fest und zog ihn zu sich, neben die Töpfe mit den Orangenbäumen. Er sah sie an, als sei sie verrückt, und versuchte, sie zu der Markierung zurückzuziehen, die ihre Bühnenanweisung vorsah. »Was tut Ihr da?«, murmelte er.
    Er hatte schon zuvor an ihr gezweifelt, hinter der Bühne, als sie versucht hatte, frei über ihre Gefühle zu sprechen. Sie musste ihn dazu bringen, ihr zu glauben. Vor allem, wenn Lucinda heute Nacht starb, würde es ihm alles bedeuten, die Tiefe ihrer Liebe zu verstehen. Es würde ihm helfen, weiter zu

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