Engelsfluch
eines der beiden früheren Opfer. Alexander sah Enrico kopfschüttelnd an. »Ich kann es noch immer nicht fassen, dass du hier Detektiv gespielt hast. Ich hatte mich mit Stelvio in der Kapelle versteckt. Erst hörten wir den unterdrückten Schrei und dann dich mit Dr. Falk ringen. Da haben wir gedacht, die fliehenden Mörder verursachen die Geräusche. Wäre ich nicht zu den Falschen gelaufen, hätte ich die Täter vielleicht erwischt.«
»Tut mir Leid«, seufzte Enrico. »Ich habe Dr. Falk für den Mörder gehalten und sie deshalb verfolgt.«
Vanessa Falk runzelte die Stirn. »Eigentlich sollte ich froh sein, wenn die Männer derart hinter mir her sind. Aber unter diesen Umständen?«
»So kommen wir nicht weiter«, sagte Donati ernst. »Wir sollten uns an die Fakten halten. Dr. Falk, Sie haben sich in dem Beichtstuhl versteckt, bevor Sie vor Signor Schreiber weggelaufen sind. Warum?«
»Ich hatte kurz mit Carlini in seiner Wohnung gesprochen dann ging er in die Kirche, um irgendetwas wegzuschließen. Er wollte in zwei Minuten zurück sein. Da hörte ich ein seltsames Geräusch, besagten abgebrochenen Schrei. Ich folgte dem Pfarrer und fand ihn tot vor. In dem Moment hörte ich Schritte.
Ich dachte, das ist der Mörder, und habe mich nach einem Versteck umgesehen.«
»Den Beichtstuhl«, ergänzte Donati. »Ja, den Beichtstuhl.«
»Das ist ja eine richtige Posse wie im Provinztheater«, meinte der Commissario. »Einer verfolgt und verdächtigt den anderen, während der wahre Mörder, wenn es nur einer war, sich ungestört absetzt. Und das vor den Augen der Polizei. Ich werde mir einiges anhören müssen, wenn ich wieder in Rom bin.«
»Warum sind Sie mir überhaupt gefolgt?«, fragte Dr. Falk.
»Vielleicht, weil ich so etwas geahnt habe.«
»Wie meinen Sie das, Commissario?«
»Auch Pfarrer Dottesio verstarb kurz nach dem Treffen mit Ihnen. Sie scheinen Geistlichen kein Glück zu bringen, Dottoressa.«
»Haben Sie mich etwa im Verdacht, etwas mit den Morden zu tun zu haben?«
Donati lächelte kalt. »Das ist mein Job.«
»Signor Schreiber könnte ebenso gut der Mörder sein!«
»Vergessen Sie nicht, dass er nach Ihnen den Gang betreten hat, in dem der Tote lag.«
»Vielleicht ist er noch einmal an den Tatort zurückgekehrt«, schlug Dr. Falk vor.
Enrico warf ihr einen giftigen Blick zu. »Vielen Dank, dass Sie mich zum Mörder stempeln wollen. Wirklich reizend von Ihnen!«
Kopfschüttelnd murmelte Donati: »Provinztheater, ich habe es ja gesagt.«
»Wahrscheinlich sind wir den Mördern fast auf die Füße gestiegen«, sagte Alexander missmutig. »Möglicherweise halten sie sich sogar noch in Marino auf, oder aber sie sind schon gut gelaunt auf dem Rückweg nach Rom.«
»Jeder verfügbare Polizist in Marino hält die Augen nach Verdächtigen auf«, erklärte Donati. »Zusätzliche Kräfte sind hierher unterwegs. Überall an den Straßen nach Rom werden Kontrollpunkte errichtet. Wir haben eine gute Chance, die Kerle zu kriegen.«
»Sie scheinen davon auszugehen, dass es sich um mehrere Täter handelt und dass sie aus Rom kommen«, wunderte Enrico sich.
»Eine Vermutung, allerdings eine begründete«, sagte der Commissario. »Im Fall des ermordeten Pfarrers Dottesio können wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von mehreren Tätern ausgehen. Die Annahme, dass dieselben Leute auch hinter dem neuesten Mord stecken, liegt nicht fern.«
»Aber wenn ich Sie richtig verstanden habe, wurden die beiden anderen Pfarrer auf sehr ungewöhnliche Weise getötet beziehungsweise zugerichtet. Der eine wurde ans Kreuz genagelt, der andere im Taufbecken ertränkt. Richtig?«
Donati nickte. »Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen, Signor Schreiber. Die durchgeschnittene Kehle von Leone Carlini passt nicht so recht in dieses Bild, könnte also auf einen anderen Täter hindeuten. Doch ich gebe zu bedenken, dass die Täter heute – gehen wir einmal von mehreren aus – unter Zeitdruck gestanden haben. Vielleicht hatten sie mit dem Toten noch mehr vor. Aber als erst Dr. Falk und dann noch Sie auftauchten, haben unsere Unbekannten sich klugerweise aus dem Staub gemacht.«
»Vielleicht sollte die Polizei sich mehr um die Mörder kümmern, anstatt Unschuldige zu beschatten«, versetzte Vanessa Falk schnippisch. Donati strafte sie mit einem verächtlichen Blick. »Was genau wollten Sie eigentlich mit Leone Carlini besprechen Dottoressa?«
»Ich dachte, sein Bruder könnte ihm etwas anvertraut
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