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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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haben.«

    »Und an was dachten Sie da?«
    »Ich hatte keine konkrete Vorstellung. Mirakel, die tief im Geheimarchiv des Vatikans verborgen sind. Irgendetwas, das mir bei meiner Arbeit weiterhelfen könnte.«
    »Das ist aber eine reichlich vage Motivation für eine Fahrt nach Marino«, fand der Commissario.
    Dr. Falk sah ihn mit einer Mischung aus Ärger und Trotz an.
    »Für mich war es Antrieb genug.«
    »Als Sie Leone Carlini am Telefon sagten, Sie wollten mit ihm über seinen Bruder sprechen, klang das aber ein wenig konkreter. Ganz so, als wüssten Sie etwas über Giorgio Carlinis Tod.«
    Jetzt brach Vanessa Falks aufgestauter Ärger aus ihr hervor.
    Sie sprang von ihrem Stuhl auf und fauchte Donati an: »Sie haben mein Telefon abgehört! Sie sind …«
    »Auch in Italien ist Beamtenbeleidigung strafbar«, ermahnte der Commissario sie.
    »Ach ja? Und die Abhöraktion? War die überhaupt legal?«
    Donati setzte eine gleichgültige Miene auf. »Wenn Sie das überprüfen möchten, nehmen Sie sich doch einen Anwalt!«
    Enrico betrachtete Vanessa Falk und fragte sich, ob sie mit den Mördern unter einer Decke steckte. Falls ja, war sie eine ziemlich gute Schauspielerin. Ihr Zorn wirkte echt. Das leichte Beben ihres Körpers, ihre angespannte Haltung, die Blitze, die ihre Augen auf Donati abschossen, all das verriet einen Zustand hoher Erregung. Und es stand ihr gut zu Gesicht. Sie war ohnehin eine attraktive Frau mit einer starken Ausstrahlung. In diesem Augenblick wirkte sie wie eine rothaarige Amazone, die bereit war, ihr Gegenüber zu zerfleischen. Aber konnte sie so etwas wirklich tun? Er versuchte sich vorzustellen, wie sie dem Pfarrer Leone Carlini mit einem Messer die Kehle aufschlitzte.
    Es war ein Bild, das ihm nicht behagte. Nicht nur wegen des Toten, sondern auch wegen Vanessa Falk.
    »Brauche ich einen Anwalt?«, fragte sie, und das Zittern ihrer Stimme verriet, dass sie sich nur mühsam unter Kontrolle hielt.
    »Wie meinen Sie das?«, entgegnete der Commissario.
    »Bin ich festgenommen?«
    Donati schüttelte den Kopf. »Aber nicht doch. Ich muss Sie lediglich bitten, sich zur Verfügung der römischen Polizei zu halten. Und verlassen Sie Rom bitte nicht, ohne mich vorher anzurufen!« Er gab ihr seine Karte.
    Mit einer schnellen Bewegung steckte sie die Karte ein, als wolle sie mit dem Commissario so wenig wie möglich zu tun haben. »Dann kann ich jetzt gehen?«
    »Meinetwegen.«
    Sie verließ den Raum, ohne sich zu verabschieden.
    »Lassen wir gerade unsere Mörderin laufen?«, sprach Alexander laut aus, was wohl jeder im Raum dachte.
    »Laufen vielleicht, aber nicht entkommen«, antwortete Donati. »Eine Zivilstreife wird ihr unauffällig folgen.«
    »Haben Sie dasselbe mit mir vor?«, fragte Enrico. Donati schüttelte den Kopf. »Sie haben doch gar keinen Wagen hier.
    Ich schlage vor, Sie fahren mit Alexander zurück nach Rom. Ich würde Sie auch mitnehmen, aber ich werde noch ein paar Stunden brauchen, bis hier alles geregelt ist.«
    »Ich dachte schon, ich bin neben Dr. Falk Ihr Hauptverdächtiger. Schließlich scheine auch ich den Tod magisch anzuziehen.«

    »Sie sprechen von der Sache in Borgo San Pietro«, stellte Donati fest.
    »Sie haben davon gehört?«
    »Ja, von Alexander. Wenn es dort nicht den Bürgermeister erwischt hätte, sondern den Pfarrer, wäre ich versucht zu glauben, dass der Fall mit den Morden hier zusammenhängt.
    Aber unter den gegebenen Umständen glaube ich das kaum.
    Jedenfalls ist die Sache in Borgo San Pietro nicht weniger mysteriös.«
    »Und Elena hätte sie fast das Leben gekostet«, fügte Alexander düster hinzu.
    Donati blickte ihn mitfühlend an. »Möchtest du zu ihr fahren?«
    »Am liebsten sofort. Aber derzeit komme ich aus Rom nicht weg. Den heutigen Abend werde ich damit verbringen müssen für den ›Messaggero‹ einen Bericht über den neuesten Priestermord zu schreiben. Ein Augenzeugenbericht, wenn man so will.«
    Enrico fuhr mit Alexander nach Rom zurück, wie der Commissario vorgeschlagen hatte. Dank eines von Donati ausgestellten Schreibens passierten sie die Polizeikontrollen unangefochten. Alexander setzte Enrico vor dem Hotel
    »Turner« ab und fuhr weiter in die Redaktion, um seinen Artikel zu schreiben.
    Nach einem kurzen Blick auf das luxuriöse Zimmer, das er auf Kosten des »Messaggero« bewohnte, stieg Enrico unter die Dusche. Anschließend ging er ins Hotelrestaurant, weil sein Magen gehörig knurrte. Er hasste es, allein in Gaststätten zu

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