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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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woher? Enrico kam zu dem Schluss, dass es etwas mit seinem Vater zu tun haben musste. Er nahm sich vor, alle Zeitungsausschnitte in Ruhe zu studieren. Vielleicht fand er auf diese Weise doch etwas, das ihn, weiterhalf.
    Schon als er den ersten Artikel über die Wunderheilung während der Papstaudienz zur Hand nahm, stutzte er. Vorhin hatte er nicht auf die Verfassernamen der Zeitungsberichte geachtet aber jetzt las er: »Von unserer Vatikan-Korrespondentin Elena Vida«.

    Rom, Vatikan
    Dieses Mal erwartete Papst Custos seine Gäste nicht in der kleinen Bibliothek, die zugleich sein Arbeitszimmer war. Don Luu führte Alexander Rosin und Stelvio Donati in einen behaglichen Raum, der vom Duft frischen Kaffees erfüllt war. In der Mitte des gedeckten Tisches stand eine große, silbern schimmernde Kanne auf einem Stövchen. Eine ältere Frau in Ordenstracht stellte eine Platte mit einem Marmorkuchen neben das Stövchen, griff zu der Kanne und goss dampfenden Kaffee in die vier Tassen. Custos stand am Fenster und sah hinaus auf den Petersplatz. Die Menge, die bei der Meldung über die Kirchenspaltung zusammengeströmt war, hatte sich während der letzten acht Tage allmählich verlaufen. Auf dem großen Vorplatz sah man die üblichen Touristen, vielleicht ein paar Neugierige mehr, aber nicht viele. Ein ausländisches Fernsehteam hatte mitten auf dem Platz seine Ausrüstung aufgebaut und machte Aufnahmen vom Petersdom. Der Papst drehte sich um und hieß seine Gäste mit einem warmen Lächeln willkommen, während die Frau jedem ein Stück Kuchen auf den Teller legte.
    Custos nickte ihr zu. »Danke, Schwester Amata, den Rest erledigen wir selbst.« Als sie den Raum verlassen hatte, fuhr er fort: »Nehmen Sie doch Platz, meine Herren, damit wir uns in aller Ruhe austauschen können. Ohne ein wenig Ruhe und Entspannung reibt man sich in solch aufregenden Zeiten zu leicht auf. Und greifen Sie zu! Schwester Amatas Marmorkuchen ist im Apostolischen Palast heiß begehrt. Fragen Sie nur Don Luu!«
    Der Privatsekretär des Papstes nickte freundlich. Für ein paar Sekunden entsprach er dem Klischee des lächelnden, unterwürfigen Asiaten, das Alexander aus zweitklassigen Filmen kannte. Aber das Lächeln verschwand schnell, und sein Gesicht wirkte wieder ernst und konzentriert. Auch der Papst setzte sich, warf vorher aber noch einen letzten Blick durchs Fenster. »Wenn man auf die Welt da draußen sieht, wirkt alles friedlich und ruhig. Die Aufregungen, die noch vor einer Woche den Vatikan zu einer von Gläubigen, von Neugierigen und vor allem von Medienvertretern belagerten Festung gemacht haben, scheinen sich verflüchtigt zu haben. Aber der Schein trügt. Für die Medien sind neue Sensationen interessanter.
    Sondersendungen und Extrablätter ermüden das Publikum leicht, wenn sie zur Regel werden. Unter der Oberfläche brodelt es nach wie vor. Der Kirche droht ein bleibender Schaden, wenn es der Gegenkirche und ihrem neuen Papst gelingt, ihren jetzt schon beträchtlichen Einfluss zu festigen und auszubauen.«
    Custos stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und das Kinn auf seine ineinander gelegten Hände. Sein Blick glitt ruhig über die beiden Gäste. »Ich erzähle Ihnen das nicht, um auf irgendeine Weise an Ihr Mitgefühl zu appellieren. Ich will Ihnen nur verdeutlichen, welcher Druck auf mir und meinen Mitstreitern hier im Vatikan lastet. Jeder kleine Lichtblick verringert diesen Druck ein wenig. Wenn wenigstens diese schrecklichen Morde aufgeklärt wären, das wäre schon so ein Lichtblick. Darf ich in dieser Hinsicht hoffen?«
    Commissario Donati breitete in einer entschuldigenden Geste die Arme aus. »Leider sind wir von einer Aufklärung noch weit entfernt«, begann er sein Referat über den Stand der Ermittlungen, das Grund dieses Treffens war. Papst Custos hatte darum gebeten, in allen Einzelheiten über den Fortgang der Untersuchung unterrichtet zu werden.
    Als Donati nach einer Viertelstunde geendet hatte, herrschte eine kleine Weile Schweigen. Custos und sein Sekretär, der sich fleißig Notizen gemacht hatte, benötigten etwas Zeit, um das Gehörte zu verarbeiten.

    Schließlich fragte der Papst mit gequältem Unterton: »Und Sie glauben wirklich, dass die Schweizergarde in die Morde verwickelt ist?«
    »Die Kette mit dem Kreuz, die Elena von Signora Ciglio erhalten hat, spricht dafür«, antwortete Alexander. »Ich selbst habe damals auch solch eine Kette von Imhoof als Ostergabe erhalten. Die Kette aus der Kirche

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