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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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Santo Stefano in Trastevere ist zweifelsohne die eines Gardisten. Leider wissen wir nicht, wer sie dort verloren hat. Es muss kein Schweizer gewesen sein, aber das ist die unwahrscheinlichere Variante.«
    »Es wäre nicht gut, wenn die Garde schon wieder in die Schusslinie gerät«, sagte Custos. »Der Mord am Gardekommandanten, Ihrem Onkel, liegt noch keine fünf Monate zurück. Ein zweite Mordaffäre im Umfeld der Schweizer könnte deren Ende bedeuten.«
    »Ist das für Sie so bedeutsam, Heiligkeit?«, fragte Alexander.
    »Ich dachte, Sie hätten ohnehin mit dem Gedanken gespielt, die Garde aufzulösen.«
    »Wir haben uns aus guten Gründen anders entschieden«, kam es, kaum dass Alexander ausgesprochen hatte, von Don Luu.
    »Die tief greifenden Reformen der Kirche verlangen, dass nach außen hin lieb gewonnene Traditionen bestehen bleiben, zumindest für eine Weile. Und der Anblick der Schweizer in ihren malerischen Uniformen und mit ihren Hellebarden gehört ohne Zweifel zu diesen Traditionen. Das belegt nicht zuletzt die Tatsache, dass die so genannte Glaubenskirche nichts Besseres zu tun hatte, als zur Amtseinführung ihres falschen Papstes eine Abteilung Schweizer aufmarschieren zu lassen.«
    Donati blickte erst Luu und dann den Papst an. »Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, worauf Sie hinauswollen. Möchten Sie, dass wir bei den weiteren Ermittlungen auf einem Auge blind sind? Sollen wir die Schweizergarde decken, selbst wenn wir herausfinden, dass sich brutale Mörder in ihren Reihen befinden?«
    Der Papst streckte abwehrend die Hände aus. »Um Gottes willen, nein! Das ist ein Missverständnis, Commissario.
    Natürlich wünsche ich mir, dass Sie so diplomatisch wie nur möglich vorgehen und keine Mutmaßungen an die Öffentlichkeit dringen lassen, solange Sie keine Gewissheit haben. Aber ich möchte, seien Sie dessen versichert, die Morde ebenso dringend aufgeklärt sehen wie Sie. Und wenn die Mörder aus den Reihen der Garde kommen, wird sie das nicht vor der gerechten Strafe bewahren. In diesem Fall aber wäre es besonders zuvorkommend von Ihnen, Signor Donati, mich vorab zu informieren. Ich wäre gern auf den Sturm vorbereitet, der dann auf mich zukommt.«
    »Das ist doch selbstverständlich, Heiligkeit«, sagte Donati.
    Custos nickte dankbar. »Ihre Unterstützung ist sehr wertvoll für mich und für die Kirche. Ich meine damit Sie beide. Ich setze mein volles Vertrauen in Sie und hoffe, dass Ihre Ermittlungen bald zu konkreten Ergebnissen führen.«
    Alexander wechselte einen kurzen Blick mit Donati und erwiderte: »Ergebnisse haben wir zwar noch nicht, aber immerhin gehen wir einer Spur nach. Da ist eine Frau, die mit Don Dottesio am Tag seines Todes gesprochen hat.« Er berichtete von Dr. Vanessa Falk. »Der Commissario hat die Frau seit unserem gestrigen Gespräch mit ihr beschatten lassen und ihre Handygespräche abgehört. Dr. Falk hat Kontakt mit einem Pfarrer in Marino aufgenommen, einem gewissen Leone Carlini, der …«
    »Carlini?«, unterbrach ihn Don Luu. »So hieß doch der ermordete Pfarrer in Ariccia!«
    »So hieß er, Giorgio Carlini«, bestätigte Alexander. »Leone Carlini ist sein Cousin. Ariccia und Marino liegen nicht sonderlich weit entfernt voneinander, der eine Ort am südlichen der andere am nördlichen Ufer des Albaner Sees. Leone Carlini bekleidet seinen Posten schon seit elf Jahren. Wir vermuten dass er dabei geholfen hat, seinem Cousin die Stelle in Ariccia zu verschaffen. Interessanterweise hat Vanessa Falk gestern Abend Leone Carlini angerufen und für morgen Nachmittag ein Treffen mit ihm vereinbart. Sie fährt dazu hinauf in die Berge, nach Marino.«
    »Hat dieser Leone Carlini auch, wie sein Cousin, im Vatikan gearbeitet?«, fragte der Papst.
    »Nicht nach allem, was wir wissen. Aber vielleicht hat der Ermordete seinem Cousin etwas Wichtiges mitgeteilt.«
    Don Luu kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. »Welchen Grund hat diese Deutsche Pfarrer Carlini für ihren Besuch genannt?«
    »Keinen konkreten«, antwortete Alexander. »Sie hat ihm nur gesagt, es gehe um seinen verstorbenen Cousin. Das hat genügt, um Carlinis Neugier zu entfachen – und unsere auch.«

Pescia
    Vor der Tür des Krankenzimmers blieb Enrico stehen und zögerte, obwohl er die Hand bereits zum Anklopfen erhoben hatte. Elena hatte sich schnell erholt, wie Dr. Addessi ihm vorhin am Telefon mitgeteilt hatte. Laut Auskunft der Ärztin lag sie nur noch pro forma auf der Intensivstation. Es war einfach

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