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Engelsfuerst

Engelsfuerst

Titel: Engelsfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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verzerrtes
Bild tief unter ihnen auf die zerklüftete, felsige Landschaft. Die Männer an Bord blickten angestrengt nach
unten, einige durch Feldstecher, aber da war nichts als
felsige Hügel, Wälder und wieder felsige Hügel.
    »Das bringt nichts«, brummte Stelvio Donati unwillig. »Wir sollten uns erst einmal beim Kloster umsehen und gegebenenfalls weitere Hubschrauber anfordern.«
    »Einverstanden«, sagte Capitano DelBene und gab
dem Piloten ein Zeichen.
Der Helikopter kletterte höher und steuerte die
Bergkuppe an. Alexander starrte immer noch nach unten und fragte sich, ob irgendwo zwischen den Felsen
oder unter den Baumwipfeln der vermißte Papst und
Enrico Schreiber steckten.
Mit der Bergkuppe rückte das alte Kloster näher,
das von hier oben wie eine Kulisse für einen Historienfilm wirkte: baufällige Mauern und ein runder
Turm, der eher an einen Bergfried erinnerte als an einen Glockenturm. So, wie die ganze trutzige Anlage
wie eine Festung anmutete, mit voller Absicht hier
oben auf den Berg gebaut, wo man feindlichen Angriffen leicht standhalten konnte. Und tatsächlich hatte es hier vor kurzem einen Kampf gegeben, wie Donati berichtet hatte.
Es stellte sich heraus, daß die Bergkuppe keinen geeigneten Landeplatz bot. Der Pilot setzte sein stählernes Insekt ein Stück bergab auf, wo bereits ein Armeehubschrauber stand. Dort erzählte ein Leutnant Secchi,
wie sein Kamerad und er tags zuvor Papst Lucius und
drei Gardisten an dieser Stelle abgesetzt hatten.
Alexander fragte Donati nach den Namen der Gardisten.
Donati schlug einen Notizblock auf: »Ihr Anführer
war ein gewisser Leutnant Klameth. Die beiden anderen hießen Zarli Hofer und Roland Kübler. Kanntest
du sie?«
»Ja, alle drei. Mit Kübler war ich etwas näher bekannt.«
»Ein Freund von dir?«
»Das wäre zuviel gesagt. Wir konnten einander gut
leiden. Er ist – oder war – ein äußerst zuverlässiger
Mann.«
»Vielleicht lebt er ja noch«, meinte Donati, während er den Block wieder einsteckte.
»Wieso?«
»Er ist derjenige, der vermißt wird. Die beiden anderen sind im Kloster gefunden worden.«
»Erschossen?«
»Nein, erdrosselt.«
»Aber du hast etwas von einem Feuergefecht gesagt«, hakte Alexander nach.
»Das hat draußen stattgefunden. Wir haben einen
erschossenen Mönch gefunden.«
»Meinst du, Kübler war in den Schußwechsel verwickelt?«
»Möglich.«
Vom Kloster her, wo man den Hubschrauber mit
Sicherheit bemerkt hatte, näherte sich mit blinkendem
Blaulicht ein Streifenwagen der Carabinieri. Während
der Fahrer sitzen blieb, stieg der Beifahrer aus, ein untersetzter Mann mit ergrauendem Schnauzbart. Er salutierte vor Capitano DelBene und stellte sich als Maresciallo Colizzi vor.
DelBene wies auf Donati. »Das ist Dirigente Donati
von der Polizei in Rom. Der Innenminister hat ihn
mit der Leitung der Ermittlungen beauftragt. Bringen
Sie ihn und seinen Begleiter, Signor Rosin, zum Kloster, Maresciallo.«
Der Leiter des örtlichen Carabinieri-Postens salutierte erneut, diesmal vor Donati. »Wollen Sie sofort
zum Kloster, Dirigente, oder möchten Sie vorher das
Wrack sehen?«
»Welches Wrack?« fragte Donati.
»Ach, das wissen Sie noch nicht. Ein vollkommen
ausgebranntes Autowrack, gar nicht weit von hier.
Vermutlich handelt es sich um den Lieferwagen von
Maurizio Giornelli, der das Kloster mit Lebensmitteln
versorgt hat. Maurizio wird seit vorgestern vermißt.
Vor einer halben Stunde haben meine Leute das
Wrack entdeckt. Ob das in einem Zusammenhang mit
der Sache steht, die oben im Kloster passiert ist?«
»Das ist gut möglich«, meinte Donati. »Ich denke,
wir schauen uns erst einmal im Kloster um.« Er sah
DelBene an. »Wie kommen Sie und Ihre Männer zur
Bergkuppe, Capitano?«
Der grinste. »Im Laufschritt.«
Alexander und Donati stiegen in den Polizeiwagen
und fuhren eine gewundene Straße hinauf, die nur mit
Abstrichen als solche bezeichnet werden konnte. Selten war Alexander in so kurzer Zeit durch so viele
Schlaglöcher geruckelt.
Als er eine diesbezügliche Bemerkung machte, erwiderte Maresciallo Colizzi: »Wozu hätte unsere arme
Gemeinde Geld in den Erhalt dieser Straße stecken
sollen? Jahrzehntelang ist sie so gut wie gar nicht benutzt worden. Bis vor einem Jahr die Mönche auf den
Berg kamen. Aber außer Maurizio ist kaum jemand
zum Kloster raufgefahren, und der konnte den größten Schlaglöchern bald mit verbundenen Augen ausweichen, wie er mir einmal erzählt hat.«
Vor ihnen tauchte die

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