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Engelsfuerst

Engelsfuerst

Titel: Engelsfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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dein Weg
dich führt.«
»Schau dich um.«
»Spaßvogel! Mal ehrlich, wohin wolltest du? Du
schienst es eilig zu haben.«
»Vergiß nicht, daß du unter mir im Dreck liegst,
Emilio! Wenn hier einer Fragen stellt, dann ich.«
»Na ja, als ich durch alte Beziehungen von dem Mord
an Picardi erfuhr, dachte ich, ich halte mich mal an dich.
Wo Alexander Rosin und Elena Vida ihre Hände im
Spiel haben, da steckt meist eine fette Story drin.«
Das mochte sogar stimmen. Bis vor einem knappen
Jahr war Emilio Petti ein Kollege von Alexander und
Elena beim Messagero di Roma gewesen. Eine getürkte Story über ein angebliches Wunder in einer kleinen
Kapelle in Genzano hatte ihn die Reputation und den
Job gekostet. Die blutigen Tränen, die dort angeblich
von der Madonna geweint worden waren, hatten sich
als Ochsenblut herausgestellt. Und der Halbwüchsige,
den Emilio bestochen hatte, damit er die Madonna in
regelmäßigen Abständen Ochsenblut weinen ließ, hatte den reuigen Sünder gespielt und seine Geschichte
für mehr Geld an die Konkurrenz verkauft, als Emilio
ihm geboten hatte.
Ein schwerer Schlag für den Messagero . Laura Monicini, die Chefredakteurin, hatte Emilio fristlos gefeuert, und seitdem hatte er nicht mehr so recht Fuß
gefaßt.
Das letzte, was Alexander von ihm gelesen hatte,
war ein Bericht über Ufos gewesen, die nachts angeblich über dem Vatikan schwebten, um die dort beerdigten Päpste zu neuem Leben zu erwecken und auf
einen fremden Planeten zu bringen. In einem Schmierblatt voller absurder Geschichten über Aliens, Mutationen und übernatürliche Erscheinungen. Emilios
Story mit dem Titel Päpste im Weltall war in Anbetracht der übrigen Ergüsse noch geradezu lesbar gewesen. Einer aus dem Kollegenkreis hatte das Blatt in
die Redaktion gebracht, und es hatte an allen Schreibtischen Gekicher ausgelöst.
Alexander hatte die Sache eher traurig gefunden
und das Geschmiere in den Papierkorb geworfen. Gut
möglich, daß Emilio auf eine Gelegenheit hoffte, seine
journalistische Reputation wiederherzustellen.
»Die Polizei hat über Picardis Tod noch nichts öffentlich verlauten lassen«, sagte Alexander, der
gleichwohl mißtrauisch blieb. »Von wem hast du die
Information?«
»Von einem Informanten bei der Polizei natürlich.
Woher sonst? Hat mich zwei große Scheine gekostet,
und ich hab’s zur Zeit echt nicht dicke.«
»Der Name?«
»Spinnst du, Alexander? Welcher gute Journalist
gibt schon den Namen eines Informanten preis?«
»Ein guter Journalist nicht, stimmt.«
Alexander hatte noch nicht ganz ausgesprochen, da
wurde ihm klar, wie sehr er Petti kränkte, und es tat
ihm augenblicklich leid. Mit der Ochsenblutgeschichte hatte Petti einen bösen Fehler gemacht, und dafür
war er schwer bestraft worden. Damit sollte es eigentlich gut sein. Alexander wußte aus eigener Erfahrung,
wie leicht man einen Fehler beging und wie schwer es
war, ihn wieder auszubügeln.
Er erhob sich und sagte: »Laß uns ins Trockene gehen, Emilio, da läßt es sich besser reden.«
Er reichte Petti die Hand und half ihm auf die Füße.
Sie gingen zu dem Gebäude, hinter dem Alexanders
Peugeot stand, und gelangten durch eine halboffene
Tür ins Innere. Hier gab es nichts mehr zu stehlen, also hatte sich niemand die Mühe gemacht, die Tür zu
verschließen. Der muffig riechende Lagerraum war so
gut wie leer. Drei Holzkisten standen in der hintersten Ecke, und auf einer von ihnen nahmen die beiden
Männer Platz. Petti zog mit noch zitternden Fingern
eine Packung Camel und ein billiges Plastikfeuerzeug
aus einer Tasche seiner Lederjacke und bot Alexander
eine Zigarette an.
»Ich bin immer noch Nichtraucher«, sagte er und
sah zu, wie Petti sich einen Glimmstengel ansteckte
und so gierig inhalierte, daß ihn gleich darauf ein Hustenanfall schüttelte.
»Wie geht es Elena?« fragte Petti, als er sich wieder
in der Gewalt hatte.
»Als Donati und ich das Präsidium verließen, stand
sie noch unter Mordverdacht, und Bazzini gab sich alle Mühe, ein Geständnis aus ihr herauszupressen.«
»Bazzini ist ein Wadenbeißer, der läßt so schnell
nicht los. Pech für Elena, daß er den Fall bearbeitet.
Aber ich denke, über kurz oder lang wird sie freikommen.«
Alexander sah ihn überrascht an. »Was macht dich
da so sicher?«
»Na, ich meine, wir beide kennen doch Elena«,
stotterte Petti. »Du traust ihr doch keinen Mord zu,
oder?«
»Nein, aber dir traue ich zu, daß du mich anlügst!«
»Was meinst

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