Engelsfuerst
und Donati entgegenkamen. Ihnen mußte sie mindestens
dreimal versichern, daß es ihr gutging.
Alexander war dennoch nicht zu beruhigen und
fuhr Donati an: »Ich habe gleich gesagt, es ist ein
Scheißplan, Stelvio!«
»Was willst du?« erwiderte Donati, der sich sichtlich unwohl fühlte. »Es hat doch geklappt.«
»Geklappt, sagst du?« Alexander zeigte auf den
Einäugigen, um den sich ein Polizeiarzt kümmerte.
»Der hätte Elena fast erwischt! Das war in eurem genialen Plan nicht vorgesehen, oder? Die Carabinieri
sollten den Killer abfangen, bevor er zu Elena in den
Raum kam.«
Der vermummte Polizist, der sich um Elena gekümmert hatte, sagte: »Es gab einen Kommunikationsfehler, leider, deshalb der verspätete Zugriff. Ein
Funkgerät war kurzzeitig ausgefallen. So etwas kann
leider passieren.«
Donati nickte. »Der Capitano hat recht, Alexander,
so etwas kann passieren. Kein Plan ist todsicher.«
»Dafür wäre Elena der Tod fast sicher gewesen!«
schnaubte Alexander. »Bei dieser Dunkelheit hätte ebensogut eine Polizistin ihre Stelle einnehmen können.«
»Das habe ich doch vorgeschlagen, mehr als einmal«, sagte Donati.
»Ich wollte sichergehen, daß niemand frühzeitig
Lunte riecht«, sagte Elena. »Man kann von mir doch
erwarten, daß ich selbst mithelfe, wenn ich mich
schon darauf einlasse, meine beste Freundin ans Messer zu liefern.«
Elena war nicht wohl. Daran war weder die Übelkeit
schuld noch der Gedanke an die Lebensgefahr, in der
sie geschwebt hatte. Die Tatsache, daß sie hier den
Lockvogel gespielt hatte, gefiel ihr nicht. Im Grunde
wünschte sie, der einäugige Killer wäre nicht erschienen
und der Verdacht, der Alexander, Donati und sie dazu
gebracht hatte, sich diese Falle auszudenken, hätte sich
als falsch erwiesen. Aber so war nur eine Schlußfolgerung möglich: Die Frau, die ihr Freundin und Mutter
zugleich gewesen war, mußte eine Verräterin sein.
Donati wandte sich an den Vermummten: »Ist der
Zugriff in Rom erfolgreich verlaufen, Capitano?«
Der Angesprochene streifte Kapuze und ABCSchutzmaske ab. Darunter kam ein schmales Gesicht
mit einer etwas zu langen, leicht gebogenen Nase zum
Vorschein. Das sehr kurz geschorene Haar ließ nicht
erkennen, ob es sich bereits lichtete. Elena schätzte
den Carabinieri-Offizier auf Ende Dreißig. Er zog ein
Handy hervor, wählte, sprach ein paar knappe Worte,
lauschte der Antwort und wandte sich wieder an die
Umstehenden.
»Der Zugriff ist erfolgt. Unsere Leute durchsuchen
derzeit das Haus, in dem die Zielperson wohnt.«
»Was heißt das?« fragte Elena. »Ist Laura in ihrer
Wohnung festgenommen worden?«
Der Hauptmann schüttelte den Kopf. »Die Wohnung war leer, obwohl Licht brannte und Musik lief.«
»Dann hat sie den Braten gerochen«, sagte Donati.
»Aber wie?« fragte Alexander und sah Donati an.
»Deine Leute haben sie doch beschattet und bestätigt,
daß sie von der Redaktion nach Hause gefahren und
in ihre Wohnung gegangen ist!«
»Sie muß etwas bemerkt haben«, sagte Donati hilflos. »Anders kann ich es mir nicht erklären.«
Das Handy des Carabinieri-Offiziers meldete sich
mit einem leisen, dumpfen Ton, und ein kurzes Gespräch folgte.
Anschließend sah der Hauptmann Donati an. »Das
Auto der Zielperson steht in der Garage, aber von ihr
selbst fehlt bislang jede Spur. Hoffen wir, daß meine
Leute sie noch aufspüren.«
»Ja, hoffen wir es«, sagte Donati, doch er klang
skeptisch.
Elena war bei dem gemeinsamen Frühstück am
Vortag nicht entgangen, daß Donati und Laura einander sehr sympathisch gewesen waren. Vielleicht
wünschte sich ein Teil von ihm, daß Laura entkommen war. Ihr selbst ging es nicht anders.
Sie sog die kühle Nachtluft ein und fühlte sich
gleich ein wenig besser. »Ich habe für heute genug erlebt und fahre jetzt nach Hause. Oder werde ich hier
noch gebraucht?«
»Nein, du hast mehr als genug getan«, antwortete
Donati. »Ruh dich aus, Elena. Wenn sich etwas Wichtiges tut, halte ich dich auf dem laufenden.«
»Wunderbar, dann freue ich mich auf eine heiße
Dusche und mein Bett!«
»Ich fahre dich heim«, bot Alexander an.
»Nicht nötig, ich habe meinen Wagen hier.«
»Den kann dir auch einer von Stelvios Männern
bringen. Du solltest dich nicht hinters Steuer setzen,
wenn du dich nicht wohl fühlst, Elena.«
Aus seinen Worten sprach ehrliche Sorge, und Elena war ihm dankbar dafür. Aber es gab zu viele ungeklärte Fragen zwischen ihnen, und an diesem Abend
wollte sie nicht mit Alexander
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