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Engelsfuerst

Engelsfuerst

Titel: Engelsfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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– allerdings unfreiwillig – der Lockvogel
für dich war. Auch als Tommasio mich eingekerkert
hat, war Francesco noch freundlich zu mir. Er hat
meinen verstauchten Fuß versorgt, und er hat mir zu
essen und Licht in den Kerker gebracht. Kann sich
hinter so viel Freundlichkeit das Böse verbergen?
Kann er ein Nachfahre Luzifers sein?«
»Bedenke, daß er mitgeholfen hat, mich in die Falle
zu locken. Damit ist er auch mitschuldig am Tod der
drei Schweizer. Unschuld gibt es nicht, seit die gefallenen Engel auf Erden wandeln. Mit seiner Rebellion
gegen Gottes Gesetze hat der Lichtbringer Luzifer
sich in den Boten der Finsternis verwandelt.«
»Diese uralte Macht sollen wir bezwingen?« fragte
Enrico zweifelnd.
»Vergiß nicht, daß auch in uns eine uralte Macht
wohnt, die des Erzengels Uriel. Er oder Luzifer, einer
von beiden ist der, der am Ende obsiegt – der Engelsfürst!«
34
Rom

E
    lena war froh, endlich zu Hause zu sein. Schnell
fand sie für ihren kleinen Fiat einen Parkplatz
auf dem Gianicolo-Hügel, von dem aus man bei Tag
einen wunderschönen Ausblick über Rom hatte. Jetzt,
in der letzten Stunde vor Mitternacht, wirkte das
Lichtermeer, das sich unter ihr ausbreitete, traumhaft.
Für einen Augenblick vergaß sie alles, was sie bedrückte, und gab sich ganz dem Eindruck der vielen
tausend Lichter hin. Sie erschienen ihr wie Sterne, die
zur Erde gefallen waren.
    Müde ging sie schließlich zu dem Haus, in dem ihre
gemütliche Dachwohnung lag, ein typisches SingleNest. Das war es jedenfalls gewesen, bevor sie Alexander kennenlernte, und jetzt war es das wieder. Auch in
der Zeit, als sie ein Paar gewesen waren, hatte jeder von
ihnen seine eigene Wohnung gehabt. Hin und wieder
hatten sie daran gedacht, sich eine gemeinsame Wohnung zu suchen, aber irgendwie war es nie dazu gekommen. Letztlich mußte sie dafür wohl dankbar sein.
    Die schmale Treppe ächzte leicht unter ihr. Das
vertraute Geräusch erweckte ein heimeliges Gefühl.
Gleich würde sie die Wohnungstür hinter sich zuschließen, die nassen, verschmutzten Kleider abstreifen und ausgiebig duschen. Danach ging es ab ins Bett,
und sie würde garantiert keinen Wecker stellen.
    Als sie in der schmalen Diele stand und das Licht
anschaltete, ahnte sie, daß daraus nichts werden würde. Ein seltsames Kribbeln im Nacken verriet ihr, daß
etwas nicht in Ordnung war. Vielleicht hätte sie aufmerksamer und schneller reagiert, wäre sie nicht so
müde gewesen. Als sie die Tür zu dem großen Zimmer aufstieß, das Wohn- und Schlafraum zugleich
war, und mit einer Handbewegung, die ihr in Fleisch
und Blut übergegangen war, dort ebenfalls das Licht
anknipste, war es zu spät.
    Die Zimmertür!
Sie hatte das Kribbeln ausgelöst. Elenas Unterbewußtsein hatte als falsch registriert, daß sie geschlossen war.
Elena hatte sie offengelassen. Es war eine Angewohnheit von ihr, so wenig Türen wie möglich zu
schließen. Vielleicht stammte das aus ihrer Kindheit,
als sie sich, erzogen in einem Heim des Ordens Totus
Tuus, wie eine Gefangene gefühlt hatte.
»Guten Abend, Elena! Oder sollte ich besser sagen,
gute Nacht? Es ist spät geworden, und ich dachte
schon, du kommst nicht mehr.«
Auf der Couch saß Laura Monicini, die Beine in einer lässigen Art übereinandergeschlagen, die Elena angesichts der Situation unpassend erschien. Neben Laura lag ihre geöffnete Handtasche, als hätte sie eben im
Dunkeln etwas darin gesucht. Als Elena ihrer unverhofften Besucherin in die Augen sah, erkannte sie, daß
diese mitnichten so entspannt war, wie sie sich gab.
Obwohl sie ein Lächeln aufgesetzt hatte, wirkte Laura
konzentriert, und ihr Blick war kalt, berechnend.
In Elena überschlugen sich widerstreitende Gedanken. Ihr erster Impuls war, auf dem Absatz kehrtzumachen und wegzulaufen. Aber eine innere Stimme
sagte ihr, daß Laura sie nicht so einfach gehen lassen
würde. Außerdem war Elena neugierig, nicht nur aus
Berufsgründen. Sie hatte Laura in den vergangenen
zwei Jahren ihre Freundin genannt, und sie wollte
wissen, ob etwas davon echt gewesen war.
Es war nur eine Hoffnung, aber vielleicht war Laura doch unschuldig? Sie mochte ihre Wohnung ganz
arglos verlassen haben, bevor die Männer vom GIS
zum Sturm geblasen hatten. Aber wenn es so war, was
wollte sie zu so später Stunde von ihr? Warum hatte
sie im Dunkeln gewartet?
Laura hatte einen Schlüssel zu Elenas Wohnung, für
Notfälle und um nach dem Rechten zu sehen, wenn
Elena nicht in Rom

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