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Engelsgesang

Engelsgesang

Titel: Engelsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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bestimmt war.
    „Sie sind gut, nicht wahr?“ Valerie stand hinter ihm und nahm ihm die Mappe aus der Hand. „Martin ist erstklassig, fantasievoll und äußerst fotogen. Mit dir würde ich so eine Session auch gern mal machen. Aber da werde ich warten müssen, bis du achtzehn bist. Ich will keinen Ärger mit deinem Vater.“
    Auf Ángels fragenden Blick gab sie keine Antwort. Stattdessen wies sie auf die Säule, die vor der Himmelblauen Fotoleinwand stand und griff nach den groben Fesseln. „Ich wär so weit. Lass uns anfangen.“

15.
    15.
     
    „Wolfgang, das klingt für mich, als würdest du von einem Mädchen sprechen. Sag mal, du bist doch nicht etwa verliebt?“ Dr. Ralf Endele sah seinen langjährigen Freund milde lächelnd an. Sie saßen in einem Cafe, in das Wolfgang ihn eingeladen hatte. „Wenn ich zu einem Konzert von dir kommen soll, musst du es mir nur sagen. Du brauchst mich mit keinen unglaubwürdigen Versprechungen locken.“
    „Bitte, Ralf, ich erzähle dir kein Märchen. Der Junge ist wirklich ein Naturtalent. Ich möchte dich eigentlich nur um eins bitten: komm am Samstag und hör ihn dir an.“
    „Also gut. Wenn du darauf bestehst. Aber sei nicht enttäuscht, wenn mein Urteil vernichtend ausfällt. Ein Countertenor mit einer unausgebildeten Stimme, in diesem Alter, kann einfach nicht gut sein. Bestimmt hat er dich mit irgendetwas anderem verzaubert.“ Der Professor für Musik lachte bei Wolfgangs verletzter Miene amüsiert auf.
    „Ralf, schließe nicht von dir auf andere. Ich hatte noch nie was mit meinen Schülern laufen. Ich halte mich da an Regeln, von denen andere, die ich namentlich nicht erwähnen möchte, nichts halten.“
    „Ach, komm schon. Ein bisschen Spaß braucht der Mensch doch.“
    „Mach, was du für richtig hältst, ich habe damit nichts zu tun. Hauptsache, du kommst am Samstag vorbei.“
    „Okay, ich werde kommen. Für dich mache ich das gern.“
    Wolfgang legte seine Hände in einer dankenden Geste aneinander. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie wichtig mir das ist.“
    „Ich wusste es doch – du bist verliebt.“
    „Du hast doch keine Ahnung.“ Wolfgangs Gesicht nahm einen zornigen Ausdruck an. „Ich will dem Jungen helfen. Er scheint aus furchtbaren Verhältnissen zu kommen und keine Zukunftsaussichten zu haben. Ich möchte ihm, bei diesem Talent, was er besitzt, einfach Möglichkeiten aufzeigen, auf die er selber nicht kommen würde.“
    „Wie auch immer“, antwortete Ralf beschwichtigend. „Auf jeden Fall scheint es dir damit gut zu gehen. Du sprühst wieder richtig vor Energie. Ich hatte mir in letzter Zeit schon Sorgen um dich gemacht.“
    „Ja, irgendwie ist es so, als würde ich noch einmal eine Chance bekommen, Als wäre ich dieser Junge und könnte mein Leben noch einmal leben. Du weißt, was ich meine …“ Wolfgang stützte mit einem versonnenen Blick das Kinn auf seine verschränkten Hände.
    „Ich hoffe, dass du weißt, worauf du dich da einlässt“, sagte sein Freund.
    Darauf antwortete Wolfgang nichts. Stattdessen winkte er der Kellnerin und bestellte zwei Doppelte.

16.
    16.
     
    Martin, der in seinem schwarz verhängten Zimmer auf dem Bett lag, schreckte beim Klingeln seines Telefons auf. Er hatte geschlafen. Wirr und von brutalen Sexszenen durchdrungen war der Traum gewesen, den er in letzter Zeit immer häufiger hatte. Schuld daran war nicht nur das Gras gewesen, das er vorhin geraucht hatte, sondern vor allem dieses letzte verfluchte Fotoshooting bei Valerie. Seitdem ließ ihn der Traum nicht mehr in Ruhe. Selbst wenn er wach war, verfolgten ihn die Traumschleier und beeinflussten seine Arbeit.
    „Was?“, blaffte er mit kratziger Stimme in den Hörer, den er ohne die Augen zu öffnen, aus der Halterung gerissen hatte.
    „Marty?“
    Diese Stimmer erkannte er unter Hundert – Valerie.
    „Hey.“ Er räusperte sich und setzte sich in seinem zerwühlten Bett auf, so als würde sie ihn durch die Telefonleitung beobachten können. „Wie geht’s?“
    „Du klingst verschlafen.“
    „Nein, nein, ich bin nur kurz eingenickt. Kann ich irgendwas für dich tun?“
    „Ja“, antwortete sie und verstummte, so als ob sie auf sein dienstbares Interesse wartete.
    Natürlich reagierte er sofort darauf, denn so waren die Spielregeln zwischen ihnen, egal ob sein Hirn vom Schlaf und Hasch vernebelt war oder nicht. Sie hatte diese Regeln aufgestellt und er befolgte sie, solange, wie sie Freude an seiner Gegenwart hatte oder er sich etwas zu

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