Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsgesang

Engelsgesang

Titel: Engelsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
Vom Netzwerk:
verschüchtert und leise geklungen. Sie hatte hastig geredet, was aber kein Wunder war, da sie nicht bei einem Telefonat erwischt werden wollte.
    Nach seinem Verschwinden hatte sein so genannter Vater Maria ein einziges Mal gefragt, ob sie wisse, wohin er gegangen war. Danach war das Thema für ihn wohl abgeschlossen. Er war anscheinend froh, ihn ein für allemal los zu sein.
    Nun musste er überlegen, wie er Maria schnellstmöglichst dort rausholen konnte. Er wollte sie nicht länger als nötig bei diesem Mann lassen. Der Gedanke daran bereitete ihm körperliche Schmerzen. Doch zuerst musste er sparen, das Geld für eine Zugfahrt und die Miete einer Wohnung zusammenkriegen, dann würde er sich um das nächste Problem kümmern. Und vielleicht würde alles viel einfacher werden, als er dachte. Vielleicht würde er in Madrid genau so viel Glück haben wie hier. Darin lag seine ganze Hoffnung. Er betete täglich dafür und Gott würde ihn sicher nicht im Stich lassen.
     
    Ein Kichern riss ihn zurück in die Gegenwart. Unweit saßen zwei Mädchen auf einer Decke und beobachteten ihn. Ángel merkte erst jetzt, dass er sich die ganze Zeit mit den Fingern durch die Haare gefahren war. Wahrscheinlich standen sie ihm nun in alle Richtungen ab. Verlegen lächelte er zurück und versuchte sich die Locken glatt zu streichen.
    „Lass das lieber“, rief ihm die eine fröhlich zu und lächelte. Beide Mädchen trugen Jeans und Bikinioberteile.
    „Sieht er nicht wie Heath Ledger aus?“, flüsterte sie ihrer Freundin zu.
    „Der ist doch schon tot“, gluckste die andere.
    „Mann, Steffi. Du kennst doch den Film: 10 Dinge, die ich an dir ha s se. “
    „Oh, genau. Jetzt weiß ich, was du meinst. Der ist echt süß.“
    „Sag ich doch.“ Beide starrten ihn an und begannen wieder zu kichern.
    Ángel fühlte sich allmählich unwohl in seiner Haut. Er stand auf und griff sich seinen Mantel.
    „Magst du uns zu einem Eis einladen?“, fragte das eine Mädchen keck. Sie hatte eine freche Kurzhaarfrisur, dunkle große Augen und ihren schwarzen Bikini zierten zwei Totenköpfe.
    Ángel fuhr sich verlegen durch sein wirres Haar. „Tut mir leid, kein Geld.“ Er klopfte demonstrativ auf seine leeren Taschen.
    „Hm, da kann man wohl nichts machen. Magst du dich vielleicht zu uns setzen?“
    Ihre Freundin knuffte sie in die Seite. „Biggi, lass ihn in Ruhe.“
    „Wieso denn? Ich find ihn heiß …“
    Ángel verfolgte den Wortwechsel verlegen und sah kurz auf das unruhige Wasser. Als er sich wieder den Mädchen zuwandte, um irgendeine Ausrede zu stammeln, stand Biggi schon neben ihm. Das Mädchen reichte ihm nur bis zur Schulter. Ihr Auftauchen war so überraschend, dass er einen Schritt zurück taumelte.
    „Keine Angst“, lächelte sie. „Ich beiß nicht … Kriege ich deine Telefonnummer?“
    Ángel trat unsicher von einem Fuß auf den anderen.
    „Komm schon, ich will dich doch nur wieder sehen, nichts weiter.“
    Sie zog einen Zettel und einen Bleistiftstummel hervor und hielt ihn Ángel hin.
    „Frag nach Angel“, sagte er und kritzelte Wolfgangs Nummer.
    „Danke schön, Angel“, flötete sie und steckte sich das Papier provokativ in ihr Bikinioberteil. „Mein Name ist übrigens Biggi. Und … coole Frisur, mach damit keinen Blödsinn!“ Sie deutete mit dem Zeigefinger auf seine Haare. „Wir sehen uns!“ Dann drehte sie sich um und lief wieder zu ihrer Freundin auf die Decke. Diese zischte ihr etwas ins Ohr.
    „Lass mich doch“, wehrte Biggi sie mit einem Schulterzucken ab. „So einen süßen Typen lass ich mir doch nicht durch die Lappen gehen.“
    Mehr als nur verwirrt, drehte sich Ángel um. Mädchen … wer blickte da schon durch.

14.
    14
     
    „Schau dir das mal an.“ Valerie warf einen dicken Bildband neben Ángel auf das Sofa. „Seite 321.“ Dann verschwand sie in ihrer weitläufigen Wohnung.
    Ángel sah benommen auf das Buch. Er war noch ganz durcheinander. Schuld daran waren die Fotos, die Valerie ihm gerade vorgelegt hatte. Die Bilder hatten eindeutig sein Gesicht gezeigt. Doch er hatte das Gefühl gehabt, einen fremden Menschen zu betrachten. Die Narbe auf seiner Wange war auf den Fotos überdeutlich zu erkennen. Sie gab ihm einen draufgängerischen Charme, den er nicht mit sich selbst in Verbindung bringen konnte. Er staunte, welche fremden Facetten die Fotos von ihm eingefangen hatten.
    Die Narbe war mittlerweile abgeheilt. Auf den heutigen Fotos würde sie fast nicht mehr zu sehen sein. Das hoffte

Weitere Kostenlose Bücher