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Engelsgesang

Engelsgesang

Titel: Engelsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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    „Maria? Hola, ich bin’s.“ Kurz verstummte er. „Mir geht es gut. Und dir?“ Ángel lauschte, während sich seine Miene verfinsterte. „Das war ja klar! Aber sonst ist alles in Ordnung? – Ja, ich werde dich holen, sobald ich kann, mach dir keine Sorgen - Nein, es geht noch nicht. – Nein, Maria, hör mir zu … Beruhig’ dich, Maria, bitte … Ich habe einen Plan. Hörst du … Ja, ich werde dich holen kommen, bald und dann werden wir weit weg gehen. Por favor, Maria, fang jetzt nicht an zu weinen …“
    Wolfgangs Finger schwebten über der Tastatur, während er auf Ángels flehende Stimme hörte, die sich in seiner Intensität in sein Herz einschnitt. Er wusste nicht, mit wem Ángel redete oder worum es ging, es schien ihn aber stark aufzurütteln.
    „Maria“, fuhr Ángel beruhigend fort. „Was hältst du von Spanien? Maria, hörst du? Spanien, wir werden nach Madrid fahren, in Mutters Heimat? Das wird wunderschön! – Nein, ich vergesse dich nicht. Ich muss nur noch das Geld zusammenbekommen – Nicht mehr lange, ich versprech’s dir. Ich werde dich wieder anrufen – Okay, keine Sorge, ich hole dich ab, sobald ich alles vorbereitet habe. – Ja, ich beeile mich. – Ich dich auch. Adiós.“
    Nur das leise Piepen zeugte davon, dass Ángel den Hörer in die Ladeschale zurückgelegt hatte. Still blieb er am Fenster stehen und vergrub sein Gesicht in den Händen.
    Nach einer Weile räusperte sich Wolfgang. „Madrid? Du willst nach Spanien ziehen?“
    „Irgendwas musste ich doch sagen …“, antwortete Ángel mit einem Ernst in der jungen Stimme, der dort nicht hinzugehören schien. „Ich habe ein schlechtes Gewissen, sie so hinzuhalten … Doch mir bleibt nichts anderes übrig. Ich brauche dringend Geld …“ Ángel schüttelte den Kopf. „Valerie möchte mich noch einmal fotografieren.“
    „Na wunderbar, da ist doch dein Geld.“
    „Ja schon, nur, ob das reicht?“
    Darauf sagte Wolfgang nichts. Geldprobleme kannte er zur Genüge und wusste selber nicht, welches Kraut dagegen half… wahrscheinlich gab es gar keins.
    „Du denkst doch an nächsten Samstag?“, lenkte er das Thema in eine andere Richtung.
    „Der Musikabend? Den vergesse ich nicht … obwohl ich schon ein mulmiges Gefühlen habe … Meinst du nicht, ich sollte das mit dem Singen lieber lassen?“
    „Nichts da! Du bist meine Attraktion!“
    „Bitte, Wolfgang, mach mir nicht noch mehr Angst!“
    „Du schaffst das schon! Lad doch jemanden zur Unterstützung ein, vielleicht diese Maria?“
    „Meine Schwester? Ich glaube, das ist keine gute Idee.“
    „Wieso, mag sie keine Musik?“, fragte Wolfgang und tat so, als wäre er an der Antwort nur mäßig interessiert.
    „Doch schon, aber sie dürfte eh nicht kommen …“ Ángel verstummte.
    „Ach so“, Wolfgang nickte. „Ich versteh’ schon.“
    „Das bezweifle ich“, flüsterte Ángel fast unhörbar.
    „Dann lad irgendjemand anders ein. Du wirst doch sicher Leute kennen.“
    Darauf entgegnete Ángel nichts. Was sollte er auch antworten? Dass er niemanden kannte? Dass er nie Gelegenheit gehabt hatte, sich einen Freundeskreis aufzubauen, dass sein bisheriges Leben daraus bestanden hatte, in einem vergitterten Haus zu leben, seinen Vater zu bedienen und ansonsten unsichtbar zu sein? Das konnte und wollte er Wolfgang nicht erzählen. Stattdessen drehte er sich zur Tür und griff nach seinem Mantel. „Ich werde es mir überlegen. Ciao, bis dann.“
    Wolfgang blieb verblüfft zurück. Einen schnelleren Abgang hätte Ángel wirklich nicht hinlegen können, dabei hatte er gar nicht vorgehabt, ihn weiter auszufragen. Er musste behutsam vorgehen, wenn er dem Jungen helfen wollte. Und er wollte helfen, er wollte mehr erfahren, er wollte in den Abgrund schauen, aus dem Ángel wie ein zerschlagener Engel aufgetaucht war, um seinem eigenen farblosen Leben wieder einen Sinn zu geben.

13.
    13.
     
    Ángel ging an die Isar. Er liebte das dahin fließende Wasser dieses schnellen Flusses. Gerade im Frühling sprang das trübe, blaugraue Wasser wie ein lebendiges Wesen über die Steine und vermittelte Freiheit und ungezügelte Wildheit. So wie dieser Fluss wollte er auch sein: lebendig, alle Widerstände durchbrechend und frei.
    Auf einer Kiesbank breitete er seinen Mantel aus und setzte sich. Das Wasser wirbelte und rauschte um ihn herum, genau wie die Gedanken in seinem Kopf. Auch sie überschlugen sich, bildeten Knoten, bereiteten ihm Kopfschmerzen.
    Maria hatte am Telefon

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