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Engelsgesang

Engelsgesang

Titel: Engelsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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herumgewühlt und seine Finger fluchend aus einem überquellenden Aschenbecher gezogen hatte, fand er endlich das Telefon.
    Nach nur einem Klingeln wurde der Hörer am anderen Ende der Leitung abgenommen. „Ja, bitte?“, schrie eine aufgeregte Stimme.
    „Hi, Wolfgang, ich bin’s Ángel.“
    „Was fällt dir ein, dich jetzt erst zu melden? Ich hatte eine Scheißangst! Ich hab die ganze Nacht nicht schlafen können. Ich dachte, es wäre dir wieder was passiert und dieses Mal wäre keiner da, der dir helfen würde“, tobte Wolfgangs Stimme aus dem Telefonhörer.
    „Entschuldige, ich habe bei einem Freund übernachtet.“
    „Bei einem Freund? Ich glaub’s ja nicht. Und ich sitze hier wie auf Kohlen und du vergnügst dich die ganze Nacht … Du warst doch nicht etwa bei diesem Grabsteinschubser? Sag mir, dass das nicht wahr ist.“
    Ángels Stimme wurde eisig. „Was geht dich das an?“
    „Was mich das angeht? Ich habe die Verantwortung für dich übernommen. Das geht es mich an.“ Wolfgangs Stimme überschlug sich.
    „Ich habe dir die Verantwortung nicht übertragen, Wolfgang. Ich kann jederzeit gehen, genauso plötzlich wie ich gekommen bin. Du bist dir dessen hoffentlich bewusst. Ich bin dir noch nicht einmal diesen Anruf schuldig.“ Kühl, fast automatisch kamen diese Worte aus Ángels Mund.
    Einen Moment war es still. Dann hatte sich Wolfgang wieder gefangen. „Entschuldige, Angel … ich hab mir doch nur Sorgen gemacht.“
    „Das brauchst du nicht. Ich wollte dir nur sagen, dass ich für eine Weile weg bin.“
    „Weg? Für wie lange?“ Wolfgang konnte seine Erregung nur mühsam unterdrücken.
    „Keine Ahnung. Warum interessiert dich das überhaupt? Ich werde Professor Endele nicht versetzen, falls du dir darüber Sorgen machst. Ich halte alle Termine mit ihm ein. Ich weiß, welche Möglichkeiten ich durch ihn bekomme.“
    „Tut mir leid, Angel. Das ist es nicht, worüber ich mir Sorgen mach … bitte, missverstehe mich nicht. Ich will doch nur … ich möchte …“ Er brauchte eine Weile, bis er sein Gestammel unter Kontrolle hatte. „Bist du wenigstens zur Vernissage von dieser Valerie wieder da? Bis dahin ist es nicht mehr lang. Ich dachte, wir könnten dort gemeinsam hingehen …“
    Ángel atmete tief durch. „Ich weiß noch nicht. Ich werde es mir überlegen.“
    Einen Moment herrschte lähmende Stille.
    „Dann mach’s gut“, unterbrach Ángel das Schweigen.
    „Ja … ähm … bis bald ...“ - Komm bald wieder, ich vermisse dich. Zu gern hätte Wolfgang den Satz auf diese Art beendet. Stattdessen blieb er stumm, lauschte auf das Besetztzeichen, das mittlerweile aus dem Hörer erklang und focht einen inneren Zwist mit sich aus.
    Zum Teufel noch mal! Ja, er hatte Angst, Ángel zu verlieren. Doch was konnte er denn tun? Er konnte ihn nicht kontrollieren oder zwingen bei ihm zu bleiben …
    Frustriert stöhnte er auf. Was war nur gerade in ihn gefahren? Er hatte nicht geahnt, dass er zu derartiger Eifersucht neigte. Doch er war eifersüchtig, das hatte er gerade eben nur zu gut gespürt. Dieser wühlende Schmerz in seiner Brust, diese quälenden Bilder in seinem Kopf, die Ángel lachend mit diesem scheiß Grufti zeigten, waren nichts anderes als erbärmlich ätzende Eifersucht.
    Er grub seine Fäuste in die Augen, bis bunte Lichtblitze hinter seinen Lidern zuckten. Es hatte keinen Sinn, es zu leugnen. Er war eifersüchtig! Eifersüchtig auf einen jungen Typen, in der Blüte seines Lebens, an den er, selbst wenn er sich auf den Kopf stellen würde, nicht im Entferntesten heranreichen würde. Er konnte die Jugend und den Reichtum, den dieser gelangweilte Schwarzkittelträger aus wohlhabendem Elternhaus Ángel gab, mit nichts überbieten. Und er wusste genau, dass Ángel ihn mit diesem schwarz gekleideten Snob betrog, der sich noch vor wenigen Tagen über ihn lustig gemacht hatte: Wenn ich groß bin, will ich auch mal so ne Wohnung, hatte er gesagt und Wolfgang die Schamesröte damit ins Gesicht getrieben.
    Er war sich absolut sicher darüber, dass dieser Kerl es war, mit dem Ángel rumhing und das machte alles noch viel schlimmer. Denn nun war es keine vage Vermutung mehr. Sein Gegner hatte ein Gesicht, ein hübsches noch dazu … auch wenn er es nie offen zugeben würde …
    Wie sollte er diesen jungen Typen ausstechen? Der Typ besaß Eigenschaften, die er schon lange nicht mehr oder noch nie besessen hatte.
    Nervös knetete er seine Finger und starrte auf den Stapel Decken, der fein

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