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Engelsgesang

Engelsgesang

Titel: Engelsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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sehen. Das Wasser hatte eine dunkelblaue Färbung, von der das Weiß der Boote regelrecht ins Auge stach. Die Berghänge auf der gegenüberliegenden Seite waren von intensivem Grün und unter ihm schlängelte sich eine Straße am Fuß des Berges entlang, auf der bunte Autos und Motorräder fuhren. Ihr Motorengeräusch wurde von dem Rauschen der umherstehenden Palmen, die in große Tröge gepflanzt waren, fast übertönt. Als er Minuten später auf der höher gelegenen Terrasse ankam, erwartete ihn ein erneuter Schock. Ein azurblauer Pool verschlug ihm den Atem. Versteinert blieb er stehen.
    Martin sah aus dem klarem Wasser zu ihm herauf. „Spring rein, Angel. Es ist fantastisch.“ Bis zu den Schultern stand er im Wasser. Sein Haar war nass und hing in schweren Flechten über Brust und Rücken. Das Gesicht hatte er sich mit Wasser abgerieben, so dass nur noch wenige Make-up Reste es verunstalteten.
    Ángel wurde bewusst, dass er ihn zum ersten Mal ungeschminkt sah. Freundlich und unschuldig sahen diese hellen Augen zu ihm auf. Doch Ángel wusste, dass hinter ihnen mehr verborgen war …
    Martins Oberkörper, von dem schwarzen dornenartigen Rankmuster überzogen, verlor sich in der klaren Tiefe des Wassers, in der Ángel mehr erahnen konnte als er wirklich sah. Er musste trotz der Trockenheit in seinem Hals schlucken. Er fühlte sich unter diesem gleißenden Sonnenlicht plötzlich befangen und schüchtern, und Martins beobachtender Blick machte es nicht besser. Eine Starre überfiel ihn, behinderte seine Bewegungen und schnürte ihm den Hals zusammen.
    „Komm schon! Spring rein!“, wiederholte Martin und sah ihn dabei unverwandt an.
    Ángel zwinkerte, als schüttle er einen lästigen Gedanken von sich. Schnell schlüpfte er aus seinen Schuhen. Dann lief er los und sprang völlig bekleidet ins Wasser. Als er untertauchte, stieß er sich mit ganzer Kraft vom Bassinboden ab, schoss wie eine Rakete neben Martin aus dem Wasser und lachte lauthals. Eine Fontaine aus Wassertropfen prasselte auf Martin herab.
    „So schnell musstest du nun auch nicht ins Wasser kommen. Fürs Ausziehen hättest du schon noch Zeit gehabt“, sagte Martin vorwurfsvoll.
    „Ach komm schon, meine Kleidung hatte eh eine Wäsche nötig … Außerdem wolltest du mich doch nur nackt sehen“, grinste Ángel. Kaum öffnete Martin den Mund um zu widersprechen, packte er ihn und drückte ihn unter Wasser. Martins Haar breitete sich wie eine Wolke schwarzen Seegrases aus. Prustend kam er wieder zum Vorschein und wischte sich das Wasser aus den Augen.
    „Ich warne dich, mach das nicht noch mal! Sonst …“ Martin konnte den Satz nicht beenden, schon tauchte Ángel ihn erneut mit seinem gesamten Körpergewicht unter Wasser.
    „Sonst was?“, fragte er, als Martin wieder nach Luft schnappend auftauchte. „Was wirst du sonst machen?“
    „Ich werde dich …“, begann Martin atemlos. Doch auch diesen Satz erstickte Ángel – mit einem Kuss. Er konnte einfach nicht anders. Eine unbekannte Gier, die er erst seit vierundzwanzig Stunden kannte, hatte Besitz von ihm ergriffen. Martins nackter, nasser Körper ließ erregende Bilder in seinem Kopf aufsteigen. Er musste ihn berühren, ihn schmecken. Er musste sich selbst beweisen, dass dies hier kein Traum war, der zu zerplatzen drohte, sobald er aufwachte. Er wollte sehen und spüren, wie sich die Leidenschaft hinter der düsteren, zurückhaltenden Fassade seines Freundes entzündete.
    Und bei Gott, das tat sie. Wie ein Strohfeuer loderte sie auf. Martins Hände begannen an seiner Kleidung zu zerren. Widerstandslos ließ er es geschehen, während er sich den innigen Küssen hingab.
    Es erwies sich schwieriger als gedacht, sich der nassen Kleidungsstücke zu entledigen. Ihr Tun erinnerte eher an einen Kampf, als an ein Liebesspiel. Außer Atem zerrten sie, immer wieder von atemlosen Küssen unterbrochen, bis die Sachen endlich auf der Wasseroberfläche trieben.
    Jetzt war es Ángel egal, dass er nackt war und sich mitten am Tag unter freien Himmel ficken ließ. Jede Scham und jegliche Schüchternheit hatte er hinter sich gelassen, während er seine Lust in den unendlich blauen Himmel stöhnte.

41.
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    „Na, das war’s dann wohl für mein letztes Hemd.“
    Ángel kniete, nur mit Shorts bekleidet, am Pool und betrachtete skeptisch das zerrissene T-Shirt, das er aus dem Wasser gefischt hatte. Die Jeans, die neben ihm lag, sah nicht besser aus. Der abgerissene Knopf lag auf dem Boden des Schwimmbeckens

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