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Engelsgesang

Engelsgesang

Titel: Engelsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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schreien und zu spucken, doch die Hand in seinem Haar und das Messer, das sich an seinem Hals befand, zwang ihn sofort wieder stillzuhalten. Er kniff die Augen zusammen, wollte den von schwarzen Locken umkränzten Schwanz nicht sehen. Verzweifelt presste er die Lippen aufeinander und versuchte sich einzureden, dass er nur träumte. Es konnte nicht anders sein. Hier musste es sich wieder um einen seiner grausamen Albträume handeln. Nur dass dieses Mal nicht sein Vater, sondern fremde Männer die Hauptrollen spielten. Jedes Mal waren ihm seine Träume so real, gerade in dieser Situation erschienen, in der er sich jetzt befand. Sicher würde er, so wie sonst auch, verschwitzt und zitternd aufwachen, bevor er völlig durchdrehen würde.
    Die Hand zwang seinen Kopf so weit in den Nacken, dass er vor Schmerz den Mund öffnete. Der feuchte, warme Intimgeruch des Mannes drang ihm in die Nase. Übelkeit stieg in ihm hoch und er glaubte, sich augenblicklich übergeben zu müssen.
    „Wehe du beißt“, sagte eine raue Stimme. Der kalte Stahl des Messers drückte an seiner Kehle. Ein dünnes rotes Rinnsal sickerte aus einem feinen Schnitt und bahnte sich den Weg zu seinem Schlüsselbein.
    „Los jetzt oder sollen wir dich anlernen?“
    Schon berührte kratziges Schamhaar seine Wange. Vor Scham und Erniedrigung liefen ihm Tränen über die Wangen. Plötzlich ertönte ein lauter Knall hinter ihnen. Der Schnauzbart schrie auf und taumelte gegen die Wand, als ihn die aufschwingende Tür mit ganzer Kraft in den Rücken traf. Kühle Luft drang in den kleinen Raum und vertrieb die vorherrschende Schwüle. Ángel wurde wie ein Sack zur Seite gestoßen und schlug mit dem Kopf an einem der fleckigen Becken an. Verschwommen sah er, wie die drei Männer sich umdrehten. Die Geschehnisse liefen plötzlich wie im Zeitraffer ab. Was gerade noch ewig zu dauern schien, passierte jetzt so schnell, dass er kaum folgen konnte: Der Mann, der das Messer hielt, bekam einen Schlag gegen den Schädel und stürzte neben Ángel zu Boden. Blut sickerte aus einer klaffenden Wunde an der Schläfe und bildete auf dem schmutzigen Boden eine Lache. Die anderen Männer versuchten zur Tür zu gelangen. Dort stand Martin wie ein schwarzer Racheengel. Mit eiskaltem Blick fixierte er die Zwei. In der Hand hielt er einen Baseballschläger aus silbernem Aluminium. Ohne ein Wort zu sagen, holte er aus und ließ den Baseballschläger auf den Schnauzbart herabsausen. Nur um wenige Zentimeter verfehlte er dessen Schädel. Der Schnauzbart schrie auf und griff sich an die zertrümmerte Schulter. Währenddessen ergriff der dritte Mann das Messer, das am Boden lag und griff Martin an.
    Ángel hob den Kopf und versuchte seinen Blick zu klären. Blut floss ihm in die Augen und legte über die gesamte Szenerie einen roten Filter, die entfernt an einen Horrorstreifen erinnerte. Ein schwerer Stiefel traf ihn und schleuderte seinen Kopf gegen die Wand. Die Schmerzensschreie der Männer wurden leiser, genau so, wie auch die Schlaggeräusche mit der aufkommenden Dunkelheit in seinem Geist verstummten.

49.
    49.
     
    Ángel wachte durch ein dumpfes Dröhnen in seinem Kopf auf. Es klang wie zwei Metal Bands, die sich zu übertrumpfen suchten. Ihm war schlecht. Sein Magen übte sich an Purzelbäumen und er quetschte zwischen den Fingern, die er sich auf den Mund gepresst hatte, ein ersticktes: „Halt an!“ hervor.
    Martin legte eine erneute Vollbremsung hin, die Ángel in den Gurt schleuderte. Mit einem Arm langte er herüber und öffnete gerade im letzten Moment die Beifahrertür, bevor sich Ángel ins Wageninnere übergeben musste. Noch mehrere Male musste Martin am Straßenrand halten, bevor Ángel sich wieder entspannt zurücklehnen konnte.
    „Du hast nicht die Polizei gerufen“, sagte Ángel, ohne irgendeinen Zusammenhang. Sie fuhren gerade am Ufer des Chiemsees vorbei. Die glatte Wasserfläche suggerierte trügerische Ruhe.
    „Polizei? Nein. Sollte ich?“
    „Du hast einen von denen den Schädel eingeschlagen.“
    Martin zuckte mit keiner Wimper. „Ich habe niemanden getötet. Das hast du geträumt, als du ohnmächtig warst.“
    „Ja, ich war ohnmächtig, aber geträumt habe ich nicht. Ich habe dich gesehen! Mit dem Baseballschläger!“
    „Welcher Baseballschläger?“
    „Martin, bitte, verkauf mich nicht für dumm! Was hast du mit den anderen Zweien gemacht?“
    „Sie haben bekommen, was sie verdienen. Oder wäre es dir lieber gewesen, ich hätte sie machen

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