Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsgesang

Engelsgesang

Titel: Engelsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
Vom Netzwerk:
kennen. Mehr noch, den er geglaubt hatte zu lieben. Martin hatte sich gewandelt, er war wieder zu seiner alten unnahbaren Art zurückgekehrt, die ihm schon früher eine Gänsehaut über den Rücken gejagt hatte.
    In Ángel begannen die gegensätzlichsten Gefühle zu toben: Auflehnung gegen eine Behandlung, die er nicht gerechtfertigt fand, und Angst vor einem Menschen, dessen Reaktionen er nicht einschätzen konnte. Das alles wühlte in seinem Magen, während er das Gefühl hatte, gleich zu explodieren.
    Falls Martin an dem Parkplatz vorbeifuhr, würde er seinen wachsenden Unmut sicher nicht mehr in Zaum halten können. Und was er tun würde, wenn es aus ihm herausbrach, wusste er nicht zu sagen. Auf jeden Fall lief er Gefahr mit Martin noch mehr aneinanderzugeraten.
    Als Martin hundert Meter vor der Abfahrt die Geschwindigkeit von 250 km/h immer noch nicht drosselte, atmete Ángel tief ein. Mit jeder Sekunde, die er wartete, staute sich sein Ärger mehr auf.
    Doch plötzlich zog Martin den BMW nach Rechts und brauste mit unverändertem Tempo auf die Ausfahrt zu. In Ángel verkrampfte sich jeder Muskel. Als der Wagen mit kreischenden Reifen auf dem Parkplatz anhielt, grub sich der Sicherheitsgurt tief in seinen Brustkorb ein.
    „Zufrieden?“ Martins Hände lagen noch immer auf dem Lenkrad. Unbewegt sah er nach vorn und mied jeden Blick in Ángels Richtung.
    „Danke“, flüsterte Ángel und öffnete die Wagentür.
    Der Parkplatz war, bis auf einen dunklen Lieferwagen, der etwas abseits stand, leer. Ángel lief zu dem erleuchteten kleinen Gebäude und betrat die Herrentoilette. Mit einem kurzen Blick erfasste er den leeren braun gefliesten Raum und trat an ein Pissoirs. Seinen Blick fiel auf die beschmierte Wand: „Suche geilen Kerl zum blasen und wichsen.“ Während Ángel sich erleichterte, las er die Sprüche, die die Wand zu einer einzigartigen Kontaktbörse machten: Das Leben ist wie eine Klobrille, man macht viel durch! war noch einer der witzigeren Sprüche. Die meisten waren in dieser Art gehalten: Bin für alles bereit. Passiv 23 Jahre/ blond/ schlank. Angebote an 017254…“
    Als er sich gerade den Reißverschluss hochzog, wurde die Tür hinter ihm aufgestoßen. Doch nicht Martin kam herein … Drei Männer mit olivfarbener Haut und schwarzen welligen Haaren verteilten sich um ihn herum. Einer, der einen bürstenartigen Schnauzer trug, blieb an der Tür stehen, während sich die zwei anderen links und rechts neben ihn an die Becken stellten.
    „Na, Junge. Wie geht’s so?“, sprach ihn einer in gebrochenem Deutsch an.
    „Gut. Dürfte ich vielleicht mal?“, antwortete Ángel und versuchte an ihm vorbei zur Tür zu kommen.
    „Warte! Nicht so schnell. Meine Freunde und ich hätten gern von dir was.“
    Ángel, der sich in die Enge getrieben fühlte, brach der Angstschweiß aus. „Tut mir leid, ich habe kein Geld.“ Verzweifelt tastete er seine Hosentaschen ab.
    „Ach, wirklich? Du hast nichts dagegen, wenn mein Freund nachschaut?“
    Als Ángel die sich nähernden Hände weg schlug, lachte er auf und zog ein Sprungmesser hervor. Er sagte etwas in einer osteuropäisch anmutenden Sprache, worauf die beiden anderen in das Lachen einsetzten. Dann ließ er die Klinge mit einem scharfen Geräusch heraus springen.
    „Wir mögen es nicht, wenn wir nicht kriegen, was wir wollen.“
    Die Klinge näherte sich Ángels Gesicht und eine Hand begann seine Taschen abzusuchen. „Nimic!“, sagte einer, als seine Hände nichts fanden. Die Drei begannen miteinander zu reden, während das Messer ihn weiter bedrohte. Es war ihm einfach nicht möglich, den Blick davon zu lösen. Auf der glänzenden Klinge befanden sich dunkelrote Spuren, die ihn nur zu sehr an getrocknetes Blut erinnerten.
    „Okay“, sagte der eine mit einem anzüglichen Grinsen. „Du bläst uns einen, dann wir lassen dich gehen.“ Auf Ángels entsetzten Blick fielen alle drei in ein grölendes Lachen ein.
    „Ich … ich habe das Geld im Auto“, stammelte er.
    „Gut, das holen wir später. Jetzt wir haben etwas anderes vor, nicht mein Schöner? Und wir werden Spaß haben.“
    Der Schnauzbart an der Tür sagte etwas in der fremden Sprache und der Wortführer antwortete ihm mit einer beschwichtigenden Geste. „Später, später. Du kommst auch dran. Nicht wahr?“
    Eine Hand griff von hinten in Ángels Haar und drückte ihn auf die Knie. Der Wortführer öffnete seine Hose und zog ein schlaffes Organ hervor. Ángel begann sich zu winden, zu

Weitere Kostenlose Bücher