Engelsgrab
gern mit ihm zusammen.«
»Muss wohl so sein.« Madley studierte Bradys Miene. »Was ist mit Claudia?«
Brady zuckte die Achseln und hielt den Blick auf die dunkler werdenden Wolken gerichtet.
»Nichts.«
Madley hob die Brauen. »Vielleicht musst du ihr noch etwas Zeit lassen.«
Brady stand auf. »Tu mir einen Gefallen.«
»Und der wäre?«
»Wenn du Jimmy findest, lass mich zuerst mit ihm reden.«
Madleys Augen wurden schmal.
»Das ist ziemlich viel verlangt, Jack.«
»Mir zuliebe«, sagte Brady und ging hinaus.
Auf der Straße versuchte er, Matthews noch einmal auf dem Handy zu erreichen, und landete wieder auf der Mailbox.
»Jimmy, du Volltrottel«, brummte er.
Jetzt blieb ihm nichts anderes mehr übrig, als mit der Ermittlung fortzufahren und zu hoffen, dass Matthews zur Besinnung kam und sich bei ihm meldete, bevor Gibbs und sein Kumpan ihn sich schnappten.
Kapitel 28
»Fahren Sie da vorn rechts ran«, sagte Brady, als Conrad in die Tynemouth Front Street einbog. Inzwischen war es kurz vor sechzehn Uhr, aber Brady war sicher, dass Wolfe noch immer im Turk’s Head saß.
»Hätte ich mir denken können.« Conrad zeigte auf Wolfes alten grünen MG, der dem Pub gegenüber stand. »Muss ich mitkommen?«
Brady grinste in sich hinein.
»Diesmal nicht. Aber wir machen einen Deal. Während ich mir den Autopsiebericht anhöre, vertreten Sie mich auf der Pressekonferenz im Revier. Einverstanden?«
In einem Raum mit einer bluthungrigen Meute Reporter zu sitzen war so ungefähr das Letzte, was Brady sich wünschte. Schaudernd dachte er an die schrillen Stimmen, die sich vor dem Bauernhof nach Matthews’ Verbleib erkundigt hatten. Das brauchte er kein zweites Mal, ebenso wenig wie Fragen nach seinem Befinden oder womöglich noch nach der geplatzten Drogenrazzia vor einem halben Jahr und den Gründen für sein damaliges Scheitern.
»Sie wissen aber, dass Gates mit Ihrem Erscheinen rechnet, oder?«, erinnerte Conrad ihn.
Und ob ich das weiß, dachte Brady, denn auch Gates’ Fragen wollte er entgehen. Erst bei der nächsten Besprechung würde er sein Team wissen lassen, dass Sophie sich am Abend ihres Mordes bei Matthews’ Tochter aufgehalten hatte, und auf eine göttliche Eingebung hoffen, um Matthews’ Reaktion am Tatort und sein Verschwinden zu erklären.
Brady stieß die Wagentür auf. »Sagen Sie Gates, dass ich mich nach dem Gespräch mit Wolfe bei ihm melde.«
»Das wird ihm aber nicht sehr gefallen.«
»Da ich ihm grundsätzlich nicht gefalle, spielt das wohl kaum noch eine Rolle.«
»Und wie kommen Sie zum Revier?«
»Entweder Wolfe fährt mich, oder ich laufe nach Hause und nehme meinen Wagen.«
»Ich glaube nicht, dass Sie bis zu Ihrem Haus laufen können, Sir.«
Brady schaute auf sein Bein. Conrad hatte recht. Sobald er auftrat, fuhr ihm der Schmerz die Innenseite hoch und blieb als dumpfes Pochen zurück.
»Außerdem«, fuhr Conrad fort, »hat DCI Gates mich gebeten, in den nächsten Wochen nicht von Ihrer Seite zu weichen. Bis Sie sich wieder zurechtgefunden haben.« Verlegen schaute er Brady an.
Na großartig, dachte Brady. Er wollte spätabends in Matthews’ Haus schleichen, möglichst ohne Conrad als Wachhund auf den Fersen zu haben.
»Fahren Sie los«, sagte er. »Und machen Sie sich nicht so viele Gedanken. Ach, und noch etwas. Niemand erfährt, dass ich bei Madley war, klar?«
»Da gibt es nichts zu erzählen, Sir«, antwortete Conrad.
Brady stieg aus und wappnete sich für das Treffen mit Wolfe. Wenn er richtig lag, würde ihm der Autopsiebericht die dunklere Seite von Sophie offenbaren.
Kapitel 29
Als Brady in den Pub trat, schlugen ihm der schale Geruch von Alkohol und Möbelpolitur entgegen.
Er nickte respektvoll dem hundertfünfzig Jahre alten Collie zu, der in einer Art gläsernem Sarg verewigt an der Wand hing. Ihm verdankte der Turk’s Head im Volksmund auch den liebevollen Beinamen »Zum Ausgestopften Hund«.
»Wie immer zu spät!«, rief Wolfe.
Brady mochte den alten Säufer, ebenso wie den schottischen Zungenschlag, den dieser trotz seiner langen Jahre in England beibehalten hatte.
»Manche Tage haben es eben in sich«, sagte er und setzte sich zu Wolfe.
»Brauchen Sie mir nicht zu sagen. Gerade bin ich mit Ihrer Kleinen fertig, da legen sie mir schon den Nächsten aufs Eis, vor dem noch drei andere an die Reihe kommen. Ich arbeite am Fließband, mein Lieber.«
»Und wer ist der Neue?«
»Der wurde vor zwei Stunden aus dem Tyne
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