Engelsgrab
sprechen. Er erwartet mich.«
Bevor sie auch nur antworten konnten, drängte sich Brady schon an ihnen vorbei.
»He! Wo zum Teufel wollen Sie denn hin?« Der Kleinere der beiden packte Bradys Arm.
»Zu Madley.« Brady schüttelte den Arm ab und steuerte den Notausgang an der Rückseite des Klubs an.
»Das können Sie nicht tun!«, rief ihm einer der beiden aufgebracht nach.
»Und ob ich das kann«, murmelte Brady, als er durch die Tür stürmte und den Alarm auslöste.
Vor Madleys Bürotür eine Treppe höher standen zwei weitere Männer, die er als Rausschmeißer des Klubs erkannte.
»DI Brady!« Er hielt ihnen die Dienstmarke hin.
Er ließ sich filzen, ehe er in das Büro geführt wurde.
»Jack, mein Lieber, wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gesehen«, rief Madley, als Brady in den weitläufigen Raum humpelte.
Brady hätte Madleys näselnde Stimme mit dem feinen regionalen Akzent überall wiedererkannt. Madley stand mit dem Rücken zu einer verglasten Wand und deutete auf Bradys Bein.
»Das sieht mir aber noch nicht sehr diensttauglich aus.«
»Du kennst mich doch, Martin. Ich bin hart im Nehmen.« Brady humpelte zu einem Sessel und stützte sich auf die Lehne.
Wie bei jedem Besuch bewunderte er das erlesene antike Mobiliar, mit dem Madley sein Büro ausgestattet hatte. Brady kannte sich damit nicht aus, wusste aber, dass es kostspielig gewesen sein musste. Nicht schlecht für einen Typen, der aus den Ridges kam, dachte er bei sich.
»Wie wär’s mit einem Schluck Scotch?«, fragte Madley.
»Danke, nein.«
»Nein? Na, dann muss es dir ja wirklich dreckig gehen.«
»Nicht mir, sondern Jimmy«, gab Brady zur Antwort.
Madleys braune Augen wirkten plötzlich misstrauisch.
Er war im selben Alter wie Brady, ein Stück kleiner als dieser und schmaler gebaut, gebräunt und mit scharfen Zügen. Auf den ersten Blick wirkte er nicht einmal unsympathisch, trug elegante Kleidung, das dunkelbraune Haar ordentlich gescheitelt und keinen Schmuck, bis auf die Uhr, die mehr als Bradys Jahresgehalt kostete. In ihrer Kindheit, falls man sie so nennen konnte, hatte Madley immer eine Hand über Brady gehalten, bis zu dem Tag, an dem Brady und sein jüngerer Bruder in ein Kinderheim abgeschoben wurden. Danach, als Brady von einer Pflegefamilie in die nächste kam, hatten sie sich aus den Augen verloren und sich zu guter Letzt beide für die Kriminalität entschieden: Der eine bekämpfte sie, der andere lebte sie.
»Komm, Martin«, sagte Brady. »Rück raus mit der Sprache. Woher dein plötzliches Interesse an Matthews?«
Madley wandte sich ab und sah durch die Glaswand nach draußen.
Brady folgte seinem Blick. Kreischende Möwen flatterten durch die Lüfte oder ließen sich treiben. Andere pickten in den Müllresten auf der Straße.
»Ich interessiere mich für jeden Polizisten«, antwortete Madley schließlich. »Insbesondere für die korrupten.«
Brady ließ sich in den Sessel sinken.
»Aber die korrupten müssten dir doch gefallen, oder etwa nicht?«
Madley drehte sich um und blickte Brady direkt an.
»Nicht, wenn einer von ihnen versucht, mich übers Ohr zu hauen.«
»Geht es um Drogen?«, fragte Brady.
Er dachte an die wenigen, die in all den Jahren kurz davor gewesen waren, gegen Madley auszusagen, und auf unerklärliche Weise verschwunden waren.
»Hat Matthews etwas gegen dich in der Hand?«, hakte er noch einmal nach, obwohl er nicht sicher war, ob er die Antwort wirklich hören wollte.
Als Madley lächelte, waren seine perfekt gepflegten weißen Zähne zu sehen.
»Glaubst du tatsächlich, das würde ich dir auf die Nase binden? Ich kenne dich wie meine Westentasche, Jack. Du bist und bleibst ein Polizist.«
Brady sah an ihm vorbei aus dem Fenster auf die schwere graue Wolkendecke.
»Ich muss mit Jimmy reden, weiß aber nicht, wo er ist. Er scheint sich, aus welchem Grund auch immer, zu verstecken.«
»Und jetzt glaubst du, er versteckt sich vor mir?«
»Warum sonst hätten Gibbs und irgendein Neuer vor seiner Tür im Wagen gewartet?«
Madley lächelte und wiegte den Kopf hin und her.
»Jimmy taucht schon wieder auf. Früher oder später. Und dann wird er zu dir kommen und sein Herz ausschütten, verlass dich drauf.«
»Martin«, begann Brady. »Warum –«
»Von mir erfährst du kein Wort«, winkte Madley ab und deutete durch das Fenster auf Conrads Wagen unten auf der Straße. »Der Junge ist also immer noch bei dir.«
»Warum denn nicht? Er ist ein netter Kerl, und ich arbeite
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