Engelsgrab
Märchen auftischen?«
»Ich werde Ihnen gar nichts sagen.« Simmons machte Anstalten aufzustehen.
Brady stieß ihn auf seinen Stuhl zurück. »Oh doch, und wenn wir die ganze Nacht hier sitzen.«
Simmons lief dunkelrot an. »Das war ein tätlicher Angriff, Detective. Dafür kriege ich Sie dran.«
»Wenn schon, dann bitte Detective Inspector.« Brady setzte sich zurecht und verschränkte die Arme vor der Brust. »Also?«
»Das ist Schikane«, erklärte Simmons zornig. »Sie haben nichts gegen mich in der Hand.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher.«
»Von diesem Übergriff wird Chief Superintendent O’Donnell erfahren«, sagte Simmons drohend. »Und die Presse.«
Anklagend zeigte er auf Conrad.
»Sie betrifft das ebenso. Sie beide haben mir vorgegaukelt, wir würden uns hier nur noch einmal kurz unterhalten. Wissen Sie, wie spät es ist? Fast elf Uhr.«
»Es tut mir leid, Sir, aber die Sachlage hat sich geändert«, erwiderte Conrad.
»Ich bin jetzt schon eine Stunde hier. Und wie lange wollen Sie mich noch festhalten?«
»Angesichts der Umstände haben wir das Recht, Sie vierundzwanzig Stunden festzuhalten.«
»Ich bin in gutem Glauben mit Ihnen gefahren«, protestierte Simmons. »Und Sie behandeln mich wie einen Verdächtigen. Ich hätte meine Anwältin rufen sollen.«
Simmons wandte sich wieder an Brady.
»Und wenn Sie nicht mit einer guten Entschuldigung ankommen, sind Sie Ihren Job los, das verspreche ich Ihnen.«
»Klar doch.« Brady zog die Ausdrucke vom Blog des Opfers aus einem Aktenordner und legte sie vor Simmons.
»Schauen Sie sich die in Ruhe an. Und dann erklären Sie mir bitte, wie sich das mit Ihren bisherigen Aussagen über Ihre Stieftochter in Einklang bringen lässt.«
Simmons stierte auf die Seiten und schien um Fassung zu ringen.
»Sophie hat getrunken«, fuhr Brady fort. »Sie hat Drogen genommen und war sexuell aktiv. Aber Letzteres wissen Sie ja besser als jeder andere, nicht wahr?«
»Sie Dreckskerl«, murmelte Simmons.
»Wie war das denn gestern Abend?«, fragte Brady weiter. »Sagen wir, gegen halb elf oder so. Sophie klingelt an der Tür. Sie hat ihre Schlüssel verloren, und betrunken ist sie auch. Sie fallen wütend über sie her.«
Simmons sah auf. »Wissen Sie überhaupt, wie abartig Sie sind?«
»Ich?«, fragte Brady. »Ich dachte, wir reden von Ihnen. Wie ging es dann weiter? Was haben Sie getan, dass Sophie Hals über Kopf wieder in die Nacht gestürzt ist?«
Brady legte eine Pause ein und blickte in Simmons’ verzerrtes Gesicht.
»Sie sind ihr gefolgt. Und haben Sie in den Ruinen des alten Bauernhofs hinter Ihrem Haus entdeckt. Der Rest ist ja bekannt.«
»Verdammt noch mal, Sie sind ein kranker Mistkerl!«
»Hat sie Ihnen gedroht? Hatten Sie Angst, Sophie würde alles verraten?«
Simmons schüttelte den Kopf.
»Oder haben Sie herausgefunden, dass Sophie einen neuen Freund hatte? Sind Sie eifersüchtig geworden und –«
»Ich habe es nicht getan.«
»Nein? Wir haben den Schuttbrocken gefunden, mit dem Sophie angegriffen wurde. Meinen Sie nicht, darauf könnten Ihre DNA-Spuren und Fingerabdrücke zu finden sein?«
Simmons stöhnte auf.
Conrad und Brady tauschten einen Blick.
»Vielleicht sollten Sie doch Ihre Anwältin rufen«, schlug Brady vor.
»Ich habe Sophie nicht ermordet.«
»Aber Sie hatten Geschlechtsverkehr mit ihr. Das stimmt doch, oder?«
Simmons’ Unterlippe fing an zu zittern.
»Wir haben eine Zeugin«, betonte Brady. »Ihre Aussage stützt die Ergebnisse unseres Autopsieberichts.«
Simmons barg das Gesicht in den Händen.
»Dieser Bericht weist klar darauf hin, dass Sophie, seit sie elf war, sexuell missbraucht worden ist.«
Simmons regte sich nicht.
»Wie alt war Sophie, als Sie ihre Mutter geheiratet haben?«
Simmons ließ die Hände sinken. Er war leichenblass geworden.
»Sie war elf, Simmons. Nur für den Fall, dass Sie es vergessen haben.«
»Nein … nein … das ist alles ein Irrtum. Ich möchte meine Anwältin sehen.«
Brady beugte sich zu dem Tonbandgerät hinab. »Dreiundzwanzig Uhr sieben«, sagte er. »Die Vernehmung ist beendet.«
Kapitel 38
Freitag war Zahltag. Das bedeutete, dass der Fat Ox seit Mittag brechend voll war und es bis zur Polizeistunde bleiben würde.
»Was darf’s sein, Jack?«, rief ihm die Blondine von der Theke her zu, eine zierliche Frau Ende vierzig.
»Ein großes Bier.«
Nach der Vernehmung von Sophies Stiefvater brauchte Brady dringend einen Schluck. Er hatte ihn in eine
Weitere Kostenlose Bücher