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Engelsgrab

Engelsgrab

Titel: Engelsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Ramsay
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und Martin Madley wussten mehr als seine ehemalige Therapeutin.
    »Sie reden mit mir, Jack. Denken Sie denn, ich hätte vergessen, dass Ihre Mutter heute vor dreißig Jahren ermordet wurde. Und dass Sie dabei waren und –«
    »Ist das nicht etwas Vertrauliches?«, unterbrach Brady sie. »Müssen Sie das als Therapeutin nicht für sich behalten?«
    »Es bleibt ja auch vertraulich.«
    »Aber ich bin nicht mehr Ihr Patient«, erwiderte Brady kühl.
    Sein Mund war trocken, und er begann, sich überrumpelt zu fühlen. Wie schon früher hatte sie ihn in Sicherheit gewiegt und die Falle dann plötzlich zuschnappen lassen.
    »Ich frage das auch nicht als Therapeutin, sondern vielmehr als Freundin.«
    »Sind Sie das?«, fragte Brady zweifelnd. »Eine Freundin?«
    »Ich weiß nicht …«, flüsterte sie und schaute ihm fragend in die dunklen braunen Augen.
    Brady sprang auf. Er brauchte frische Luft. Mit zwei Schritten war er am Fenster, zog es einen Spaltbreit auf und atmete tief ein und aus.
    »Jack, was ist denn?«
    Brady drehte sich um und sah ihr verwirrtes Gesicht.
    »Ich kann das nicht«, sagte er und deutete auf die Flasche Scotch, ihr Glas und seinen Becher.
    »Sie meinen, Sie können nicht hier sitzen und mit mir trinken?«
    »Ich brauche Schlaf«, entschuldigte er sich.
    Jenkins stand auf und strich ihren Rock glatt.
    »Dann vielen Dank für den Whisky«, verabschiedete sie sich und nahm sich ihre Jacke und Tasche vom Besucherstuhl.
    An der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Kommen Sie auch wirklich klar?«
    »Wieso nicht?«
    Sie antwortete nicht. Sie brauchte es auch nicht. Als Bradys Psychologin wusste sie, dass er wegen seiner Vergangenheit nicht mit emotionaler Nähe umgehen konnte. Doch sie wussten beide, dass sie auf der professionellen Ebene gerade eine Grenze überschritten hatten.

Kapitel 42
     
    Brady schob seinen Teller beiseite. Die Spiegeleier mit Speck hatte er kaum angerührt.
    Er trank einen Schluck Kaffee und schaute sich in der Cafeteria um, die schon bessere Tage gesehen hatte. Durch die vergitterten Fenster konnte man in den grauen, verregneten Tag hinaussehen.
    Inzwischen war es halb neun. Gerade einmal vier Stunden hatte er geschlafen. Es war ein unruhiger Schlaf gewesen, durchsetzt von Träumen, in denen der betrunkene Alte eine Rolle spielte.
    Nicht einmal nach Hause konnte er fahren, um dort zu duschen, sich zu rasieren und frische Wäsche anzuziehen. Nicht, solange Kate dort war.
    Jede halbe Stunde ließ er dort einen Streifenwagen vorbeifahren. Kate würde es ihm nicht danken, das war Brady jetzt schon klar. Sie wollte Erklärungen, die er ihr nicht liefern konnte. Denn von Matthews hatte er immer noch nichts gehört.
    Er beschloss, unten in den alten Waschräumen des Reviers zu duschen. Rasierzeug und Kleidung zum Wechseln hatte er in seinem Büro für Tage wie diesen aufbewahrt.
    Aber wenigstens hatten sie Ellison, der gegen sieben Uhr morgens nach Hause gekommen war, wenn auch betrunken. Seitdem saß er zum Ausnüchtern in einer Zelle. Gesagt hatte er bislang nichts. Wie Brady erfahren hatte, schien er unter Schock zu stehen.
    Beunruhigt fragte sich Brady, ob er womöglich zu übereifrig gewesen war – angetrieben von stillem Groll, weil Ellison mit Dornröschen nach Hause gegangen war. Brady dachte an Gates, der schon seine Entscheidung, Simmons auf dem Revier zu vernehmen, als voreilig verurteilt hatte. Dennoch hatte er Ellison nicht aus verletzter Eitelkeit herschaffen lassen. Die Beschreibung der Bedienung des Beacon war unmissverständlich gewesen. Ellison hatte sich dort in der Mordnacht mit Sophie getroffen.
    Jetzt wartete Brady auf die Ergebnisse von Ellisons DNA-Probe. Und auf einen Anruf von Jed, der sich seit einer Stunde mit dem PC und dem Laptop des Lehrers befasste.
    Als sein Handy ging, wühlte er es aus der Jackentasche hervor.
    Conrads Name stand auf dem Display.
    »Conrad, was gibt’s?«
    »Er ist es«, antwortete Conrad aufgeregt.
    »Sind Sie sicher?«
    »Na, zumindest ist er Sophies geheimnisvoller Freund gewesen. Er hat die gleiche Tätowierung auf dem Rücken.«
    »Dem Himmel sei Dank«, meinte Brady erleichtert. »Sobald der Typ nüchtern ist, sagen Sie mir Bescheid, ja?«
    Dann stürzte er den lauwarmen Kaffee hinunter und machte sich auf den Weg in sein Büro.
    »Willst du bei jemandem Eindruck schinden?«, lachte Harvey, als er Brady rasiert und in Anzug und Hemd sah.
    Brady zeigte ihm den Mittelfinger und öffnete die Tür zu seinem Büro.
    Mit dem

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