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Engelsgrab

Engelsgrab

Titel: Engelsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Ramsay
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Kaimauer, atmete die frische Salzluft ein und versuchte, den Fischgestank auszublenden. Die Ecke, in der das Antonelli’s lag, war in den letzten Jahren zu einer schicken Gegend geworden, mit teuren Restaurants und Cafés, ganz zu schweigen von den Apartmentgebäuden und Lofts, die dort anstelle der alten Lagerhallen entstanden waren. Nur den Geruch von verrottendem Fisch, den gab es nach wie vor.
    Segelboote zogen vorbei und nahmen Kurs hinaus auf das offene Meer. In der Mündung des Tyne legte eine Fähre an. Weiter hinten in South Shields säumten frisch verputzte viktorianische Villen das Meer. Wenn man hier steht, dachte Brady, ist die Gegend eigentlich gar nicht so schlecht.
    Bis in die frühen Neunzigerjahre hatte auch dieser Teil des Hafens noch zum Rotlichtmilieu gehört, ein sicherer Tipp, falls man sich irgendwo die Kehle aufschlitzen lassen wollte. Die Matrosen auf Landgang hatten sich hier sinnlos betrunken, Schlägereien waren aufs Übelste ausgeartet und hatten mitunter zu Totschlag geführt, ohne dass die Polizei jemals hinter den Täter kam.
    Einen Moment lang sah Brady den Möwen zu, die einen nahenden Hochseeschlepper umkreisten, der wahrscheinlich mehr Unrat als Fische im Netz hatte. Dann wandte er sich ab, kehrte zu Conrads Saab zurück und stieg ein.
    Conrad hatte eine Tüte fettige Chips in der Hand, denn am Hafen gab es immer noch ein paar alte Fischbuden, in denen man die besten Chips im Nordosten bekam.
    Brady nahm sich zwei und warf sie sich in den Mund.
    »Soll ich Ihnen eine Tüte besorgen?«, fragte Conrad.
    »Nein danke, ich habe keinen Hunger.« Brady nahm sich die nächsten.
    »Möchten Sie noch mehr?« Conrad hielt ihm die Tüte hin.
    »Sehr großzügig.« Brady fischte den letzten Chip heraus.
    Conrad knüllte die Tüte zusammen und warf sie aus dem geöffneten Fenster.
    »Passen Sie mal auf, dass Sie keine Anzeige wegen Umweltverschmutzung kriegen«, stellte Brady fest und beobachtete die Möwen, die sich auf das Papierknäuel stürzten.
    »Von wem denn, Sir? Das ist North Shields.«
    »Dann haben Sie ja noch mal Glück gehabt. Nun aber los. Wir müssen zum Revier zurück.«
    Im Revier erfuhr Brady, dass Gates seit Viertel nach eins ungeduldig auf ihn wartete. Jetzt war es halb zwei.
    Brady beschloss, ihn warten zu lassen, und ging in sein Büro. Ehe er mit Gates sprach, wollte er wissen, was die Laboruntersuchungen hinsichtlich Ellisons DNA und Fingerabdrücken ergeben hatten.
    Er tippte die Rufnummer des Labors ein. Während er darauf wartete, dass am anderen Ende jemand abhob, betrachtete er das trübe Licht, das durch die Jalousie am Fenster fiel, und wünschte, Matthews würde auftauchen, und wenn auch nur, um ihm im Fall des Erpressers noch einmal aus der Patsche zu helfen.
    »Was kann ich für Sie tun?«, meldete sich schließlich eine weibliche Stimme.
    Brady trug sein Anliegen vor.
    »Moment«, sagte sie. »Bleiben Sie dran.«
    »Sicher«, antwortete Brady geistesabwesend.
    Er hörte Rumoren und dann eine aufgebrachte Stimme, die ihm ins Ohr brüllte: »Was ist das hier für ein Scheißladen!«
    »Ainsworth?«, fragte Brady.
    »Sie werden es nicht mögen, aber Sie haben ein Problem.«
    »Und das wäre?«
    »Halten Sie sich fest, Brady, aber nach den letzten Laborergebnissen war Jimmy Matthews mit Ihrem Mordopfer zusammen.«
    »Ja, aber das war uns doch bekannt«, stammelte Brady. »Darüber haben Sie sich doch selbst beschwert.«
    »Ich rede von seinen DNA-Spuren auf ihrem Körper, nicht von plattgetrampelten Fußspuren.«
    »Er hatte seine Jacke über sie gebreitet –«
    »– die als Erklärung nicht ausreichend ist. Tut mir leid, Brady, aber auch seine Handabdrücke habe ich am Tatort gefunden. Der Mann ist ein noch größerer Idiot, als ich dachte.«
    »Weiß Gates das schon?«
    »Was glauben Sie denn!«
    »Verdammt«, sagte Brady. »Warum sind Sie damit nicht zuerst zu mir gekommen?«
    »Sie sollten froh sein, dass ich es Ihnen überhaupt sage.«
    »Gut, wenn man’s so nimmt, dann vielen Dank. Was ist mit den Ergebnissen für Ben Ellison?«
    »Sobald ich sie habe, rufe ich Sie an.« Ainsworth legte auf.
    Für einen Moment saß Brady da, starrte ins Leere und überdachte die Neuigkeiten. Kein Wunder, dass Gates ihn sofort sehen wollte.
    Schließlich humpelte er zum Fenster hinüber und schaute durch die Jalousie nach unten, wo Streifenwagen und Vans standen und die Straße blockierten. Dann blickte er in den grauen Himmel und fragte sich, ob es an diesem Tag noch

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