Engelsgrab
noch versucht, ihr gut zuzureden, dann aber eingesehen, dass es zwecklos ist. Also bin ich gegangen.«
»Und haben Sophie allein gelassen.«
»Ja. Weil es sinnlos war, in ihrem Zustand mit ihr zu reden.«
»Mit Zustand meinen Sie, dass sie aufgewühlt und betrunken war, richtig?«
»Richtig.«
»Wie spät war es, als Sie gegangen sind?«
»Keine Ahnung. Wahrscheinlich so gegen eins.«
Brady nickte Conrad zu, nur für den Fall, dass dieser eine Frage hatte, doch der saß noch immer wie versteinert da.
»Was mich aber wundert«, begann Ellison, und Brady richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf ihn. »Wie wollen Sie meine DNA-Spuren – in ihr – gefunden haben, wenn ich doch ein Kondom benutzt habe?«
»Vielleicht lesen Sie sich nächstens mal die Packungsbeilage durch«, riet ihm Brady. »Die Sicherheit liegt bei achtundneunzig Prozent.«
»Ich habe sie trotzdem nicht ermordet. Sie müssen mir glauben.«
»Nun … das ist das Problem. Ich habe eine Zeugin, die etwas anderes erzählt«, teilte Brady ihm mit und lehnte sich zu Ellison vor.
»Schluss jetzt«, sagte sie ungehalten. »DI Brady, ich hätte gern ein Wort mit Ihnen unter vier Augen.«
Brady unterbrach das Verhör.
Dann stand er auf und verließ den Raum. Claudia kam ihm nach.
»Willst du, dass ich dich vor meinem Mandanten fertigmache?«, meinte sie aufgebracht.
»Das hat der Typ schon erledigt, der mich angeschossen hat. Ach, entschuldige, das konntest du ja nicht wissen. Du bist ja gleich darauf verschwunden.«
Claudia schnappte nach Luft. »Diesen Scheiß will ich nicht hören!«, fauchte sie. »Halte dich einfach an die Regeln, mehr verlange ich nicht von dir.«
»Ich fürchte, ich kann dir nicht folgen«, erwiderte Brady verärgert. »Aber wahrscheinlich sind es ausschließlich deine Regeln, oder? Zu denen offenbar auch gehört, dass du nach sechs Monaten des Schweigens hier antanzt und tust, als wäre es das Selbstverständlichste überhaupt.«
»Und warum, bitte schön, darf ich das nicht?«
»Das weißt du doch wohl selbst.«
»Wie denn?«, antwortete Claudia bitter. »Offen gestanden weiß ich kaum noch, wer du bist, aber vermutlich ist dir das selbst nicht ganz klar. Ich finde nur, es ist ein starkes Stück, dass du hier ständig den Beleidigten spielst und mir vorwirfst, dass ich anwesend bin. Aber vielleicht bin ich dir ja im Weg.«
»Wieso im Weg?«, fragte Brady verdutzt.
»Ich sage nur Amelia Jenkins. Wundern würde mich das bei dir nicht.«
Brady starrte sie sprachlos an.
»Ist aber auch egal«, fuhr Claudia fort. »Sag mir lieber, welche Beweise du gegen meinen Mandanten hast.«
Kapitel 52
Wieder im Vernehmungszimmer, eröffnete Brady Ellison, dass er ihn des Mordes an seiner Schülerin Sophie Washington beschuldige, und teilte ihm mit, dass er bis zur Anklageerhebung in Untersuchungshaft bleiben würde.
Ellison brachte kein Wort über die Lippen.
»Aber warum?«, fragte Ellison verzweifelt. »Ich habe es doch nicht getan.«
»Das sagen sie alle«, erwiderte Brady kühl. »Alles Weitere findet sich dann vor Gericht.«
Ellison hieb auf den Tisch. »Das können Sie mir doch nicht antun!«, rief er. »Ich hatte was mit einer Schülerin, okay. Aber ich habe ihr nichts vorgemacht. Nur sie hat sich eingeredet, dass zwischen uns Gott weiß was war. Für mich war sie nur ein dummes Ding, das bekommen hatte, was es wollte. Warum um alles in der Welt hätte ich sie denn umbringen sollen?«
Brady lehnte sich zurück und betrachtete das erhitzte Gesicht des Mannes.
»Das liegt doch eigentlich auf der Hand«, begann er. »Sophie hat gedroht, jedermann von Ihrer Beziehung zu erzählen. Hätte sie es getan, wären Sie als Lehrer erledigt gewesen. Vor Ihnen hätte eine Haftstrafe gestanden, und Ihre Band hätte sich vermutlich von Ihnen getrennt.«
»So war es nicht«, entgegnete Ellison kopfschüttelnd.
»Nein?«, fragte Brady. »Dass Sophie Ihnen gedroht hat, haben Sie eben selbst zugegeben. Sie wollten ihr ›gut zureden‹, doch das hat nichts genützt. Im Gegenteil, sie hat angefangen zu ›kreischen‹. Um sie zum Schweigen zu bringen, haben Sie sie gewürgt. Und dann war sie plötzlich tot.«
»Nein«, erwiderte Ellison bestimmt. »So war es nicht. Und warum hätte ich überhaupt ihr Gesicht zerstören sollen? Sophie hat mir nichts mehr bedeutet. Ich wollte die Beziehung beenden, weiter nichts.«
»Das ist Ihnen ja auch geglückt«, erwiderte Brady trocken. »Sie waren wütend, nehme ich an. Daher auch der
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