Engelsgrab
identisch.«
Er beugte sich vor. »Wirklich eine hervorragende Arbeit.«
»Das reicht«, sagte Claudia gereizt.
Brady grinste sie an.
»Finden Sie, ich sollte mir auch so eins stechen lassen?«
»Ich glaube kaum, dass mich das auch nur im Entferntesten interessieren würde«, entgegnete sie unvermittelt. »Könnten wir jetzt vielleicht das Verhör fortsetzen?«
»Danke, Mr Ellison.« Brady lehnte sich zurück und wartete, bis der Lehrer wieder saß.
»Also noch mal. Erkennen Sie die Tätowierung auf den Fotos der Toten wieder?«
Mit zitternder Hand fuhr Ellison sich durch das strähnige Haar.
»Ja oder nein?«, half Brady nach.
»Ja«, murmelte Ellison und schob die Fotos zurück. »Das heißt aber nicht, dass ich sie ermordet habe.«
»Das werden wir noch sehen.« Brady sammelte die Fotos ein und legte sie zurück.
Ellison stierte die Tischplatte an.
»Wir haben auch die E-Mails, die Sie Sophie geschickt haben.«
Ellisons Blick zuckte zu Claudia hinüber.
»Bleiben Sie ganz ruhig«, riet sie ihm.
»Die hatten Sie zwar gelöscht, aber uns ist es gelungen, sie wiederherzustellen. Ebenso wie die E-Mails, die Sophie Ihnen gesandt hatte. Sie wissen ja, wie das mit E-Mails ist. Ziemlich unverwüstliches Zeug, wie ich mir habe sagen lassen.«
Eine leichte Röte begann sich auf Ellisons Gesicht auszubreiten.
»Ich frage mich, ob Sie all Ihren Schülerinnen E-Mails schreiben«, fuhr Brady fort. »Oder nur solchen, mit denen Sie ein Verhältnis haben.«
»Darauf müssen Sie nicht antworten«, warf Claudia ein.
»Richtig«, erwiderte Brady und drehte sich zu ihr um. »Aber vielleicht darf ich Mr Ellison trotzdem zitieren. ›Ich werde dich hart rannehmen. So lange, bis du mich anflehst aufzuhören.‹« Er wandte sich wieder an den Lehrer. »Haben Sie das in die Tat umgesetzt? Und dann womöglich festgestellt, dass es Ihnen nicht genügt? Dass Sie noch etwas Stärkeres brauchen, wie etwa, eine Minderjährige während des Geschlechtsakts zu erwürgen?«
»DI Brady«, unterbrach Claudia. »Das geht entschieden zu weit. Noch habe ich keinen Beweis dafür gesehen, dass mein Mandant Sophie Washington ermordet hat.«
Brady dachte an Shanes Informationen und sah ein, dass er sie nicht verwenden konnte. Claudia würde sie zu Recht als Hörensagen verlachen.
»Vielleicht war es ja ein Unfall«, schlug er Ellison vor. »Die Sache ist Ihnen entgleist. Und mit einem Mal hat Sophie nicht mehr gelebt. Daraufhin sind Sie panisch geworden, denn Sie hatten ja nicht vorgehabt, das Mädchen zu töten. War es vielleicht so?«
Ellison schüttelte den Kopf. »Ich habe sie nicht umgebracht.«
Brady ging darüber hinweg. »Und dann haben Sie sie wieder angezogen. Das war gut überlegt, denn dadurch hat es noch eine kleine Weile gedauert, ehe wir den sexuellen Zusammenhang erkannten. Schließlich war Sophie erst fünfzehn, und da denkt man ja nicht gleich, dass so jemand schon Sex hat, geschweige denn mit einem Lehrer. Zumal Sie ja die Abmachung hatten, dass sie von dem Verhältnis niemandem etwas erzählen würde. Um aber lieber ganz sicherzugehen, nahmen Sie einen der herumliegenden Gesteinsbrocken und zerschmetterten damit ihr Gesicht.«
»Das mit dem zerschmetterten Gesicht wusste ich nicht«, antwortete Ellison und wirkte aufrichtig erstaunt.
Brady musterte ihn nachdenklich.
»Ich hätte Sophie niemals wehgetan.«
Als wolle sie ihn zum Schweigen ermahnen, griff Claudia nach Ellisons Arm.
»Nein, Sie haben sie nur rangenommen, oder?«, fragte Brady.
Für einen Augenblick war Ellison wieder ganz der Alte und schenkte ihm einen Blick, der besagte, na und?
»Dann schauen wir uns jetzt einmal die Laborberichte an«, fuhr Brady fort.
»Soll ich es jetzt tun?«, wandte Ellison sich an Claudia.
Claudia seufzte. »Mein Mandant möchte diesbezüglich eine Aussage machen.«
Aha, dachte Brady. Sie hat ihm geraten, bis zuletzt durchzuhalten und erst dann etwas zuzugeben, wenn die Mordanklage drohte.
»Ich höre«, sagte er gleichmütig.
»Bleiben Sie bei dem Wortlaut, den wir abgesprochen haben«, ermahnte Claudia Ellison.
Ellison schluckte und sah Brady an.
»Ich habe Sophie nicht ermordet. Das schwöre ich.«
»Können Sie es auch beweisen?«, meinte Brady kühl.
»Okay, ich hatte was mit ihr, das gebe ich zu. Und ich wusste, dass es falsch war. Aber es ist einfach passiert. Auf der Klassenfahrt hat es angefangen. Das heißt, sie hat damit angefangen und sich mir regelrecht aufgedrängt.« Er hob die Schultern. »Ich
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