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Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Titel: Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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einen kurzen Moment konnte dann alles wieder so sein wie früher. Langsam trank sie den heißen Kaffee. Sie ließ ihren Blick durch den halbdunklen Raum schweifen, darauf bedacht, die hinteren Teile ihres Bewusstseins, den schwarzen Abgrund, nicht anzutasten. Ablenkung und Zerstreuung.
    Einen Augenblick lang traf sich Kläres Blick mit dem eines Mannes im hinteren Teil des Raumes. Er saß allein an einem Ecktisch, hatte ein aufgeschlagenes Buch und ein GlasWein vor sich. Er sah etwas älter aus als der Durchschnittsgast dieses Ladens, vielleicht Anfang vierzig. Sein Haar schien hellgrau oder blond zu sein, und es war kurz geschnitten. Seine Haut war leicht gebräunt, und er trug eine modische, eckige Brille.
    Natürlich, er starrte Isabel an. Das passierte ihrer Freundin ja ständig. Als er bemerkte, dass sie ihn dabei ertappt hatte, tat er wieder so, als würde er lesen. Kläre sah kurze Zeit weg, dann warf sie erneut einen Blick zu ihm hinüber. Wieder schien er Isabel zu mustern.
    »Hast du jemanden gesehen, den du kennst?«, fragte Isabel neugierig.
    »Nein, aber ich glaube, da beobachtet dich jemand.«
    Isabel wandte sich unauffällig um. »Ach, der Pseudo-Intellektuelle dahinten in der Ecke? Den hab ich vorhin schon bemerkt. Einfach ignorieren …«
    Kläre war enttäuscht. Sie fand, dass der Typ interessant aussah. Da sich Isabel aber nicht weiter um ihn scherte, beschloss sie, endlich die spannendste Nachricht des Tages zum Besten zu geben. »Du ahnst nicht, wo ich gestern Abend war!«
    »Bei deinen Eltern. Du hattest mir erzählt, dass ihr alle zusammen im Garten grillen wolltet.«
    »Ja, das wollten wir auch. Aber Papa ging es nicht so gut gestern. Als das Grillen zu Ende war, bin ich noch mit Wibke und ihrem Mann auf das Altstadtfest gegangen.«
    »Um wie viel Uhr?«
    »So gegen neun Uhr. Ich weiß schon, was du fragen willst. Ich war aber nicht in der Nähe, als die Frau ermordet wurde. Schreckliche Geschichte, nicht?«
    »Du warst doch die ganze Zeit über mit Wibke zusammen, oder?«
    »Isabel, hast du plötzlich Angst um mich? Mich will bestimmt keiner umbringen. Außerdem schaffe ich das schon alleine …«
    »Hör bloß mit diesem Gejammer auf!«, zischte Isabel wütend. »Ich kann es nicht mehr hören. So, wie die Medizin sich entwickelt, überlebst du uns noch alle. Vor allem mich, wenn mein Herz irgendwann einfach das Flattern bekommt!« Auf ihren Wangen brannten mit einem Mal zwei hektische rote Flecken, und ihre Gesichtszüge sahen verzerrt aus.
    Kläre sagte nicht, was sie dachte. Es wäre auch völlig egal, was sie darauf entgegnen würde. Hauptsache, Isabel beruhigte sich wieder, bevor hier Löffel, Schalen oder Stühle durch den Raum flogen.
    »’tschuldige, Isa. Ich hab’s gar nicht so gemeint. Ich wollte dir nur erzählen, was gestern auf dem Altstadtfest los war. Ich habe so etwas nämlich noch nie erlebt. Das ganze Polizeiaufgebot, die Straßensperre und das alles. Es war aufregend, auch wenn mir die tote Frau natürlich sehr Leid tut. Ob sie den Typen kriegen, der es getan hat?«
    Durch Käthes Geplapper entspannte Isabel sich sichtlich. »Keine Ahnung. Kommt wohl darauf an, wie clever er war. Hast du etwas gehört? Weiß man, wie er aussah?«
    »Niemand will ihn richtig gesehen haben. Es war aber auch einfach zu voll. Die Leute haben erst registriert, was geschehen ist, als die Frau tot am Boden lag.«
    »Üble Geschichte«, meinte Isabel nachdenklich, »wirft irgendwie ein schlechtes Licht auf unser Altstadtfest …«
    Als sie eine Weile später aufbrachen, beobachtete Kläre, dass der Mann am Ecktisch ebenfalls aufstand. Er verließ nach ihnen das Lokal. Kläre sagte nichts. Isabel zog die Typen wie magnetisch an, ob sie wollte oder nicht.
    Käthe guckte sich unauffällig um. Der Mann folgte ihnen mit ein paar Metern Abstand die Straße hinunter. Er sah nett aus. Wie ernüchternd, dass er Isabel so unverfroren nachlief.
    »Soll ich fahren?«, fragte Isabel, als sie an Kläres Auto angekommen waren.
    »Es geht mir gut, Isabel!«
    »Lass mich trotzdem …«, erwiderte sie und schnappte sich den Autoschlüssel.
    Kläre beobachtete, wie der Mann in einiger Entfernung stehen blieb. Sie stutzte. Es sah so aus, als würde er sich etwas notieren.
5. KAPITEL
    M AGENTA PR-Agentur. 4. OG« stand auf dem Plexiglasschild, das an der Außenmauer des alten Lagerhauses angebracht worden war. Darunter befanden sich Hinweise auf eine Tanzschule, einen Musikverlag und eine Buchbinderei im Erdgeschoss.

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