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Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Titel: Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Heidmüller vor, »oder hast du keinen Hunger?«
    »Doch, ich könnte auch was vertragen, kennst du den Chinesen bei der Petrikirche?«
    Heidmüller schüttelte den Kopf. »Ist nicht so meine Gegend.«
    Wenn er chinesisches Essen nicht mochte, dann hätte er Pias Ansicht nach lauter protestieren müssen. Der Imbiss war ihr bevorzugter Anlaufpunkt, wenn sie auf die Schnelle etwas Warmes essen wollte. Außerdem war es von hier nur noch ein kurzer Fußmarsch zu ihr nach Hause.
    Heidmüller stand ein paar Schrecksekunden draußen vor dem Imbiss und starrte auf die unappetitlich verfärbten Fotos der angebotenen Gerichte. Dann schien sein Hunger seine Zweifel niederzukämpfen, und er folgte ihr in das kleine Lokal.
    Drinnen war es schwülwarm und roch nach heißem Fett. Aus der offenen Küche drangen die Geräusche rauschender Gasbrenner und der Zutaten, die in den Woks zischten. Heidmüller bestellte sich Schweinefleisch süßsauer. Dann beobachtete er verwundert, wie die Bedienung Pia angrinste, mehrmals nickte und dem Koch im Hintergrund etwas Unverständliches zurief. Das Gericht sei angeblich zu scharf für gewöhnliche Mitteleuropäer, raunte Pia ihm zu, deshalb stünde es erst gar nicht auf der Karte.
    »Und warum isst du so etwas?«, fragte Heidmüller verunsichert.
    »Meine Geschmacksnerven sind irgendwie gestört«, antwortetesie, »wahrscheinlich eine verpfuschte Vollnarkose, als sie mir als Kind die Mandeln rausgenommen haben.«
    »Die würde ich heute noch verklagen …«
    »Ach was. Ich hab einen Deal mit dem Typen hier. Wenn ich es schaffe, alles aufzuessen, geht das Getränk auf Kosten des Hauses.«
    Heidmüller schüttelte sich.
    Nachdem sie gegessen hatten, fühlte Pia ihre Energie und Unternehmungslust zurückkehren. Den Blick über Plastikblumen auf die triste, graue Straße gerichtet, sagte sie: »Ist dir nicht auch danach, noch etwas trinken zu gehen? Zum Beispiel in der Cubango-Bar .«
    »Schon wieder diese Bar? Wenn du dort noch mal hin willst, bitte sehr. Ich bin satt und müde und gehe in mein Heiabett …«
    »Aber jetzt ist die richtige Uhrzeit, um sich unters Volk zu mischen und zu sehen, wer sich an den verstorbenen Barkeeper erinnert, diesen Rickleff Degner …«
    »Endlich weiß ich, weshalb sie mich zu dir ins Büro gesetzt haben. Es ist eine Strafe. Ich muss früher mal etwas ganz Böses getan haben, von dem ich nur nichts mehr weiß. Du gibst einfach nie Ruhe, nicht wahr?«
    »Du solltest nicht alles glauben, was du hörst.«
    »Ich habe gar nichts gehört. Ich erfahre dich hier sozusagen in Farbe und mit Dolby Surround. Wenn ich diese Kost hier überleben sollte, dann können wir uns morgen über weitere Barbesuche unterhalten.«
    Es hörte sich an wie sein letztes Wort. Ein außergewöhnlich energisches für den sonst so zurückhaltenden Heidmüller. Pia beschloss, seine 120 Kilo nicht noch weiter in Rage zu reden und ging zahlen.
    Als ihr Kollege mit seinem Wagen davongefahren war,stand sie einen Moment lang unschlüssig da. Ihr Blick richtete sich mehr zufällig auf die graue, hohe Fassade hinter ihr: Sie stand im Schatten eines Parkhauses. Des Parkhauses, von dem ihr erst in diesem Moment klar wurde, dass es das sein musste, von dem Rickleff Degner zu Tode gestürzt war. Ihres Wissens nach war es das einzige in Lübeck, das hoch genug war.
    Sie sah bis ganz nach oben und schauderte trotz der warmen Abendluft. Sie musste vorhin ziemlich hungrig gewesen sein, sodass es ihr nicht sogleich aufgefallen war.
    Ein Auto mit heruntergelassenen Fensterscheiben raste an Pia vorbei, die Musik voll aufgedreht. Die dumpfen Bässe, die aus den Lautsprechern drangen, hallten noch eine Weile zwischen den Häuserwänden nach. Dieses schwüle Wetter macht die Menschen verrückt, dachte Pia.
    Sie beschloss, sich trotz allem noch einen Absacker in der Cubango-Bar zu gönnen. Bei dieser Wärme konnte sie in ihrer schlecht isolierten Dachwohnung sowieso kaum schlafen.
     
     
     
    »Erik sieht es nicht gern, wenn die Polizei hier zur besten Zeit seine Gäste belästigt.«
    »Ich belästige niemanden, ich möchte etwas trinken …«
    »Meinetwegen können Sie hier jeden einer Leibesvisitation unterziehen. Aber ich soll Ihnen sagen, dass er Sie im Auge behält. Was wollen Sie trinken?«
    »Eine Bloody Mary!«
    »So etwas hat hier seit ewigen Zeiten keiner mehr bestellt …«
    »Wenn ihr keinen Tomatensaft habt, gebt mir den Wodka halt pur«.
    Birthe Warnholz guckte, als hätte Pia einen unanständigen

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