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Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Titel: Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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überlegenes Lächeln glitt über sein glatt rasiertes Gesicht. »Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass Frauen, die Anzeigen aufgeben oder darauf antworten, oftmals recht leicht zu haben sind. Die eine oder andere hat man dann schon beim ersten Treffen im Bett …«
    Pia merkte, wie sie wütend mit den Fingerspitzen auf ihren Schreibtisch trommelte. Sie riss sich zusammen und fragte in kaltem Tonfall: »Aber mit Franziska Dom lag es anders?«
    Nun verzog er das Gesicht, als wäre ihm unbehaglich.
    Pia hätte ihm die Befragung gern noch etwas ungemütlicher gemacht, aber er war nur Zeuge. Wie er mit ihren Geschlechtsgenossinnenumsprang, war seine Sache, und die der betroffenen Frauen natürlich …
    »Herr Giese hat eine recht interessante Beobachtung gemacht«, bemerkte Heidmüller.
    Oliver Giese räusperte sich und strich über seine Krawatte. Er sah so aus, als wolle er jetzt einen Vortrag über die Finanzierung von Krediten halten. Stattdessen sagte er zu Pias Überraschung: »Die hat mir Angst gemacht. Ich hab so etwas noch nicht erlebt. Wenn Sie mich fragen, gehört diese Franziska Dom in eine geschlossene …«
    »Was an Frau Dom hat Ihnen denn Angst gemacht?«
    »Wie sie mich angesehen hat. Es klingt verrückt, aber sie hatte einen Blick, der war irgendwie irre. Ich habe noch nie eine Frau erlebt, die so ichbezogen war. Sie hat ausschließlich über sich selbst geredet, fast als wäre ich Luft für sie. Hauptsächlich ging es um ihren tollen Job in einer PR-Agentur. Als ob ich über Berufliches quatschen wollte, wenn ich mich an einem Freitagabend mit einer Frau treffe.«
    »Glauben Sie, das Blinddate war nur inszeniert, und sie war gar nicht auf der Suche nach einem Mann?«
    »Doch. Ich glaube, sie hat es nur völlig falsch angepackt. Sie wollte gefallen, das war eindeutig. Aber sie hat mich trotzdem irgendwie abgestoßen. Normalerweise findet man an den meisten Frauen irgendetwas, was einen anmacht. Sie hatte sogar eine ganz gute Figur … ich mag die ganz Mageren nämlich nicht, das hatten wir schon vorher abgecheckt. Aber wenn sie mich angefasst hätte, hätte ich bestimmt eine Gänsehaut bekommen.«
    »Sie hatten also den Eindruck, dass sie tatsächlich auf der Suche nach einem Mann war. Das war Sinn und Zweck ihres Treffens mit Ihnen?«
    »Doch, ich denke schon. Aber da ging gar nichts. Siemachte auf mich nun mal den Eindruck, als wäre sie nicht ganz normal. Mehr kann ich dazu wirklich nicht sagen. Ich habe mich schnellstmöglich vom Acker gemacht.«
    »Um wie viel Uhr haben Sie die Cubango-Bar verlassen?«
    »Um zwölf Minuten nach neun. Ich habe draußen auf die Uhr gesehen, um zu entscheiden, wie ich weiter vorgehe. Der Abend war schließlich noch jung. Ich wollte nicht einfach so nach Hause gehen.«
    Nicht ohne Begleitung nach Hause gehen, ergänzte Pia in Gedanken. Nachdem sich Franziska Dom als Fehlschlag erwiesen hatte, war Herr Giese gezwungen gewesen, ein anderes Jagdrevier aufzusuchen.
    »Frau Dom blieb in der Bar?«, fragte Heidmüller.
    »Als ich sie verließ, saß sie immer noch an dem Tisch in der Ecke. Sie hatte sich das Treffen mit mir sicherlich auch etwas anders vorgestellt, aber was soll man machen?«
    »Ja, was soll man machen?«, sagte Pia und nickte ihrem Kollegen Oswald Heidmüller zu.
    »Vielen Dank, Herr Giese. Es kann sein, dass wir Ihre Aussage später noch einmal offiziell zu Protokoll nehmen müssen«. Mit diesen Worten beendete er die Befragung.
    »Habt ihr eine Zeit hier …«, murmelte Oliver Giese und verschwand ohne Gruß.
     
     
     
    Pia wartete, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. »Wir müssen herausfinden, ob an seiner Vermutung etwas dran ist. Wenn Frau Dom tatsächlich psychisch krank ist, müssen wir das wissen.«
    »Willst du sie danach fragen?«
    »Vielleicht ist sie tatsächlich irgendwo in psychologischerBehandlung? Hat nicht auch die Frau in der Bar so etwas angedeutet?«
    »Da gibt es aber noch die ärztliche Schweigepflicht«, meinte Heidmüller, »außerdem hat die Dom ein Alibi! Ein ziemlich gutes sogar. Wenn wir uns richtig Mühe geben, finden wir bestimmt noch mehr Besucher aus der Bar, die sich an sie erinnern.«
    »Ja, schade eigentlich.«
    »Und was für ein Motiv hätte Frau Dom auch haben sollen, Birgit Manstein zu ermorden?«
    »Vielleicht drohte der Dom die Kündigung? Der Job scheint ihr so ungeheuer wichtig zu sein, dass ihr das sicher nicht gefallen hätte. Oder eine persönliche Abneigung? Nach allem, was wir wissen,

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