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Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Titel: Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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zu der Wand, vor der ein paar von Pias Werken mit der Vorderseite zur Wand angelehnt standen. Sie kippte ein paar und begutachtete sie von oben.
    »Meine Bilder sind keine Kunst. Lass das, Nele. Ich werde auch was von der Liste nehmen.«
    »Da ist schon alles weg. Aber du hast Recht, die Bilder, die hier stehen, sind alle nichts für schwache Nerven …« Sie lächelte Pia fast schüchtern an. »Wie hältst du das aus, Pia? Ich meine das, was du alles so erlebst in deinem Beruf. Ich könnte das nicht.«
    »Manchmal weiß ich das auch nicht. Willst du was trinken, Nele?«
    Plötzlich war Pia froh, dass ihre Schwester da war. Das würde sie einen Augenblick ablenken von dem Fall Manstein, der sie in den letzten Tagen geradezu verfolgt hatte. Sie holte zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank und drückte Nele eine in die Hand.
    »Verrat mir noch, was ich nächsten Samstag anziehen soll«, sagte sie, um etwas zur Unterhaltung beizutragen.
    »Zum Empfang nicht so doll. Einen kurzen Rock oder ein Kleid, falls du hast. Abends ruhig ein bisschen netter …«
    »Was heißt das?«
    »Ich hab mir ein Kleid von Dolce & Gabbana gekauft, first class Second-Hand. Dazu trage ich eine selbst genähte Fransenstola aus Chiffon.«
    »Aha …«
    »Zieh einfach was Schlichtes, Schwarzes an, Pia. Du siehst in jedem Fall gut aus. Aber mach was mit deinen Haaren.«
    »Danke für den Tipp!«
    Pia lächelte in sich hinein. Nele klang mit ihren vierundzwanzig Jahren schon haargenau wie ihre Mutter, Anna Liebig. Pia, die einen anderen Vater hatte als die Zwillinge Nele und Tom und als Einzige Korittki hieß, hatte sich seit der Heirat ihrer Mutter vor fünfundzwanzig Jahren mit Günther Liebig stets als Außenseiter der Familie gefühlt. Besonderszwischen Nele und ihrer Mutter hatte von Anfang an ein besonders inniges Band aus Zuneigung und Verständnis bestanden. Sie sahen sich auch ausgesprochen ähnlich: braune Haare und die wohl proportionierten Figur, die in späteren Jahren allerdings zur Fülligkeit tendierte. Pia musste ihr Aussehen von dem ihr unbekannten Vater geerbt haben. Sie war hoch gewachsen für eine Frau, hellhäutig und blond. Wäre sie weniger ernsthaft und direkt, hätte man sie vielleicht als attraktiv bezeichnet.
    Nele nahm einen langen Zug aus der Bierflasche, rülpste anschließend vernehmlich und lachte wieder.
    »Ich hab das Zeug lange nicht mehr getrunken. Olaf und ich trinken viel Wein.«
    »Ist das dein Neuer? Lern ich ihn kennen?«
    »Vielleicht. Ich weiß noch nicht, ob ich ihn mit zur Feier nehme. Das wirkt immer so offiziell. Bringst du jemanden mit?«
    »Nein.«
    »Schade.«
    »Wieso?«
    »Das ist eine Unterhaltung, Pia. Kein Verhör.«
    Nele ließ sich auf das Sofa fallen und sah ihre Schwester mit schräg geneigtem Kopf an. »Kommst du noch mit raus. Ich wollte nachher ins Sub gehen.«
    »Kennst du die Cubango-Bar ?«
    »Klar, wieso fragst du?«
    »Die hatten mal einen Barkeeper, Rickleff Degner …«
    »Ach, die Geschichte. Er ist irgendwo vom Dach gesprungen. Hat sich umgebracht, hieß es. Ich hab ihn ein paar Mal hinterm Tresen gesehen.«
    »Hast du gehört, warum er es getan hat?«
    »Ne. Keine Ahnung. Weltschmerz? Drogen? Liebeskummer?Er soll reihenweise die Mädels abgeschleppt haben. Aber freitags geht man nicht in die Cubango … mittwochs und donnerstags ist Cubango angesagt. Samstags geht man ins Sub oder ins Loop. Und sonntags nur ins Café Sophie «, dozierte Nele.
    »Wer sagt das?«
    »Das weiß man.« Sie zögerte und sah ihre Schwester an, »wenn du Infos über diesen Degner brauchst, wüsste ich jemanden.«
    »Wen denn?«
    »Sprich mal mit Erik, dem gehört die Cubango-Bar. Und ansonsten hat er auch überall seine Finger mit im Spiel …«
    »Schon geschehen. Der war aber nicht gerade mitteilsam.«
    »Man muss ihn zu nehmen wissen. Er will ein bisschen hofiert werden.«
    »Da kann er bei mir lange warten.«
    »Tu, was du für richtig hältst. Ich möchte mit solchen Typen wie diesem Erik sowieso nichts zu tun haben. In seiner Bar hängen immer eine Menge merkwürdiger Leute herum …«
    Pia betrachtet ihre Schwester nachdenklich. War sie so weit mit dieser Szene vertraut, dass sie Pia vor jemandem warnen musste? Oder spielte sie sich nur auf, um sich wichtig zu machen?
    Nele zeigte unter Pias Blick zum ersten Mal so etwas wie Verlegenheit. Sie stellte die leer getrunkene Bierflasche auf die Fensterbank: »Vergiss es einfach. Es wird viel geredet, aber kaum etwas davon ist wahr. Sei bloß ein

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