Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube
sagen.«
»Haben Sie das Haus besichtigt, als es noch nicht leer geräumt war?«
»Ja, es sollte alles ganz schnell gehen. Der Neffe, ein Sebastian Noske, hatte das Haus geerbt, wollte aber nicht hier wohnen.«
»Haben Sie die Adresse von Herrn Noske?«
»Sicher, die kann ich Ihnen raussuchen. Er war der einzige Verwandte von Herrn Wörnsen, soweit ich weiß. Herr Wörnsen war Junggeselle. Er hatte eine Schwester, die auch schon verstorben ist. Herr Noske ist der einzige Sohn dieser Schwester. Wissen Sie, wir haben uns vor dem Kauf des Hauses genau über die Verhältnisse des Vorbesitzers informiert.Wenn man so viel Geld ausgibt, will man hinterher keine Überraschung erleben, nicht wahr?«
»Wissen Sie, woran Herr Wörnsen gestorben ist?«
»Ein Herzanfall, hat man mir gesagt. Irgendwann erwischt es doch alle am Herzen, oder es ist Krebs. Na ja, er ist jedenfalls hier im Haus gestorben, in seinem Bett. Sein Neffe hat ihn zum Glück gleich am nächsten Tag gefunden. Wenn er länger hier gelegen hätte, so ganz allein …« Sie schüttelte sich ein wenig.
Pias Hoffnung schwand. Ein Herzanfall. Das klang nicht gerade danach, dass der Tod von Karlheinz Wörnsen etwas mit den Mordfällen Manstein und Biederstätt zu tun hatte.
»Was für einen Eindruck hat der Neffe auf Sie gemacht?«, hörte sie Heidmüller zu ihrer Überraschung fragen.
Frau Wiedehopf strich sich über die rote Stelle auf ihrem Nasenrücken.
»Ein junger Mann halt. So alt wie unser Thorsten würde ich sagen … Ende zwanzig. Er war sehr nett, ist uns sogar mit dem Preis noch etwas entgegengekommen. Dafür haben wir ihm erlaubt, sein Auto noch zwei Wochen länger in der Garage stehen zu lassen. Es lief alles sehr nett und anständig ab.«
»Was war mit dem Auto?«, fragte Pia mit erneut aufglimmendem Interesse.
»Ich kenn mich da nicht so aus. Es fuhr jedenfalls nicht, weil Herr Noske daran gearbeitet hat. Es war rot und flach, ein bisschen gammelig, der Lack sah ganz stumpf aus. Schließlich hat er es mit einem Anhänger abgeholt.«
»War es sein Wagen oder der seines Onkels?«
»Seiner. Sein Onkel hatte einen neuen Audi. Den hat der Neffe gleich als Erstes verkauft. So einen hätt ich selbst gern gehabt, schön türkisblau …« Sie lächelte entschuldigend, alshätte sie gerade eine unverzeihliche Geschmacklosigkeit von sich gegeben.
»Hatten Sie den Eindruck, Herr Noske brauchte das Geld besonders dringend?«, fragte Pia direkt.
»Wer braucht das nicht? Aber wenn Sie schon so fragen. Er hatte es wirklich recht eilig, alles zu Geld zu machen. Er wirkte so gefühllos, wie er alles abschätzte und den Rest wegschmiss.«
Pia sah Heidmüller mit einem Zucken in den Mundwinkeln an. Dann hob sie den Kopf und schnupperte. »Frau Wiedehopf, kann es sein, dass in der Küche gerade irgendetwas anbrennt? Es riecht irgendwie so …«
Frau Wiedehopf hastete in die Küche.
Heidmüller sah ihr nach. »Wirklich? Ich rieche nichts.«
Aus der Küche waren unterdrückte Aufschreie und ein Scheppern zu hören.
»Also gut, du hast Recht«, räumte Heidmüller ein.
»Was meinst du?«, fragte Pia, als sie wieder im Auto saßen.
»Karlheinz Wörnsen ist in seinem Bett an einem Herzanfall gestorben. Sein Neffe freut sich, dass er zu etwas Geld gekommen ist. Na und?«
»Er ist in einer Nacht von Freitag auf Samstag gestorben. Er hinterließ seinem einzigen Verwandten ein Haus, ein teures Auto und vielleicht noch mehr …«
»Der Hausarzt hat festgestellt, dass es ein Herzanfall war.«
»Ein Hausarzt ist leicht voreingenommen! Was ist, wenn er sich irrt?«
»Das ist an den Haaren herbeigezogen. Wenn du dich irrst, verschwenden wir hier unsere Zeit.«
»Ja. Darum fahre ich dich jetzt zurück ins Büro. Ich werde mir nachher mal diesen Neffen ansehen. Wenn sich dabei nichts ergibt, dann streiche ich Karlheinz Wörnsen endgültig von meiner Liste.«
»Ich glaube, in dieser Richtung weiter zu ermitteln ist Zeitverschwendung, Pia. Das führt doch alles zu nichts. Wir sollten uns wieder ausschließlich auf den Fall Manstein konzentrieren.«
»Diesen Herrn Noske werde ich mir noch ansehen. Der Zeitpunkt seines Todes passt genau in das Schema«, sagte Pia in einem Tonfall, der weitaus sicherer klang, als sie sich in Wirklichkeit fühlte.
Vielleicht war das alles nur ein Hirngespinst und diese vermeintliche Freitagserie ein reiner Zufall. Was hatte sie eigentlich in der Hand? Eine Vermutung? Einen Verdacht?
Pia musste an ihre Ausbildungszeit
Weitere Kostenlose Bücher