Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube
Haustürschloss und das Klopfen von Isabels Absätzen auf dem Terrazzoboden enthob ihn einer Entscheidung.
Sie war seine Sonne, mit ihr konnte Joe auch Albrechts Gegenwart ertragen. Er ging ihr entgegen, hörte schon ihre aufgeregte, aber gedämpfte Stimme. Er lauschte alarmiert. Normalerweise machte sich Isabel nicht die Mühe, leise zu sprechen.
»Bist du dir sicher?«, hörte er nun Albrecht fragen. Die Kälte aus seiner Stimme war verflogen. Er hörte sich aufgeregt an. Es musste etwas passiert sein.
»Was machen wir nun? Er kann jeden Moment hier sein!«
»Du weißt nicht, wer er ist?«
»Nein. Ich hab ihn erst bemerkt, als ich zur Bushaltestelle ging. Aber da dachte ich noch, ich täusche mich. Bis er in denselben Bus stieg und an derselben Haltestelle hinaus ist.«
»Hat er gesehen, dass du ins Haus gegangen bist?«
»Ja.«
»Verdammt!«
Trotz der wohl anstehenden Probleme genoss es Joe, Albrecht außer Fassung zu wissen. Mehr Genugtuung für die Demütigung würde ihm heute ohnehin nicht vergönnt sein. Er trat zu seinen Freunden und begrüßte Isabel, die ihn kaum zur Kenntnis nahm.
Das Läuten der Türklingel zeriss die Stille des Hauses und ließ ihn zusammenzucken.
»Lasst mich das machen«, sagte Isabel bestimmt und schob Joe und Albrecht aus dem Eingangsflur.
Dann öffnete sie lächelnd die Tür.
20. KAPITEL
P ia, da ist ein Herr Lohse für dich. Er sagt, ihr seid verabredet.«
»Ist es schon so spät?« Sie sah auf die Uhr und bemerkte, dass es sogar noch später war.
»Er kann reinkommen«, sagte sie zu Conrad Wohlert.
»Möchtest du, dass jemand dabei ist …?«, fragte dieser. Pia war allein in ihrem Büro. Oswald Heidmüller hatte noch eine Besprechung mit Broders und Kürschner. Danach machte er wahrscheinlich Feierabend.
»Nein, ist nicht notwendig. Ich lass die Tür offen, es sind ja noch genug Leute hier«.
Sie vermutete, dass Mark Lohse bei einem Gespräch mit ihr allein wesentlich mitteilsamer sein würde. Jedenfalls dann, wenn er halbwegs dem Typ entsprach, den sie sich vorstellte. Laut Kläre Tensfeld war er eng mit Beate Fischer befreundet gewesen. Die Chance, sie mit seiner Hilfe zu finden, war groß. Außerdem war er einer von denen, die Erik Braun auf den Fotos in der Abi-Zeitung wiedererkannt hatte. Jemand, der sich des öfteren in der Cubango-Bar oder ähnlichen Szeneläden der Stadt herumtrieb …
Der Mann, der kurz darauf eintrat, schien Licht in Pias nüchternes Büro zu bringen. Er hatte etwas an sich, das einige Menschen wohl als Aura bezeichnen würden, dachtesie. Mark Lohse lächelte sie zur Begrüßung freimütig an.
Trau ihm nicht!, meldete sich Pias Verstand. Sie lächelte automatisch zurück.
»Endlich sehe ich diesen Kasten mal von innen«, bemerkte Lohse und warf einen Blick aus dem Fenster. »Schöne Aussicht von hier oben. Da arbeitet es sich bestimmt fast von allein …«
»Nehmen Sie Platz, Herr Lohse. Sie wissen, warum ich mit Ihnen sprechen möchte?«
»Spielverderberin!«, sagten seine Augen. Seine Stimme klang nach wie vor freundlich, als er ihr antwortete: »Wegen Beate Fischer, haben Sie mir am Telefon erzählt. Und ich habe Ihnen bereits mitgeteilt, dass ich Beate seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe.«
»Wir ermitteln im Mordfall Biederstätt und suchen Beate Fischer als mögliche Zeugin. Von Ihren ehemaligen Lehrern wissen wir, dass Sie mit ihr gut befreundet waren. Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
»Nach der Schule haben wir uns aus den Augen verloren. Sie ist nach Frankfurt gezogen. Sie wissen doch, wie es mit solchen Schulfreundschaften ist. Die halten nie sehr lange.«
»Wirklich? Bei wem könnte sie sich denn gemeldet haben, wenn sie mal wieder in Lübeck war?«
»Bei ihrer Mutter, vermute ich. Anneliese Fischer, die Adresse weiß ich nicht mehr.«
»Kannten Sie Frau Fischer persönlich?«
»Ich war ein paar Mal mit Beate bei ihr.«
»Wie war Beates Verhältnis zu ihrer Mutter?«
»Mir schien es normal zu sein. Aber was weiß ich schon …«
»Beate hat doch vielleicht mal etwas erwähnt?«
»Ja. Sie liebten sich und sie stritten sich. Ermahnungen von Seiten der Mutter, Protest von Seiten der Tochter. Wie Sie vielleicht schon gehört haben, war Beate sehr selbstbewusst.«
Die erste Runde hatte er mit Bravour bestritten. Pia rüstete zur zweiten.
»Kennen Sie Kläre Tensfeld?«
Eine leichte Verunsicherung huschte über seine glatten Züge. Seine Stimme blieb jedoch fest.
»Die gute Kläre, ja, ich erinnere
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