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Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Titel: Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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wahrscheinliche Zeitpunkt des Todes zwischen 23 Uhr am Freitag und zwischen drei und fünf Uhr am Samstagmorgen. Laut den Angaben des Hausarztes tendierte der Gerichtsmediziner mehr zur früheren Uhrzeit.
    Sebastian Noske, der auf Grund seines Verwandtschaftsverhältnisses zu Wörnsen und dem damit verbundenen Erbe der Hauptverdächtige war, hatte demnach ein Alibi für die fraglichen Stunden. Er war auf einer Feier bei einem Freund gewesen. Normalerweise war so eine Feier kein besonders zuverlässiges Alibi. Wer wollte sich auf einer feuchtfröhlichen Party schon lückenlos an die Anwesenheit eines einzelnen Gastes erinnern? Doch Sebastian Noske hatte, welch wunderbarer Zufall, die gesamte Zeit hinter dem Grill und an der Musikanlage verbracht. Dafür gab es Zeugen. Ebenso wie für seine Angabe, dass er als einer der letzten Gäste in den frühen Morgenstunden nach Hause gefahren war. Noskes Gesicht mit dem halbgaren Lächeln tauchte wieder vor Pias inneren Auge auf, und sie bekam eine leichte Gänsehaut.
    Blieb noch Rickleff Degners Obduktionsbericht, den Kürschner ebenfalls noch einmal angefordert hatte. Die Todesursache waren hier Schädeldachfrakturen auf Grund eines Sturzes aus großer Höhe. Der Sturz vom Parkhaus war gesichert, da die Leiche nur wenige Minuten nach ihrem Aufprall von Passanten entdeckt worden war. Die Laboruntersuchungen hatten außerdem einen Alkoholgehalt im Blut von 0,95 Promille ergeben. Der Nachweis, dass es sich bei Degners Tod nicht um Suizid, sondern um Mord handelte, war demnach äußerst schwierig.
    Die Entdeckung, dass man von der Videoüberwachung unbehelligt das Parkhaus hatte betreten und verlassen können, war zwar schön und gut, dachte Pia. Es reichte aber als Beweis bei weitem noch nicht aus. Sie spürte, wie sich Unmut unter ihren Kollegen ausbreitete. Die These einer Freitags-Serie war durch die forensischen Gutachten weder sonderlich untermauert noch widerlegt worden.
    »Gab es sonst noch Besonderheiten bei Rickleff Degner?«, fragte Pia, die aufkommenden Zweifel ignorierend.
    »Worauf wollen Sie hinaus, Frau Korittki?«
    Auch Kürschner, der die Berichte vorgetragen hatte, schien mit seiner Energie am Ende zu sein.
    »War Rickleff Degner laut Obduktionsbefund in guter körperlicher Verfassung und gesund, oder wurden schwer wiegende Krankheiten oder Infektionen festgestellt?«
    »Ich dachte, wir ermitteln jetzt wegen Mordes, nicht mehr wegen Selbstmord«, schaltete Broders sich ein.
    »Deshalb frage ich ja. Als Rickleff Degner obduziert wurde, vermutete man noch, er habe Selbstmord begangen. Der Gerichtsmediziner hat in diesem Fall bestimmt nach einem Grund für den Suizid gesucht. Eine unheilbare Krankheit vielleicht?«
    Kürschner blätterte in dem mehrseitigen Obduktionsbericht, während sich leises Gemurmel zwischen den Umsitzenden verbreitete. Er überflog die Seiten, stutzte, las noch einmal und meinte dann: »Ich weiß zwar nicht, was Sie mit Ihrer Frage bezwecken, Frau Korittki, aber ich halte es für ratsam, mit dem Gerichtsmediziner persönlich zu sprechen, um einen Irrtum auszuschließen.«
    Broders fluchte leise und warf ihr einen warnenden Blick zu. Kürschner beendete die Besprechung mehr oder weniger abrupt.
    Pia hatte das Gefühl, wieder einmal zwischen allen Stühlen zu sitzen. Sie war bei ihren Befragungen auf etwas gestoßen, was sie nachgeprüft wissen wollte. Dass sie dabei ein paar Kollegen gegen sich aufbrachte, schien schon mehr die Regel als die Ausnahme zu sein.
    Pia wartete in ihrem Büro auf das Ergebnis von Kürschners Telefonat. Als er eine halbe Stunde später bei ihr auftauchte, klang er verärgert: »Sie müssen mir noch verraten, woher Sie es wussten, Frau Korittki. Es gab da tatsächlich etwas …«
    »Rickleff Degner war mit dem HIV -Virus infiziert«, sagte Pia ruhig.
    »Ja. Das war einer der Gründe, die für einen Suizid sprachen …«
    »Zwei Medikamentennamen haben mich darauf gebracht. Epivir und Retrovir. Die Medikamente standen bei Frau Tensfeld in der Küche«, erklärte Pia.
    »Wieso Kläre Tensfeld? Sie sind mir eine Erklärung schuldig, wie das alles zusammenhängt, Frau Korittki.«
    »Es ist bisher nur eine Annahme von mir«, meinte sie. Ihr war noch nie zuvor aufgefallen, wie fahl Kürschners Gesichtshaut war, beinahe grau. »Kläre Tensfeld hat zwei Medikamente in ihrer Küche stehen gehabt, die zur Frühtherapie bei Infektionen mit dem HIV -Virus eingesetzt werden. HAART , Hoch Aktive Antiretrovirale Therapie, hat man

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