Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube
nur Bescheid wissen …«
»Ich sage Ihnen später noch, an welchem Tag Sie sich ein bisschen Gesellschaft organisieren sollten. Also: der Name!«
Das ging alles sehr schnell. Die Frau am anderen Ende derLeitung benahm sich so, als säße sie in der Bestellannahme eines überlasteten Pizzaservices.
»Wie kann ich sicher sein, dass Sie auch tun, was ich verlange, nachdem Sie mein Geld haben?«
»Lesen Sie keine Zeitung?«
»Ich möchte mich nur vergewissern, dass …«
Ein Knacken zeigte an, dass das Gespräch beendet war.
»Verdammter Mist!«, schimpfte Gabler, als Pia auflegte.
»Und nun?«, fragte sie angespannt.
»Der Täter ist eine Täterin?« Marten Unruh klang ungläubig.
»Sieht so aus. Es sei denn, Auftragskiller leisten sich jetzt schon eine Vorzimmerdame.«
»Versuchen wir es noch einmal«, sagte Gabler gepresst.
»Jetzt gleich?«
Kriminalrat Gabler nickte.
»Und was für einen Namen soll ich ihr nennen?«
»Sagen Sie zunächst, es ginge um Ihren Ehemann. Nennen Sie noch keine Namen. Fragen Sie sie nach der Vorgehensweise. Halten Sie sie nur so lange wie möglich in der Leitung.«
Pia wählte erneut. Der zweite Versuch schlug jedoch fehl. Niemand meldete sich. Ebenso der dritte bis zehnte Versuch.
»Der Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar, versuchen Sie es zu einem späteren …«
Nur dass in diesem Fall nicht damit zu rechnen war, dass der Teilnehmer unter dieser Nummer jemals wieder zu erreichen sein würde. Wahrscheinlich lag das Telefon schon bald auf dem Grund der Trave. Und dann würde eine neue Nummer eines neuen Mobiltelefons irgendwo hinterlassen werden … Ein neues Gerücht, ein neues Spiel und bald ein neuer Mord?
»Diese Telefonnummer können wir vergessen, das war’s …«, sprach Gabler aus, was alle in diesem Moment dachten.
»Und nun?«, fragte der Staatsanwalt säuerlich.
»Wir haben ja noch die Anschlussinhaberfeststellung«, meinte Gabler beschwichtigend. »Sobald wir wissen, wem dieses Scheißhandy gehört, greifen wir zu …«
Niemand wagte den Einwand, dass das Telefon längst nicht mehr in Besitz desjenigen sein musste, auf den die Nummer einst registriert worden war.
Als Pia mit den anderen das Kommissariat verließ, war es bereits kurz vor Mitternacht.
»Willst du nicht noch einmal mit deiner Schwester reden?«, fragte Unruh, als sie in den Fahrstuhl stiegen.
»Sie wird nichts mehr sagen, ich kenne sie …«, wehrte Pia ab.
»Ist sie noch auf der Hochzeitsfeier?«
»Vermutlich schon.«
»Wir könnten doch dort hingehen und sie fragen, ob –«
»Vergiss es!«
Das war wohl deutlich genug. Er gab achselzuckend auf, mit dieser gleichmütig wirkenden Miene, mit der er alles Unangenehme an sich abprallen ließ. Wenn er es überhaupt so empfand …
Wieder zu der Hochzeitsfeier zurückzukehren, erschien Pia unmöglich. Nach Hause zu fahren und sich ins Bett zu legen allerdings auch. Nachdem Unruh verschwunden war, zog sie ihr Mobiltelefon hervor und wählte Heidmüllers Nummer.
Pia schilderte ihm kurz, was passiert war. Danach war esein Leichtes, ihn zu einer kleinen Stippvisite ins Sub zu überreden, Neles bevorzugtem Tummelplatz am Wochenende. Sich dort ein wenig umzusehen, konnte in keinem Fall schaden …
Weder Pia noch Heidmüller waren jemals zuvor im Sub gewesen. Es lag, wie der Name andeutete, unterirdisch. Über eine lange Betontreppe gelangten sie nach unten in den Kellerbereich eines Bürohauses.
Der Zugang zum Sub bestand aus einer grau gestrichenen Feuerschutztür in einer ebenso grauen Betonwand. Nichts deutete darauf hin, dass sich hinter dieser Tür ein Nachtclub befand. Pia vermutete, dass nur ernsthafte Szenegänger erwünscht waren, die sich auch ohne verräterische Hinweise in der Unterwelt zurechtfanden. Nach kurzem Klopfen standen sie einem Türsteher gegenüber, der sie nach eingehender Musterung mit einem gnädigem Nicken hereinließ.
Auf der steilen Treppe, die noch eine Etage tiefer hinabführte, erwachte bei Pia der Wunsch, einen Gehörschutz mitgenommen zu haben.
Der Laden war größer, als sie es sich vorgestellt hatte. Es war ein verwinkeltes Kellerareal mit offen über die Decke verlaufenden Belüftungsschächten und Gittern. Es gab drei verschiedene Bars, zwei Tanzflächen und unzählige Nischen und Gänge für knutschende Paare und kleine Messerstechereien.
Heidmüller platzierte sich an der Bar und bestellte sich eine Cola. Da sie verabredet hatten, getrennt voneinander aufzutreten,
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