Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube
mir dabei zu helfen. Es war so verdammt einfach. Kinderleicht! Albrecht hat sich mit ihm in dem Parkhaus verabredet, angeblich um ihm etwas zu verkaufen. Wir sind alle durch ein kaputtes Fenster rein, damit wir nicht von den Kameras aufgenommen werden. Auf der Parkebene haben wir Ricky dann getroffen und gemeinsam über die Brüstung geworfen. Er war so überrascht, er hat nicht einmal geschrien.« Isabel lächelte zufrieden. »Ich habe Kläre gerächt, das wenigstens war ich ihr schuldig. Obwohl ich ihr leider nie sagen konnte, was wir für sie getan haben. Sie mag meine Freunde nicht besonders.«
Bei diesem Satz grinste Albrecht: »Sie mag mich nicht, ist noch gelinde ausgedrückt. Die kleine graue Maus kann mich nicht ausstehen!«
»Halt die Klappe, Albrecht.«
»Wo bleibt denn Joe?«
»Wahrscheinlich knotet er. Ich habe ihm gesagt, ein Henkersknoten hat dreizehn Ringe. Das habe ich mal irgendwo gelesen.«
Pia schluckte, weil sich ihr der Hals zuschnürte. Sie zerrte an ihren Handfesseln und versuchte die Angst, die sich ihrer bemächtigte, unter Kontrolle zu bekommen.
Unwillkürlich wanderte ihr Blick nach oben zu dem soliden Deckenhaken, an dem wahrscheinlich einmal ein Kronleuchter gehangen hatte …
»Und die anderen? Was ist mit den anderen Morden?«, fragte sie, um Beherrschung ringend.
»Geschäft ist Geschäft«, sagte Albrecht nun, »sobald wir wussten, dass wir dazu fähig sind, war uns klar, dass man damit Geld verdienen kann.«
»Es war meine Idee, Albrecht! Die Auftragsmorde kamen von mir. Wir fingen an, uns Gedanken zu machen, wie wiran Kunden herankämen und so weiter. Was so ein Auftragsmord kosten darf, wie man das Geld übergibt, diese Details eben …«
»Das Schwierigste ist die Anonymität. Wir haben uns natürlich nach jedem Auftrag ein neues Kartenhandy unter falschem Namen besorgt, daher auch die immer neuen Nummern, die wir in Umlauf bringen mussten. In der Cubango zunächst … Die Nummer des jeweiligen Handys haben wir jedes Mal an einem markanten Ort hinterlassen. Das Parkhaus, wo wir Ricky getötet haben, war das erste Versteck. Nachdem das Gerücht um die Auftragsmorde in entsprechenden Kreisen kursierte, dauerte es nicht lange, bis sich ein Typ bei uns meldete, der seinen Onkel beseitigen wollte. 5000 Euro waren okay für ihn. Er sagte uns, wie wir ins Haus kämen. Wir sagten ihm, wann die Party steigt.«
»Warum immer freitags? Wisst ihr, dass ich so auf die Verbindung zwischen den einzelnen Morden gekommen bin? Weil sie immer freitags geschahen.«
»Ja, das war vielleicht ein Fehler«, räumte Albrecht ein, »aber es passte uns freitags am besten. Freitags ist in Lübeck einfach nichts los.«
»Wie wurde das Geld übergeben? Das ist normalerweise der heikle Punkt bei solchen Verbrechen,«, fragte Pia, die die beiden unbedingt am Reden halten wollte.
»Genug gequatscht! Die Fragerunde ist vorbei«, zischte Isabel, ihre Absicht erratend, »ich gehe jetzt und suche Joe. Sonst macht er tatsächlich noch dreizehn Knoten …«
Albrecht sah Isabel nach, die ungehalten den Raum verließ.
»Ich finde, Sie haben ein Recht, alles zu wissen«, meinte er zu Pia gewandt.
Albrecht schien überaus eitel zu sein. Er hielt sich und sein Vorgehen für genial.
»Fürs Protokoll also: Unsere Kunden hinterlegen das Geld cash in einem braunen Umschlag in einem Schließfach am Bahnhof. Wir sagen die Nummer an, denn wir müssen uns vorher ja einen Zweitschlüssel von dem betreffenden Fach machen. Das Geld holt immer ein kleiner Junge ab. Ein Spanier, der kein Wort Deutsch spricht. Isabel hat ihn auf dem Spielplatz angequatscht und ihm eine kleine Belohnung in Aussicht gestellt. Sie spricht fließend Spanisch. Die kleine Schwester des Jungen ist übrigens unser Pfand. Es läuft hervorragend mit ihm. Der Junge fährt Wege mit seinem Fahrrad, auf denen ihr Bullen ihm niemals ungesehen folgen könntet. Man muss ja zumindest damit rechnen, dass ein Auftrag mal eine Falle von euch sein könnte. So sind wir ein sehr geringes Risiko gefahren …«
»Das war ja alles generalstabsmäßig durchorganisiert«, sagte Pia sarkastisch. Völlig überraschend sprang Albrecht auf und schlug ihr auf den Mund.
»Lass das, Albrecht«, kam es von Isabel, die gerade in diesem Moment den Raum betrat. Sie trug ein dickes Seil über dem Arm. Joe folgte ihr mit einer Haushaltsleiter.
»Sieh lieber zu, wie wir das lose Ende da oben festbekommen.«
Die groteske Situation, das ungeschickte Hantieren mit der Leiter
Weitere Kostenlose Bücher