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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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und an der plötzlichen Härte, die sie darin las. Sie kannte die Antwort, bevor sie ihre Frage stellte.
    Es klopfte an der offenen Tür, dann tauchte ein schlanker, grauhaariger Mann im Doktorkittel auf, dicht gefolgt von der verärgerten Stationsschwester.
    „Ich bin Marc Frey“, stellte er sich vor. „Ihr zuständiger Arzt.“ In seinem Lächeln schwang eine gequälte Note. „Möchten Sie nicht wenigstens die Untersuchung abwarten, bevor Sie eine Entscheidung treffen? Gestern Nacht haben wir nur die Notversorgung gemacht. Es könnte sein, dass Sie innere Verletzungen haben, die noch nicht entdeckt wurden.“
    Violet hatte Mühe, ihm geduldig zuzuhören. Der Gefangene kreiste in ihrem Kopf. Ein Laborant, der vielleicht wusste, was mit ihrer Schwester geschehen war. Der Licht in die Abgründe der VORTEC Tests bringen konnte. Sie musste mit ihm reden, bevor die Männer der Garde ihn mit ihren Verhörmethoden versehentlich umbrachten. Sie würden sich nicht zurückhalten, so viel war klar.
    „Nein“, sagte sie. „Nein wirklich nicht. Vielen Dank für Ihre Sorge, aber ich würde gern den Papierkram erledigen und dann muss ich los.“
    Freys faltige kleine Augen verengten sich. „Vom medizinischen Standpunkt kann ich Ihnen wirklich nicht ...“
    „Ich weiß das zu schätzen.“ Ihre Geduld löste sich auf wie Salz in kochendem Wasser. „Wirklich. Aber ich kann nicht, selbst wenn ich wollte. Also geben Sie mir bitte die Papiere und machen die Rechnung fertig, ja?“
    Sie fragte sich, was die Cops in den Labors gefunden hatten. Ob sie auf das Blutbad in den Kellergewölben von VORTEC gestoßen waren. Sicher waren sie das. Plötzlich kam ihr ein Gedanke, siedend heiß. Sie fuhr zu Gabriel herum, im gleichen Moment, da Dr. Frey das Zimmer verlassen hatte. „Meine Pistole! Hat die jemand mitgenommen?“
    „Keine Sorge. Wir haben uns um alles gekümmert. Da unten gibt es keine Spuren mehr, die man zu uns zurückverfolgen könnte.“
    „Hat die Presse schon Wind bekommen? Es müsste inzwischen auf allen Sendern sein.“
    „Kein Wort und das ist ungewöhnlich. VORTEC scheint mächtige Freunde zu haben.“
    Violet holte tief Atem. Sie konnte einfach nicht glauben, dass niemand VORTEC behelligen würde. Ja, es gab Korruption im LAPD, aber nicht so viel, dass sie sang- und klanglos ein Dutzend Leichen unter den Tisch fallen lassen konnten. Oder doch? Vielleicht war es ein Segen, dass sie aus der DEA rausgeflogen war, bevor sie sich intern so viel Ärger einhandeln konnte, dass sie sich eines Nachts auf einer Müllhalde wiederfand, mit einer Kugel im Hinterkopf. „Wo ist mein Rucksack?“, fragte sie.
    „Bei mir. Zusammen mit deiner Kevlarweste.“ Gabriel berührte sie am Rücken. „Komm, unterschreib das Entlassungsformular und lass uns gehen. Um die Rechnung habe ich mich gestern Nacht schon gekümmert.“
    „Du hast was?“
    Er verzog einen Mundwinkel. „Kannst mich ja zum Essen einladen, wenn es dir schlaflose Nächte bereitet.“
    „Das werde ich“, grummelte sie. „Verlass dich drauf.“
    Auf ihrem Handy hatten sich vierzehn Rufe in Abwesenheit angesammelt. Marshall, ihre Mutter und zwei andere Nummern, die sie nicht kannte.
    Gabriel lenkte seinen staubigen schwarzen Tacoma durch den dichten Verkehr in Richtung Downtown, während Violet ihren Anrufbeantworter abhörte. Ein leises Stechen war in ihrer Seite erwacht und wurde mit jeder Minute stärker. Großartig, genau, was sie jetzt brauchte.
    „Hast du zufällig Tylenol dabei?“
Oder einen Spritzer Blut
, fügte sie in Gedanken hinzu. Aber das hatte ihn vorhin so sehr auf die Palme gebracht, dass sie keine Witze mehr darüber reißen mochte.
    „Hast du Kopfschmerzen?“, fragte er.
    „Meine Rippen.“
    „Im Handschuhfach.“
    „Danke.“ Sie schüttelte zwei Kapseln aus der Dose und würgte sie trocken hinunter, dann rief sie im Büro an.
    „Bardo & Scott Investigations“, meldete sich Marshall. „Was kann ich für Sie tun?“
    „Ich bin froh, deine Stimme zu hören“, brach es aus ihr hinaus.
    „Gott sei Dank, du lebst“, tönte es dumpf aus dem Hörer. „Ich hasse dich. Ich hasse dich wirklich, wenn du dich nicht meldest und ichmir ausmale, was dir alles zugestoßen sein könnte. Ich schwöre dir, noch zwei Stunden und ich hätte die Bullen losgeschickt.“
    „Die waren sowieso schon da.“
    „Was?“ Im Hörer raschelte es. „Hast du übrigens schon die Nachrichten gesehen?“
    „Nein.“ Sie musterte ein riesiges Plakat auf der

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