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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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bückte sie sich nach der Pistole und schob sie zurück in ihre Handtasche.
    Stephan beobachtete sie, doch regte sich nicht. „Wollen Sie auf dem Weg nach unten den Aufzug nehmen? Oder lieber das Fenster?“
    „Der Aufzug wäre mir recht“, murmelte sie, plötzlich verlegen. Sie betrachtete ihre Turnschuhe, die schwarz und klobig unter der roten Seide hervorragten. Wenigstens waren sie nicht grün oder hellblau. „Wenn Sie kein Problem damit haben, was die Angestellten dann von Ihnen denken.“
    „Oh, die denken alles Mögliche.“ Plötzlich war die Fröhlichkeit wieder da, die charmante Maske.
    Er geleitete sie in ein kleines Atrium mit glänzendem Marmorfußboden und drückte den Rufknopf für den Fahrstuhl, dann streckte er ihr seine Hand entgegen.
    „Passen Sie auf sich auf.“
    Der Druck seiner Finger fühlte sich kühl und fest an. Dann sah sie den Ring. Ein riesiger Aquamarin in einer altertümlichen Silberfassung, die in der Form eines Drachen geschmiedet war. Sie konnte sich nicht erklären, dass sie das Schmuckstück nicht zuvor schon bemerkt hatte. Es war so offensichtlich. Hinter ihr schlug der Glockenton an, die Türen glitten auf. Die weiß behandschuhte Hand des Portiers schob sich vor die Lichtschranke.
    Der Ring, wollte sie sagen.
    „Würden Sie die Dame bitte nach unten fahren?“
    Stephan berührte sie leicht am Rücken. Dann stand sie im Inneren der Kabine, er hob die Hand zum Abschiedsgruß. Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken. Sie wollte lächeln, doch die Türen schlossen sich und sie gab den Versuch auf.
    Der Ring.
    „Mr. Sheffer hat nach Ihnen gesucht“, sagte der Portier. Bemerkenswert, wie er es schaffte, die Miene ausdrucksloser Höflichkeit zu wahren. „Möchten Sie ihm eine Nachricht hinterlassen?“
    „Ähm“, sie nestelte an einem Ohrstecker, aber das Ding saß immer noch fest, „richten Sie ihm aus, ich rufe ihn an.“
    „Das ging schnell“, kommentierte Marshall, als Violet zu ihm in den Wagen stieg.
    „Fahr los“, sagte sie. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie der Concierge das Foyer durchquerte. „Los!“
    Sie zog die Tür zu, Marshall gab Gas und ordnete sich in den stockenden Verkehr auf der Figueroa ein.
    Der Ring kreiste in ihrem Kopf. Der verdammte Ring. Das musste sie unbedingt Gabriel erzählen. Sie klappte die Sonnenblende herunter und musterte sich im Spiegel. Erfreut stellte sie fest, dass ihre Frisur gar nicht so schlimm aussah, wie sie geglaubt hatte, was ihr eine kindische Erleichterung verschaffte. Sie tastete nach dem Kettchen, doch griff ins Leere.
    „Shit“, entfuhr es ihr.
    „Bitte nicht.“
    Sie griff in ihr Dekolleté, doch die Libelle war nicht mehr da. Das durfte nicht wahr sein. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage hatte sie nun ein Schmuckstück verloren, das sie so viele Jahre getragen hatte, dass es ein Teil von ihr geworden war. Traurigkeit glitt über sie hinweg, als ihr bewusst wurde, dass sie es diesmal wohl nicht zurückbekommen würde.
    „Warst du auf der Flucht vor dem Sicherheitsdienst?“
    „Noch nicht.“ Sie klappte die Sonnenblende zurück. „Die haben mich knapp verpasst.“
    „Wie ist es gelaufen?“
    „Ich habe Adams Diamantohrringe geklaut.“
    „Du hast was?“ Schock überzog Marshalls Gesicht. „Was? Die Klunker in deinen Ohren, sind die echt?“
    „Ich fürchte ja.“
    „Scheiße.“ Er bremste zu hart und wechselte die Spur. „Willst du sie zurückgeben?“
    „Gute Frage. Ich habe den Verschluss nicht aufgekriegt. Sonst hätte ich sie dagelassen.“
    „Und jetzt fragst du dich, ob das ein göttliches Zeichen ist?“ Aus dem Augenwinkel sah sie sein Grinsen.
    „Sozusagen. Hängt nur davon ab, wie gut die Story ist, die du ihm erzählst, wenn er dich wutentbrannt anruft.“
    „Hat er schon.“
    „Wie bitte?“ Fassungslos starrte sie ihn an.
    „Er findet dich toll.“ Marshall grinste noch breiter, hielt seinen Blick aber auf die Straße gerichtet. „Er war nur etwas verwirrt. Er glaubt, er hätte was missverstanden. Die Sache mit dem Fenster war ihm auch nicht ganz klar.“
    „Hat er die Diamanten erwähnt?“
    „Mit keiner Silbe.“
    „Wow.“ Vielleicht hatte er noch nicht gemerkt, dass sie sie hatte mitgehen lassen. Sie rutschte im Sitzpolster hin und her, bis sie eine bequemere Position gefunden hatte.
    „Er wollte wissen, ob du einen Schuhfetisch hättest. Er wäre da sehr offen, müsste es nur wissen, dann geht er gern darauf ein.“
    „Ob ich ... was?“
    „Wegen der High Heels,

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