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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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wertvoll und rein und verdienen es, errettet zu werden
.
    Inez lächelte. „Ist das nicht wundervoll? Reinheit ist Erlösung. Und jeder kann ihrer Kirche beitreten.“ Die Schrift war verschnörkelt. „Aber seit sie zu den Etherlightmessen geht, verändert sie sich“, klagte die Mexikanerin. „Diese Leute, die sie dort kennengelernt hat, tauchen manchmal hier auf. Emily sagt, ich soll mich nicht darum kümmern. Aber sie sind schrecklich!“ Ihre Stimme sank ab. „Sie gibt ihnen einfach die Schlüssel. Und wenn sie kommt, geht sie mir aus dem Weg. Dreht mir den Rücken zu, wenn ich sie anspreche. Manchmal sucht sie etwas und bekommt Wutanfälle, wenn sie es nicht findet.“
    „Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?“
    „Vor zwei Tagen.“
    „Hat sie irgendetwas gesagt?“
    „Nur: ,Geh mir aus dem Weg und mach dich irgendwo anders nützlich’. Sonst nichts.“
    Violet hob eine Augenbraue. „Und da sind Sie noch hier?“
    Inez zuckte mit den Schultern. „Sie zahlt mir zwanzig Dollar die Stunde.“ Ein entschuldigendes Lächeln spielte um ihre Lippen. „Und sie kontrolliert nie die Stunden.“
    Inez schloss das Tor auf, sodass Violet nicht wieder das Gitter übersteigen musste. Der Zettel mit dem Bibelspruch steckte in ihrer Tasche, zusammen mit den schwarzen Kapseln und der AT & T Telefonrechnung. Den Dolce & Gabbana Fummel warf sie auf den Beifahrersitz. Während sie ausparkte, rief sie im Büro an. Marshall nahm erst beim zweiten Versuch ab. „Wie sieht’s aus?“, fragte sie.
    „Letzter Login war vorgestern, kurz nach Mittag in Baker.“
    „Kannst du noch ein paar Sachen für mich checken?“ Sie lenkte den alten Saab zurück auf die Straße.
    „Klar.“
    „Großartig. Erstens, es gibt eine Kirche namens Etherlight. Die haben eine Kapelle in Oxnard und einen Fernsehkanal. Ich brauche ein paar Hintergrundinformationen.“ Durch die Leitung hörte sie Tasten klappern. „Dann habe ich GPS-Koordinaten.“ Sie gab ihm die Zahlen durch. „Kannst du mir sagen, was das ist?“
    Im Rückspiegel tauchte ein Polizeiwagen auf. Mit einem Fluch nahm Violet das Handy hinunter. Sie hob den Fuß vom Gas und wartete, bis die Cops außer Sichtweite waren, dann legte sie das Telefon zurück ans Ohr.
    „Check die Koordinaten zuerst. Die brauche ich in ein oder zwei Stunden.“
    „Und du?“
    Sie warf einen Blick auf die Uhrzeitanzeige im Cockpit. Kurz vor zwei, früher Nachmittag. „Ich fahre nach Vegas.“
    Sie brauchte fast eine Stunde, um die Peripherie von Los Angeles zu durchqueren. Danach dünnten sich die Auto-schlangen aus, und als sie die San Gabriel Mountains erreichte, war der Highway fast leer. Kein Mensch fuhr mitten in der Woche nach Las Vegas. Die riesige graue Interstate lag wie ausgestorben in der Nachmittagssonne. Vierspurig schnitt sie durch die Berge, teilte die Schutthalden des hoch gelegenen Victor Valleys und wälzte sich auf der anderen Seite der Tehachapi Mountains hinunter, hinter denen die Mojave Wüste begann. Violet überholte ein paar Trucks, folgte eine Zeit lang einem weißen Pick-up und hielt schließlich auf einem Rastplatz vor den Überresten einer Tankstelle, um mit Marshall zu telefonieren. Ein leichter Wind wehte und machte die Hitze erträglich.
    „Matavilya Crest.“ Stolz schwang in Marshalls Stimme.
    „Was ist das?“
    „Der Ort zu deinen GPS-Koordinaten. Er ist auf regulären Karten nicht verzeichnet.“
    „Ah.“ Sie musste die Augen zusammenkneifen, weil die Sonne blendete. Die Ebene zu beiden Seiten des Highways leuchtete in Sand- und Purpurtönen. „Wie komme ich da hin?“
    „Du verlässt die Interstate zwanzig Meilen hinter Baker an der Cima Road, folgst der Straße fünfzehn Meilen nach Norden und hältst nach einer Schotterpiste Ausschau, die linker Hand abzweigt und auf ein Hochplateau führt.“
    „Und dort liegt Matavilya Crest?“ Sie stockte bei dem Versuch, den Namen auszusprechen. „Was ist das? Ein altes Indianerdorf?“
    „Matavilya Crest ist eine Villa, die ein Zeitungsmillionär in den Sechzigern gebaut hat. Der Mann ist 1985 gestorben und seitdem steht das Haus leer, weil die Erben sich nicht einigen können. Sicher, dass sich deine Schwester da oben versteckt?“
    Sie stieß einen Stein beiseite. „Keine Ahnung. Es ist meine einzige Spur.“
    „Viel Glück“, sagte Marshall. „Und mach keine Dummheiten.“
    Violet stieg in ihren Wagen und fuhr zurück auf den Highway. Die Interstate schwang sich in weitem Bogen hügelabwärts, folgte dem

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