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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Ufer eines ausgetrockneten Salzsees und verlief weiter nach Osten. Eine Eisenbahnstrecke wurde in der Ferne sichtbar, dahinter die Berge am Horizont. Sie ließ Baker hinter sich, eine Ansammlung von Tankstellen und Fast-Food-Restaurants und hielt Ausschau nach ihrer Abfahrt.
    Die Cima Road begann als asphaltierte Straße, verwandelte sich jedoch nach zehn Meilen in eine Sandpiste. Mit leiser Besorgnis registrierte Violet, dass die Nadel ihrer Benzinanzeige dem letzten Drittel der Skala entgegenstrebte. Vielleicht hätte sie in Baker tanken sollen. Doch jetzt wollte sie nicht mehr umdrehen und die zwanzig Meilen zurückfahren.
    Am Straßenrand tauchte ein rostiges Autowrack auf. Weit entfernt bewegte sich eine Silhouette zwischen den Joshuabäumen, die aussah wie eine Hyäne. Sie nahm den Fuß vom Gas und versuchte, genauer zu erfassen, was es war. Vielleicht ein Kojote oder ein wilder Hund, denn Hyänen gab es hier nicht. Etwas irritierte sie an der Art, wie das Tier sich bewegte. Dann verschwand es in einer Senke und tauchte nicht wieder auf.
    Die Abzweigung, die Marshall ihr beschrieben hatte, fand sie nur durch Zufall, doch danach führte die Piste stetig aufwärts in ein Labyrinth rostbrauner Felsen und Violet wusste, dass sie auf dem richtigen Weg war. Die Sonne hing tief, als sie endlich die Hochebene erreichte. Matavilya Crest schien zuerst eine Fata Morgana, ein flimmernder Umriss am Horizont. Aus dem Dunst schälten sich eine Mauer, die Dächer mehrerer Häuser, Palmenwipfel und ein Glockenturm. Wie ein Fort aus der Zeit der spanischen Konquistadoren, wären da nicht das Stahltor gewesen und die Mauerkronen aus Stacheldraht. Das Anwesen wirkte einsam, aber nicht verfallen. Reifenspuren führten zum Tor. Offenbar hatten die Erben sich zwischenzeitlich geeinigt. Sie bremste und studierte das Bronzeschild an der Mauer. Eine stilisierte Sonne bedeckte die obere Hälfte der Tafel, darunter stand in goldenen Lettern: Church of Etherlight.
    „Großartig“, murmelte sie. „Volltreffer.“

5
    D
ie Decke vibrierte, winzige Putzbrocken trafen Gabriel im Nacken. Er vermutete, dass sich seine Zelle unterhalb des Haupttors befand. Immer, wenn ein Wagen die Einfahrt durchfuhr, bebte die Struktur unter den Erschütterungen. Die Handschellen schnitten ihm ins Fleisch, doch es gelang ihm nicht, sich weit genug aufzurichten, um die Arme zu entlasten. Der Schmerz in seinen Beinen war zu einem dumpfen Pochen abgeklungen. Sein Blick glitt über den Boden, verharrte am Rand eines Lichtkegels und tastete sich zurück zu seinen Füßen, die Beine herauf zu den Knien. Der Stoff seiner Jeans glänzte schwarz vom Blut.
    Im Augenwinkel erfasste er die Pistole mit dem Schalldämpfer, die Carl auf den Holzstuhl gelegt hatte. Er fror, wo der Schweiß auf seiner Haut zu trocknen begann.
    „Du ermüdest mich.“ Carls Stimme hallte aus weiter Ferne in Gabriels Geist. Er trieb in einem Fieberrausch, der seine Sinne abstumpfte und Carls Worte zu Echos verzerrte. „Du strapazierst meine Geduld.“ Carl war ein Schatten, jetzt schrie er fast, ganz nahe an seinem Gesicht. „Kannst du mir nicht wenigstens den verdammten Namen geben? Wie heißt dieser Scheißengel?“
    Ein Tritt gegen seine zerschmetterten Knie explodierte in seine Lethargie. Ein Schmerzensschrei stieg ihm in der Kehle auf, sein Magen rebellierte. Carl packte ihn beim Haar und zwang seinen Kopf in den Nacken. Ihre Blicke bohrten sich ineinander. Hass flocht sich um die Schmerzen.
    „Ich werde dich töten“, stieß Gabriel hervor.
    Dumpf krachte das Tor über ihm ins Schloss. Die Decke zitterte.

    Die Frau, die ihr das Tor geöffnet hatte, stellte sich als Nicole vor und lotste Violet mit ihrem Golfwägelchen zu einem Parkplatz neben der Kapelle. „Haben Sie Ihr Gepäck im Auto?“
    „Gepäck?“ Violet schlug die Tür zu und schloss ab. Sie betrachtete die parkenden Fahrzeuge. Emilys Wagen war nicht darunter. Falls sie immer noch ihren hellblauen Lexus SUV fuhr, mit dem sie an Thanksgiving bei Mom aufgetaucht war. Vielleicht hatte Stephan ihr inzwischen einen hübschen kleinen Porsche geschenkt.
    „Ist das hier ein Hotel?“
    Verwirrung glitt über Nicoles Züge. „Kommen Sie nicht von Oxnard?“
    „Nein.“ Vorsichtig musterte Violet die Frau. Nicole war etwas jünger als sie, vielleicht Ende zwanzig, mit einem unauffälligen Gesicht. „Ich bin hier, um meine Schwester zu besuchen.“
    Misstrauen verdunkelte Nicoles Blick. „Dann wurden Sie nicht

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