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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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schob sie sich rückwärts aus dem Raum, Emily dicht neben sich. Gabriel machte keinen Versuch, sie aufzuhalten. Er stand nur da und sah sie an.
    „Er lügt“, stieß Emily hervor, als sie von der Rampe sprangen.
    „Was meinst du?“
    „Ich wollte seine Autoschlüssel nicht klauen. Ich wollte nur nachsehen, ob ihr noch wach seid und dann war er plötzlich im Raum und hat mir den Hut und die Handschuhe abgerissen.“
    „Schon gut“, murmelte Violet. „Schon gut. Baby, wir fahren zu mir.“
    Ihr schwamm der Kopf. Sie war erschöpft, wütend und unglücklich zugleich und fühlte sich nicht in der Lage, mit ihrer Schwester zu diskutieren, wer von beiden gelogen hatte. Schnell überquerten sie den Hof und liefen die Auffahrt hinunter. Das Pferd aus Stahl und Lichterketten funkelte in allen Farben. Sie zog ihr Handy heraus und wählte eine Taxinummer.

22
    „G
eh doch zum Teufel“, stieß Gabriel hervor. Er starrte auf die Flügeltüren, die leicht im Wind bebten. „Geh doch!“, brüllte er. Er ließ sich gegen die Wand sinken. Obwohl alles in ihm schrie, ihr nachzulaufen und sie aufzuhalten, gab er der Regung nicht nach. Zur Hölle mit ihr und ihrem verdammten Eigensinn. Wenn sie nicht fähig war, seinen Rat anzunehmen, wer war er dann, ihr seinen Willen aufzuzwingen? Er konnte sie nicht mit Gewalt hindern, dass sie sich mit einer Kreatur zusammentat, die sie über kurz oder lang in Stücke reißen würde, wenn sich kein anderes Opfer in Reichweite befand, um ihren Blutdurst zu stillen. Und der Blutdurst würde unweigerlich kommen. Die Verwandlung war bereits so weit fortgeschritten, dass er sicher war, dass sie begonnen hatte, Beute zu reißen.
    Er zog sein Telefon hervor und suchte nach Keith’ Nummer. Zu seiner Überraschung hob Keith tatsächlich ab.
    „Schläfst du schon?“, fragte er.
    „Nein, ich betrinke mich.“ Keith’ Stimme klang schleppend. „Warum?“
    „Wo bist du?“
    „Bei mir.“
    Gabriel ließ sich nach vorn sinken und stützte den Kopf auf eine Hand. „Brauchst du Gesellschaft beim Saufen?“
    Keith kicherte. „Klar. Mission Road, Ecke Baldwin Street, gleich hinter dem Lincoln Park. Unten an der Ecke ist ein Schnapsladen, die haben rund um die Uhr geöffnet und verkaufen überteuerten Whisky.“
    „Ich komme.“
    „Was ist mit deiner Süßen? Violet?“
    „Violet?“ Seine Kehle war so zugeschnürt, dass er die Worte kaum über die Lippen brachte. „Tja, das ist genau das Problem.“ Keith bewegte sich ein wenig unstet, als er die Tür öffnete. Seine Augen waren glasig und blutunterlaufen. Er trug noch immer seine blutbespritzten Klamotten. Sein Schwert und die Pistole lagen auf der Küchenablage, als habe er sie dort fallen lassen und nicht einmal angefasst, um sie zu reinigen. Gabriel stellte die Papiertüte mit dem Alkohol auf den Wohnzimmerboden.
    „Wie geht’s dir?“
    „Beschissen.“ Keith griff nach einer halb leeren Flasche Whisky, nahm einen langen Zug und reichte sie Gabriel. „Auf Alessandro. Und die anderen armen Schweine, die es nicht geschafft haben.“
    „Er war dein Freund, nicht wahr?“
    „Mein bester Freund.“ Keith ließ sich in einen Sessel fallen. „Wir waren wie Brüder, Mann. Ich hab die ganze Zeit gehofft, dass er nur untergetaucht ist. Mal eine Auszeit brauchte, verstehst du? Dass das nichts mit diesen scheiß Entführungen zu tun hat. Und dann, in dieser scheiß Klinik ...“ Er brach ab und wischte sich übers Gesicht. Seine Augen glänzten verräterisch. „Hey Mann, ich bin froh, dass wir wenigstens deinen Vater gefunden haben. Und die anderen.“
    Gabriel reichte ihm die Flasche zurück. „Du wirst ihn nicht vergessen. Andere werden ihn auch nicht vergessen. Ein Stück von den geliebten Toten lebt immer in uns weiter.“
    Keith starrte ihn an. „Aus welchem Buch ist das?“
    „Wieso?“
    „Weil es gut ist, Mann.“
    „Es ist aus keinem Buch.“ Gabriel ließ sich zu Boden sinken und lehnte seinen Rücken gegen die Wand, sodass er Keith gegenübersaß. „Ein Freund hat das einmal zu mir gesagt.“
    „Lebt er noch?“
    „Ja.“ Der Whisky glühte rauchig auf seiner Zunge, brannte sich seine Kehle hinab und schmolz das Eis in seinem Magen. Nicht alles, das nicht.
    „Wie geht’s deinem Vater?“, fragte Keith.
    „Er ist noch nicht aufgewacht. Pascal hat ein Auge auf ihn.“
    „Gut.“ Keith nahm einen tiefen Zug. „Was ist jetzt mit Violet? Hat sie dich verlassen?“
    „Es ist kompliziert.“
    „Das ist es immer.“
    „Wir

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